Deutsche Schiedsrichter fit für neue Saison
Mittwoch, 28. Juli 2004
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Der Deutsche Fußball-Bund lud seine Schiedsrichter zu einem sechstägigen Lehrgang ein.
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Von Manfred Christoph
Deutschlands Schiedsrichter sind nach einem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisierten Kurs optimal auf die anstehende neue Bundesliga-Saison vorbereitet.
Sechstägiger Lehrgang
Zum ersten Mal wurden die 44 Unparteiischen, die in den beiden höchsten Spielklassen pfeifen, zu einem sechstägigen Lehrgang nach Altensteig-Wart im Schwarzwald eingeladen. "Die Resonanz und die Zufriedenheit mit den Inhalten des Lehrgangs waren durchweg positiv", sagte Hellmut Krug, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und Leiter der DFB-Abteilung Schiedsrichter.
Schiedsrichter und Beruf
Für DFB-Lehrwart Eugen Strigel, ebenfalls ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter, ist das größte Problem der heutigen Unparteiischen, Schiedsrichterwesen und berufliche Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. "Die Schiedsrichter stoßen an ihre Grenzen, weil sie ja auch immer Urlaub nehmen müssen", erklärte er.
Keine Profis
In Kürze wird der DFB-Schiedsrichterausschuss tagen, dabei steht auch das Problem der beruflich eingespannten Unparteiischen auf der Tagesordnung. Doch Krug betonte, dass man in Deutschland keine Profi-Schiedsrichter befürworte. "Das ist nach wie vor kein Thema für uns", sagte er.
Fitness-Test
Im Rahmen des Lehrgangs wurde auch ein Regeltest durchgeführt, den alle 44 Teilnehmer bestanden. Zudem standen körperliche Untersuchungen auf dem Programm, in deren Rahmen die Schiedsrichter den Cooper-Fitness-Test absolvieren - und somit in zwölf Minuten mindestens 2700 Meter laufen - mussten. Drei Unparteiische - Markus Schmidt, Christian Schössling und Holger Henschel - konnten aufgrund von Verletzungen nicht an dem Test teilnehmen, dürfen ihn aber am 12. August nachholen. Krug lobte die Lehrgangsteilnehmer: "Das war alles tadellos, wie auf diesem Niveau nicht anders zu erwarten."
Marathon gelaufen
Markus Merk, der Anfang Juli das Endspiel der UEFA EURO 2004™ zwischen Portugal und Griechenland in Lissabon geleitet hatte, hat sich unterdessen nach seinen Einsätzen bei der EM in Form gehalten. Der 42-jährige Zahnarzt aus Kaiserslautern nahm wenige Wochen nach dem Finale an einem Marathon teil, während sich seine Kollegen auf kürzeren Laufstrecken auf die neue Saison vorbereiteten.
Neues Element
Medienschulung, ein neues Element im umfassenden Ausbildungsprogramm, erwies sich als nützliche Neuerung. "In der heutigen Medienlandschaft müssen Schiedsrichter professionell vorbereitet sein", sagte Strigel. "Die Kommunikationsschulung hat sich aus meiner Sicht bewährt, alle waren von den Inhalten sehr angetan."
Gelbe Karten
Für die Saison 2004/05 soll vor allem auf eine einheitliche Regelauslegung hingearbeitet werden, auch wenn es kleinere Änderungen im Regelwerk gegeben hat. Ab Beginn der neuen Spielzeit am 6. August werden Spieler, die andeuten, ihr Trikot ausziehen zu wollen, verwarnt. "Jeder, der seinen Kopf mit dem Trikot bedeckt, sieht die Gelbe Karte", erklärte Strigel.
Kulturelle und religiöse Gründe
Bislang wurden Spieler nur verwarnt, wenn sie ihr Trikot komplett auszogen. Die neue Regel greift aus kulturellen und religiösen Gründen weltweit. "Natürlich hat niemand etwas gegen Freude und Jubel", sagte Volker Roth, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses und der UEFA-Schiedsrichterkommission.
Gefährlicher Jubel
Doch er betonte, dass "das Ausziehen des Trikots in islamischen Ländern als Beleidigung der Zuschauer angesehen wird." Zudem berichtete er, dass es in Südamerika schwere Verletzungen auf den Zuschauerrängen gegeben habe, als Fans das in die Menge geworfene Trikot fangen wollten.