Streller: "Ich komme wieder"
Donnerstag, 5. August 2004
Artikel-Zusammenfassung
Der Schweizer Nationalspieler und Stürmer des VfB Stuttgart ist wieder auf dem Weg der Besserung.
Artikel-Aufbau
Von Alois Urban
Den 30. Mai 2004 wird Marco Streller wohl nie vergessen. In einem Vorbereitungstrainingslager der Schweizer Nationalmannschaft auf die UEFA Europameisterschaft in Portugal brach nach einem Zweikampf mit Teamkollege Marco Zwyssig das Schien- und Wadenbein des Stürmers.
Operation und Emotionen bei Streller
Schwer verletzt wurde Streller nach Basel geflogen und dort sofort operiert. Mit der komplizierten Verletzung platzte für den begabten Angreifer der Traum von der EURO. Statt sein Können auf internationaler Bühne zu präsentieren, lag der Schweizer nach dem operativen Eingriff, in dem ein Marknagel in den Röhrenknochen des gebrochenen Schien- und Wadenbeins eingesetzt wurde, frustriert und mit Schmerzen im Krankenhaus. „Als ich mit meiner Freundin in Basel zur Physiotherapie gefahren bin, sind mir im Auto die Tränen gekommen“, gesteht der Offensivspieler, den die erste schwere Verletzung in seiner Karriere wie aus dem Nichts aus der Erfolgsspur gerissen hat.
Sprung in die Bundesliga
Nach starken Leistungen beim FC Basel wurde Streller in der Winterpause der Saison 2003/2004 vom VfB Stuttgart für rund drei Millionen Euro verpflichtet und mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet. In seinen ersten 13 Spielen für den VfB erzielte der 1,91m große Stürmer drei Tore. Seine guten Auftritte im Dress der Schwaben deuteten an, dass sich Streller auch in der Bundesliga durchsetzen kann. Die Europameisterschaft war ebenfalls fest im Terminkalender des Schweizer Nationalspielers vorgemerkt, doch innerhalb eines einzigen Zweikampfes an diesem verflixten 30. Mai waren die Träume des Shootingstars geplatzt.
Rehabilitation
Knapp zehn Wochen nach seiner Operation blickt der in Basel geborene Streller wieder optimistischer in die Zukunft. Die Rehabilitation verläuft ohne Probleme: Der 23-Jährige absolvierte zunächst ein sechswöchiges Aufbauprogramm in Basel, inzwischen arbeitet er in Stuttgart hart an seiner Rückkehr. Der Hoffnungsträger der Stuttgarter Offensive bekommt tägliche Lymphdrainagen und fährt regelmäßig Fahrrad, er baut Muskulatur im Kraftraum auf und versucht mit Aquajogging konditionelle Defizite zu kompensieren - regelmäßige Massagen runden das Reha-Programm ab.
„Ich werde wiederkommen“
Zwar hat der Stürmer gelegentlich noch leichte Schmerzen, trotzdem sieht Streller aber die täglichen Fortschritte und sagt voller Überzeugung: „Ich werde wiederkommen. Ich glaube an mich und weiß, was ich kann. Ich hoffe, dass ich bis Mitte oder Ende November wieder fit bin.“
Hilfe des VfB
Dabei kann er auf die volle Unterstützung des VfB Stuttgart setzen. Der Club weiß, was er an dem Offensivtalent hat. Trotz der langen Verletzungspause des Angreifers wurde für die Spielzeit 2004/2005 kein weiterer Stürmer verpflichtet. Ein deutliches Signal des VfB, dass Marco Streller nach den schweren Wochen gut getan hat. „Das hat mich wirklich glücklich gemacht, denn es zeigt, dass der Verein auf mich setzt“, erklärte der 23-Jährige. Mindestens genauso wichtig war zudem die Teilnahme des Rekonvaleszenten am Trainingslager des VfB im österreichischen Going. Obwohl Streller noch kein Mannschaftstraining absolvieren kann, wurde durch seine Anwesenheit die Bindung zur Mannschaft aufrechterhalten und das Zugehörigkeitsgefühl zum Team gestärkt.
Babbel als positives Beispiel
Alles Dinge, die die Genesung der Nummer neun des VfB fördern. Dabei behilflich sind auch die Gespräche mit Neuzugang Markus Babbel. Der Verteidiger, der während seiner Zeit beim FC Liverpool wegen einer Nervenkrankheit sogar gelähmt und über einen Zeitraum von acht Monaten teilweise an den Rollstuhl gefesselt war, gilt als Symbol für die Rückkehr in den Hochleistungssport nach einer schweren Krankheit.
Streller willensstark
Marco Streller will es ebenfalls schaffen und nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch dem VfB Stuttgart das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen und an seine Leistungen vor der Verletzung anknüpfen. Der 23-Jährige kann sich auf Grund des bisherigen Heilungsprozesses große Hoffnungen machen, in Zukunft wieder mit der gleichen Gefährlichkeit in der Bundesliga und der Schweizer Nationalmannschaft zu stürmen. Jeder wünscht dem Schweizer, der die bisher schwierigste Aufgabe in seiner jungen Karriere zu bewältigen hat, dabei viel Glück.