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Servette im Chaos

Servette FC befindet sich in einer schweren finanziellen Krise und vor dem Aus.

Von Marco Keller

Servette FC erreichte in der Saison 1978/79 den absoluten Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, als man die Liga, den Schweizer Pokal, den Schweizer Ligapokal und den Alpen-Pokal gewinnen konnte. Außerdem stand das Schweizer Team in der Saison 2001/02 im Achtelfinale des UEFA-Pokals.

Kurz vor dem Bankrott
Diese guten Zeiten liegen jedoch weit zurück. Am vergangenen Dienstag musste der 17-malige Schweizer Meister seine Konten einem Gericht in Genf offen legen und steht somit kurz vor der Pleite. Vorausgegangen war ein finanzieller Alptraum, der sich über zweieinhalb Jahre hinzog.

Rückzug der Investoren
Die wirtschaftlichen Turbulenzen begannen im Oktober 2002, als der französische Sender Canal Plus die fünfjährige Zusammenarbeit mit Servette beendete, indem er seinen 43,2-Prozent-Anteil an dem Klub verkaufte - in dieser Zeit hatte Servette den Titel in der Saison 1998/99 und den Schweizer Pokal zwei Jahre später gewonnen.

Senderos-Verkauf
Dennoch schaffte es der Klub, die folgende Saison zu überleben, weil Verteidiger Philippe Senderos zu Arsenal FC verkauft wurde. Als der französische Spielervermittler Marc Roger den Klub im Februar 2004 kaufte, hatte das Unheil bereits seinen Lauf genommen.

Vermarktung des neuen Stadions
Roger wollte den Verein schon ein Jahr zuvor kaufen, doch er konnte den ursprünglichen Preis von 2,4 Millionen Euro nicht bezahlen. Schließlich konnte er zumindest die 87-prozentige Mehrheit der Aktien übernehmen und somit die Rechte an der Vermarktung des neuen La-Praille-Stadions erwerben.

Ambitionierte Pläne
Großspurig versprach Roger, die 2,8 Millionen Euro Schulden zu tilgen. Dabei setzte er auf die Hilfe des ehemaligen Präsidenten von Real Madrid CF, Lorenzo Sanz. Außerdem wollte er aus Servette ein Team formen, das den FC Basel 1893 in der Schweiz herausfordern kann.

Kaufrausch
Um das Ziel zu erreichen, verpflichtete er nicht weniger als 21 Spieler. Darunter befanden sich Stars wie Christian Karembeu und Viorel Moldovan, die großzügig bezahlt wurden. Das Team hatte jedoch keine Zeit, eine Einheit zu werden und schied gegen Ferencvárosi TC aus dem UEFA-Pokal aus, bevor die Gruppenphase überhaupt begann.

Trainerwechsel
Wenig besser lief es in der Liga. Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ging man mit einem Drei-Punkte-Abzug in die Saison. Trainer Marco Schällibaum konnte wenig bewegen und wurde von Roger entlassen. Nachfolger Adrian Ursea hat aber nur unwesentlich mehr Erfolg.

Alarmglocken schrillen
Abseits des Rasens ging es noch chaotischer zu. Roger schaffte es nicht, die Schulden abzubauen, und Servettes finanzielle Situation ließ die Alarmglocken schrillen. Die Situation ist klar: Wenn der Verein keine neuen Investoren findet und seinen derzeitigen Schuldenberg von 6,5 Millionen Euro abbaut, geht der Verein bankrott.

Stichtag
Als die Verantwortlichen des Vereins letzte Woche die Konten an das Genfer Gericht schickten, baten sie um einen Aufschub des Insolvenzverfahrens. Darüber wird das Gericht am 21. Januar entschieden. Nachdem sie seit September nicht mehr bezahlt worden sind, haben einige Spieler bereits die Notbremse gezogen und den Verein verlassen.

Karembeus Glaube
Roger sucht unterdessen weiter nach neuen Geldgebern. Konsortien aus Katar und Russland machte er bereits den Hof. "Es gibt zwei viel versprechende Kandidaten, und ich hoffe, die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen", sagte er neulich. Kapitän Karembeu glaubt immer noch daran. "Ich stehe zu 100 Prozent hinter Servette, auch wenn hier finanziell nicht alles glatt läuft. Ich glaube fest daran, dass der Klub gerettet wird."

Wenig Hoffnung
Die Schweizer Zeitungen berichteten kürzlich, dass Roger sein Haus in Rolle verlassen musste, weil er die Miete für die letzten drei Monate nicht zahlen konnte. In Genf, wo es an Finanzexperten nicht mangelt, befürchten die meisten, dass dies nur der Vorgeschmack auf das ist, was Servette in den nächsten Wochen blühen dürfte.

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