UEFA.com funktioniert besser bei anderen Browsern
Um das bestmögliche Erlebnis zu haben, empfehlen wir, Chrome, Firefox oder Microsoft Edge zu verwenden.

Nationalverbände

Ungarn will neues Kapitel aufschlagen

Ungarn hat dank großartiger Fußballer und bekannter Funktionäre seine Spuren im Weltfußball hinterlassen.

Ungarn will neues Kapitel aufschlagen
Ungarn will neues Kapitel aufschlagen ©Hulton Archive

Die ungarische Nation hat die Fußballwelt dank großartiger Spieler und bekannter Funktionäre entscheidend geprägt. Heute noch erinnern sich die Menschen an die Zeit vor 60 Jahren, als die ungarischen Fußballspieler um ihren Ausnahmekönner Ferenc Puskás technisch und taktisch den Ton angaben. Ungarn kann auf diese Akteure, die die internationale Szene bereichert haben, zurecht stolz sein. Nun aber will man ein neues erfolgreiches Kapitel in der Fußballgeschichte des Landes aufschlagen.

Das erste offizielle Spiel, das in dem mitteleuropäischen Staat ausgetragen wurde, fand am 9. Mai 1897 zwischen zwei Mannschaften des Budapesti Torna Club statt. In den folgenden Jahren wurde der Fußball immer beliebter. Die Stadtregierung von Budapest 1900 erwog sogar, den Sport aufgrund der vielen Verletzungen, die er mit sich brachte, zu verbieten. Am 19. Januar 1901 hatte der Fußball dennoch gesiegt, als in Budapest zwölf Vereine den Ungarischen Fußballverband (Magyar Labdarúgók Szövetsége - MLSZ) gründeten. Im gleichen Jahr wurde die erste Meisterschaft ausgetragen und 1902 debütierte die Nationalmannschaft in Wien gegen Österreich. Die Ungarn unterlagen mit 0:5.

Der MLSZ bestand auch während der österreich-ungarischen Monarchie weiter unabhängig fort und wurde 1906 Mitglied der FIFA. Nach dem Ersten Weltkrieg und Ungarns Unabhängigkeitserklärung wurde der Verband umstrukturiert: 1921 mussten sich die Spieler gegen Verletzungen versichern, und 1926 nahm die erste Liga professionelle Strukturen an. Zu diesem Zeitpunkt waren Klubwettbewerbe zwischen Mannschaften aus Mitteleuropa an der Tagesordnung. Die Nationalmannschaft nahm an der FIFA-WM 1934 und den Olympischen Spielen 1936 teil - allerdings ohne Erfolg. Bei der WM 1938 in Frankreich belegten die Magyaren aber Platz zwei.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Meisterschaft auf Eis gelegt und der Zustand der Spielfelder und Stadien verschlechterte sich erheblich. Nach Kriegsende begann man jedoch unmittelbar mit dem Wiederaufbau des Landes und, 1946 fand wieder eine Meisterschaft statt. Unter der kommunistischen Regierung setzte der Verband seine Arbeit unter dem Dach des Sportbüros fort.

Die Nationalmannschaft holte 1952 Olympia-Gold und im Jahr darauf, mit Spielern vom Kaliber eines Nándor Hidegkuti und Ferenc Puskás, schlug die Nationalelf England im Wembley-Stadion mit 6:3. Die Partie gilt heute noch als das "Spiel des Jahrhunderts". Nachdem sie im WM-Endspiel 1954 gegen die Bundesrepublik Deutschland verloren, nahmen auch einige der legendären Spieler ihren Abschied. 1956 marschierten die Sowjets in das aufstrebende Ungarn ein. Viele Spieler emigrierten ins Ausland und die politische Führung stellte ihre Unterstützung für den Fußball ein. Dennoch feierte die Nation weitere Olympia-Medaillen (1964 und 1968 Gold, 1972 Silber und 1960 Bronze). Bei den UEFA-Europameisterschaften 1964 und 1972 wurde Ungarn Dritter beziehungsweise Vierter.

In den 60er Jahren kamen die Ungarn ebenfalls zu WM-Ehren (1962 wurden sie Fünfter, 1966 Sechster). Flórián Albert wurde 1967 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Und auch die Klubs waren erfolgreich: Ferencvárosi TC gewann 1965 den Messepokal und wurde 1975 im Pokal der Pokalsieger Zweiter. Auch MTK wurde im letztgenannten Wettbewerb Zweiter (1964), und Videoton FCF musste sich im UEFA-Pokal 1985 erst im Endspiel geschlagen geben.

Die Nationalmannschaft aber konnte sich seit der WM 1986 nicht mehr für ein großes Turnier qualifizieren, auch wenn sie so namhafte Trainer wie Lothar Matthäus und Erwin Koeman anheuern konnte.

Seit 1989 ist der MLSZ eine demokratische, eigenständige Organisation. Mit Hilfe der Regierung wurden wichtige Projekte realisiert, wie der Wiederaufbau von Stadien und eine erstklassige Trainerausbildung.

