Vom Randsport zur Nummer eins
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Der Fußball hat sich in Finnland zur Sportart Nummer eins entwickelt.
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Britische Seeleute, Kaufleute und Geschäftsmänner brachten den Fußball um 1890 nach Finnland, auch finnische Lehrer-Schulen spielten eine wichtige Rolle bei der Einführung des neuen Sports, besonders die in Sortavala. Nachdem die ersten Regeln aus dem Schwedischen übersetzt wurden - ein Indiz dafür, wie eng der Kontakt zwischen den beiden skandinavischen Nachbarn war und ist - entstanden zu Beginn des neuen Jahrhunderts die ersten Fußballvereine. 1905 fand zum ersten Mal eine inoffizielle Meisterschaft statt.
Gleich von Beginn an wurde der internationale Kontakt gesucht. 1906 wurde in der finnischen Hauptstadt der erste Ländervergleich zwischen Unitas Helsinki und Sport St. Petersburg ausgetragen, die Gäste aus Russland entschieden die Partie mit 3:0 für sich. Für das Großherzogtum Finnland war der Kontakt mit dem zaristischen Russland genauso gut und rege wie mit Schweden.
Die Vertreter von sechs Vereinen gründeten 1907 in Helsinki den Finnnischen Fußballverband (Suomen Palloliitto - Finlands Bollförbund oder SPL-FBF), im darauffolgenden Jahr wurde der Verband als Mitglied der FIFA aufgenommen. Zu dieser Zeit gab es 15 Klubs im Land.
Sport spielte eine entscheidende Rolle auf dem Weg Finnlands zur Unabhängigkeit im Jahr 1917. Aufgrund des ländlichen Charakters dieses Staates dominierten hier die Einzelsportarten - wie Leichtathletik im Sommer oder das Ski- und Schlittschuhlaufen im Winter. Als Finnlands Fußballer 1912 Italien und Russland bei den Olympischen Sommerspielen in Stockholm schlugen, wurde ihr Erfolg vom Jubel des Landes über die Leichtathletik-Goldmedaillen überschattet.
Das erste Länderspiel über die volle Distanz fand 1911 in Helsinki statt, dabei gab es eine 2:5-Niederlage gegen Schweden. Doch kontinuierlich kamen mehr Mannschaften aus Europa zu Besuch. 1918 jedoch stoppte der Bürgerkrieg die weitere Ausbreitung des Fußballs. Alle Vereine der Verlierer des Krieges wurden aus dem Wettbewerb genommen und bis in die 1950er Jahre hinein ausgeschlossen.
Als schließlich alle Vereine unter dem Dach des SPL-FBF vereinigt wurden, stieg die Anzahl der Lizenzspieler und Fußball wurde der weit verbreitetste Sport im Land. Später wurde dem Verband der Status einer zentralen Sport-Organisation, die von der Regierung unterstützt wird, gewährt. Wegen der Unerfahrenheit des Verbands und den harten Klimabedingungen musste der Fußball jedoch hart darum kämpfen, vergleichbare Resultate wie die traditionsreicheren Sportarten zu erreichen.
Der Bau der großen Fußballhallen, die wegen der oftmals schwierigen klimatischen Bedingungen nötig wurden, kann in den späten 1970ern als Wendepunkt bezeichnet werden. Zahlreiche talentierte Spieler wie Aulis Rytkönen, Jussi Peltonen, Arto Tolsa, Jari Litmanen, Sami Hyypiä und Mikael Forssell sind ins Ausland gewechselt und haben das Niveau der Nationalmannschaft gesteigert. Gleichzeitig stieg damit auch das Ansehen des Fußballs in der Heimat - dennoch dauert das Warten auf die erstmalige Teilnahme an einem großen Turnier weiter an.
2009 veranstaltete der SPL-FBF die UEFA-Europameisterschaft für Frauen. Damit wurde nicht nur deutlich, wie reif der Verband mittlerweile geworden ist, sondern auch, welch große Fortschritte der Frauenfußball im vorangegangenen Jahrzehnt gemacht hat. Pro Jahr ist die Anzahl der Frauen und Mädchen, die Fußball spielen, um zehn Prozent gewachsen, zu Beginn des Jahres 2017 gab es in Finnland bereits mehr als 32 000 registrierte Spielerinnen. Der Erfolg der finnischen Frauen-Nationalelf unter Trainer Michael Käld ist ein wichtiger Faktor bei dieser Entwicklung. Bei der UEFA WOMEN'S EURO 2009 reichte es zwar nur für das Viertelfinale, doch für die Nation war das erste große Turnier, das in Finnland ausgetragen wurde, ein absoluter Höhepunkt in der Fußball-Geschichte. Unter Andrée Jeglertz hat eine neue Generation im Frauenfußball Fortschritte gemacht und sich für die UEFA Women's EURO 2013 qualifiziert, allerdings wurde die Endrunde 2017 verpasst.
Finnland darf sich auf ein weiteres großes Turnier freuen, denn 2018 findet hier die UEFA-U19-Europameisterschaft in Vaasa und Seinäjoki statt.
Präsident
Ari Lahti
Nationalität: Finne
Geboren am: 15. März 1963
Präsident seit: 2018
• Ari Lahti ist ein Investmentbanker und Wirtschaftsführer mit fast 30 Jahren Berufserfahrung auf den Kapitalmärkten. Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern und lebt in Helsinki.
• Seit 2006 ist Lahti Haupteigentümer und Vorstandsvorsitzender des finnischen Erstligisten Kuopion Palloseura. Er zeichnet sich durch große Fachkompetenz in der Fußballadministration in Finnland aus. Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender der finnischen Fußballliga, von 2007 bis 2018 Vizevorsitzender. Am 20. Januar 2018 wurde Lahti zum 16. Präsidenten in der Geschichte des Finnischen Fußballverbands gewählt.
• Am Tag seiner Wahl wurde ferner ein neues Verwaltungs- und Organisationsprogramm für den Verband genehmigt. „Ich bin überzeugt“, so Lahti, „dass wir uns an einem bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Verbands befinden. Das genehmigte Programm bietet uns eine echte Möglichkeit, den finnischen Fußball auf allen Ebenen voranzubringen.“
Generalsekretär
Marco Casagrande
Nationalität: Finne
Geboren: 4. April 1972
Generalsekretär seit: 2013
• Marco Casagrande hat einen Abschluss als Magister im Ingenieurswesen. Als Fußballer absolvierte er zwischen 1993 und 2005 insgesamt 223 Ligaspiele für TPS Turku und erzielte in dieser Zeit 28 Tore. Zum Ende seiner aktiven Karriere hin war er auch Vorsitzender der finnischen Spielervereinigung.
• Nach dem Ende seiner Profi-Laufbahn im Herbst 2005 blieb Casagrande TPS erhalten, erst als Trainer und später als Direktor für Entwicklung (2006 bis 2008) sowie Sportdirektor (2008 bis 2009). 2009 wurde er zum Geschäftsführer des Klubs aus Turku ernannt.
• Seit April 2013 ist Casagrande Generalsekretär des Finnischen Fußballverbands (SPL-FBF).