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Bundesliga setzt auf aktive Erholung

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Regeneratives Training während des Urlaubs haben sich in der Bundesliga als Standard durchgesetzt.

Von Alois Urban

Sommer, Sonne, Strand und Meer – das ist in den schönsten Wochen des Jahres, im Sommerurlaub, angesagt. Wer aber denkt, dass Deutschlands Bundesligaspieler während der momentanen Sommerpause vier Wochen lang am Stück nur faul am Strand liegen und das schöne Leben genießen, liegt weit daneben, denn seit vielen Jahren hat sich in der Bundesliga ein Begriff fest etabliert: aktive Erholung!

Regenerative Trainingsvorgaben
Das heißt konkret, dass alle Bundesligavereine ihren Spielern Trainingspläne mit in die „Ferien“ geben, und damit liegen sie aus sportmedizinischer Sicht genau richtig, bestätigt Prof. Dr. Kindermann, der langjährige Internist der Deutschen Fußball Nationalmannschaft, und Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes uefa.com: „Längere Trainingspausen führen zu einer teilweise deutlichen Abnahme der vorher mühsam erworbenen Anpassungen beispielsweise im Herz-Kreislaufsystem und Muskelstoffwechsel. Im Extremfall kann es sogar zu einem Entlastungssyndrom mit körperlichen Beschwerden kommen. Ein reduziertes Training kann diesen Leistungsabfall bremsen. Mit Beginn des Mannschaftstrainings wird sich der Spieler sehr viel schneller an die neuen Trainingsreize gewönnen und mit positiven Trainingseffekten reagieren. Gleichzeitig ist ein bereits während des Sommerurlaubs durchgeführtes Bewegungstraining eine wirksame Verletzungsprophylaxe. Muskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke sind bereits „warm gelaufen“. 

Wissenschaftliche Analyse-Methoden
Dies alles wissen die Vereine, die sich unisono wissenschaftlicher Analyse-Methoden bedienen. Der FC Bayern München lässt seit Jahren nach der Sommer- und Winterpause für den kompletten Kader bei Prof. Dr. Kindermann eine umfangreiche Leistungsdiagnostik durchführen, Bundesligaabsteiger 1. FC Köln arbeitet mit der Wissenschaftlichen Abteilung der Deutschen Sporthochschule in Köln zusammen, ein Laktat-Test, bei dem die Milchsäure im Blut der Spieler nach einer Belastung analysiert wird, dient bei allen Klubs als Grundlage für die Trainingsplanung in der Saisonvorbereitung.

Erhöhter Leistungsdruck
Der Grund für die umfangreichen Maßnahmen ist klar: bei zunehmender Leistungsdichte wollen die Vereine nichts dem Zufall überlassen. Die Profis sind das wichtigste Kapital der Klubs, im oberen Leistungssegment Erste Fußball Bundesliga entscheiden immer öfter Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg.

Selbstdisziplin der Profis
Bei den Spielern hat sich durch erhöhten Konkurrenzdruck und stark leistungsbezogene Verträge längst eine gesunde Selbstdisziplin eingestellt, auf die auch Hannover 96-Trainer Ewald Lienen setzt. Er erklärte gegenüber uefa.com: „Wir setzen auf Eigenverantwortung. Die Spieler haben vier Wochen Urlaub. In den ersten 14 Tagen sollen sie komplett abschalten, was auch mental wichtig ist. Danach müssen sie aber täglich eine Stunde aktive Regeneration betreiben. Wir verordnen ein leichtes einstündiges Lauftraining, zusätzlich müssen sie an der stabilisierenden Bauch- und Rückenmuskulatur arbeiten. Keiner kann es sich erlauben, nichts zu tun.“
Der VfL Borussia Mönchengladbach hat bereits als erster Verein mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Die Begründung von Trainer Holger Fach: „Der Substanzverlust wäre sonst viel zu hoch.“

Optimale Trainingsdosierung
Prof. Dr. Kindermann erklärt uefa.com die optimale Trainingsbelastung während des Urlaubs: „Nach einer Erholungsphase sollte zunächst lustbetont Sport getrieben werden (z. B. Tennis). Nach dieser aktiven Regeneration sollten dann aber zunehmend konditionelle Elemente, z. B. Laufeinheiten, durchgeführt werden. Die Intensität sollte aber niedrig sein, also im Zweifelsfall besser langsamer und länger laufen als schnell und kurz. Entscheidend ist, dass man sich regelmäßig bewegt und nicht quält.“

Kontrolliertes Training
Neben der von Hannover 96 gewählten Eigenverantwortung setzen einige Bundesliga-Klubs auch auf kontrollierbare Trainingsmethoden via Pulsuhren, die neben der Herzfrequenz auch die Zeitintervalle und Trainingsdauer erfassen.
Nach der Rückkehr aus der Sommerpause werden die Daten der Profis in Computer eingelesen und anschließend analisiert.

Augen offen halten
Wenn sie also dieser Tage irgendwo an einem der schönen Strände Europas liegen und sich wundern, warum auffällig gut trainierte junge Männer am Strand entlang joggen anstatt die Dolce Vita zu genießen, halten sie die Augen offen – vielleicht ist ja einer ihrer Lieblingsspieler aus der Bundesliga dabei, denn Deutschlands Fußballprofis arbeiten auch im Urlaub an ihrer Fitness.

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