2008 wurde die ungarische Kinder-Fußballvereinigung gegründet und damit die Nachwuchsförderung verbessert. Die Junioren-Nationalmannschaften des ungarischen Verbands haben bei verschiedenen Endrunden auf sich aufmerksam gemacht. 2008 erreichte Ungarn das Halbfinale der UEFA-U19-Europameisterschaft, ehe bei der FIFA-U20-Weltmeisterschaft 2009 sogar der dritte Platz heraussprang.

Am 20. Juli 2015 wurde der Deutsche Bernd Storck, der bereits als MLSZ-Sportdirektor gearbeitet hatte, zum ungarischen Nationaltrainer ernannt. Am 15. November 2015 qualifizierte sich Storcks Mannschaft nach 44 Jahren für die UEFA EURO 2016 in Frankreich, wo man als Sieger der Gruppe F die K.-o.-Phase erreichte.

Im November 2016 schaffte es die ungarische U19-Auswahl der Männer, als viertes von vier Junioren-Teams des Landes die Hauptrunde zu überstehen und zum ersten Mal in die Eliterunde einzuziehen.

Solche Erfolge passen zu einem Verband, der am 2. Mai 2009 ein erstklassiges Trainingszentrum für die Auswahlmannschaften eingeweiht hat. Das Trainingszentrum im Ort Telki, nahe Budapest, verfügt auch über ein Hotel. Die Ausbildungsstätte wurde von MLSZ, UEFA und FIFA gemeinsam finanziert. Unterstützung kam dabei vom UEFA-HatTrick-Programm und den FIFA-Goal-Projekten. Außerdem wurden über 75 Kunstrasenplätze errichtet.Von 2010 bis 2017 wurden bemerkenswerte 1 002 Fußballfelder errichtet; die Anzahl der Spieler (Amateure und Profis) stieg auf 255 525 an, zudem wurden in ganz Ungarn 31 Stadien gebaut oder modernisiert.

Das MLSZ-Stadienprogramm mit Unterstützung der Regierung ist noch nicht abgeschlossen. Im Rahmen dieses Projekts werden alle größeren und Mini-Stadien erneuert, zusätzlich entstehen im ganzen Land neue Arenen. Unter anderem bekamen die Erstligisten Ferencvárosi TC und Debreceni VSC eine neue Heimat. Zusätzlich soll bis 2018 der Bau eines neuen Nationalstadions abgeschlossen sein.

Präsident

Sándor Csányi

Sándor Csányi
Sándor Csányi©UEFA

Nationalität: Ungar
Geboren: 20. März 1953
Präsident seit: 2010

• Sándor Csányi hat einen Doktortitel an der Universität der Wirtschaftswissenschaften in Budapest gemacht und ist Bank-, Finanz- und Wirtschaftsexperte. Er arbeitete für das ungarische Finanzministerium, ehe er sich den Bankgeschäften widmete. 1992 wurde er Präsident von Ungarns größter kommerzieller Bank.

• In Ungarn für sein unternehmerisches Talent bekannt, wurde er im Juli 2010 fast einstimmig zum Präsidenten des Ungarischen Fußballverbands (MLSZ) gewählt. Zudem holte er Experten aus Bereichen wie der Wissenschaft oder dem Finanzsektor mit ins Boot.

• Zu seiner Aufgabe sagte Csányi: "Die Qualität des ungarischen Fußballs hat Einfluss auf die Stimmungslage im gesamten Land. Wir sollten kein einziges Talent vergeuden, alle hoffnungsvollen Spieler sollten im Fußball ihr Zuhause finden und am Ball bleiben. Das ist unsere Aufgabe." Am 24. März 2015 wurde er auf dem XXXIX. Ordentlichen UEFA-Kongress in Wien ins UEFA-Exekutivkomitee gewählt.

Generalsekretär

Márton Vági

Márton Vági
Márton Vági©UEFA.com

Nationalität: Ungar
Geboren: 4. Oktober 1962
Generalsekretär seit: 2010

• Márton Vági verließ die Außenhandels-Fakultät der Universität der Wirtschaftswissenschaften in Budapest im Jahr 1987 mit einem Abschluss in Volkswirtschaftslehre. Im gleichen Jahr wurde er Angestellter dieser Universität. 1994 erwarb er den Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften, von 1995 bis 2000 arbeitete er als Leiter der Abteilung für Mikroökonomie.

• Im Jahr 2000 übernahm Vági einen Posten bei der staatlichen ungarischen Armuts- und Treuhandanstalt, er wurde zunächst stellvertretender Geschäftsführer für Transaktionen und 2004 schließlich Geschäftsführer. 2006 wurde er zum Präsidenten der kurz zuvor gegründeten Nationalen Entwicklungsagentur ernannt, zudem war er Vorstandsvorsitzender von Firmen wie der ungarischen Elektrogesellschaft und der FHB Mortgage Bank Plc.

• Im Juli 2010 wurde Vági Generalsekretär des Ungarischen Fußballverbands (MLSZ). Er brachte es als Spieler bis zur dritten Liga und vor bis vor Kurzem selbst noch auf Amateurebene aktiv.