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#EqualGame-Konferenz mit Fokus auf Vielfalt

Die Kampagne für mehr Gleichstellung, Inklusion und Vielfalt im Fußball stand im Fokus der gemeinsam von der UEFA, dem Englischen Fußballverband und dem Netzwerk Fare organisierten #EqualGame-Konferenz in London.

Podiumsgespräch mit Piara Powar (Fare), Michelle Moore (Leadership Consultant), Peter Odemwingie (ehemaliger nigerianischer Nationalspieler), Scott Brooks (Global Sports Institute) und Pia Mann (Discover Football).
Podiumsgespräch mit Piara Powar (Fare), Michelle Moore (Leadership Consultant), Peter Odemwingie (ehemaliger nigerianischer Nationalspieler), Scott Brooks (Global Sports Institute) und Pia Mann (Discover Football). ©Thomas Lovelock

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin rief die europäische Fußballfamilie in seiner Ansprache bei der #EqualGame-Konferenz im Wembley-Stadion dazu auf, ihre Bemühungen um mehr Gleichstellung, Vielfalt und Inklusion fortzusetzen.

Die gemeinsam von der UEFA, dem Englischen Fußballverband (FA) und dem Netzwerk Fare organisierte zweitägige Konferenz am Dienstag und Mittwoch brachte Delegierte aus über 50 Ländern zusammen.

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin bei seiner Ansprache.
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin bei seiner Ansprache.©Thomas Lovelock

In seiner Eröffnungsansprache zeigte sich Aleksander Čeferin „beschämt“ über die Probleme, die den Fußball nach wie vor heimsuchen. „Ich schäme mich, dass wir heute, 2019, eine Konferenz zur Förderung der Vielfalt organisieren müssen. Wir schreiben das Jahr 2019, wie kann das sein? Dafür schäme ich mich. Ich schäme mich, dass hier in Europa kein Wochenende ohne diskriminierenden Vorfall in einem Fußballstadion, auf Amateur- oder Profiebene, vergeht.

Ich schäme mich, zusehen zu müssen, wie Einzelne fremdenfeindliche, sexistische und homophobe Äußerungen von sich geben, ohne sich dabei der verheerenden Auswirkungen und symbolischen Bedeutung ihrer Worte bewusst zu sein. Ich schäme mich, zusehen zu müssen, wie Spieler, Trainer und Offizielle ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit verstecken, aus Angst vor den Reaktionen unserer Fußballgemeinde. Dies zeigt, dass nach wie vor ein tief verwurzeltes Problem besteht.“

Der UEFA-Präsident lobte die Bemühungen jener, die sich für Veränderung einsetzen und zu mehr Gleichstellung und Gerechtigkeit aufrufen, und betonte die Kraft des Fußballs als „gesellschaftlicher Katalysator“: „Fußball ist ein Sport, der alle Unterschiede bezüglich Herkunft, Rasse, sexueller Orientierung und Religion beseitigt – die einzigen Farben, die auf dem Spielfeld zählen, sind die Trikotfarben. Wir müssen jedoch weiterhin mehr tun – mehr für andere Menschen, mehr für Solidarität, mehr für Vielfalt. Wir müssen es wagen, Dinge zu verändern; wir müssen es wagen, anders zu sein; wir müssen es wagen, intensiv in die Sensibilisierung unserer Kinder zu investieren.“

Greg Clarke, Präsident des Englischen Fußballverbands.
Greg Clarke, Präsident des Englischen Fußballverbands.©Thomas Lovelock

Greg Clarke, Präsident des Englischen Fußballverbands, betonte die Notwendigkeit, die vorhandenen Kontrollmechanismen zur Bekämpfung von Rassismus im Fußball zu überdenken. „Wir müssen in England mehr tun, auch hier bei der FA, wir müssen in ganz Europa mehr tun, und wir müssen es gemeinsam tun.“ 

Mit Blick auf die Maßnahmen der FA zur Bekämpfung von Rassismus, einschließlich der Schulung von Ordnern, erklärte er: „Es liegt eine übermäßige Verantwortung bei den Spielerinnen und Spielern, Vorfälle selbst zu melden – wir müssen diesbezüglich mehr unternehmen. Das sind wir ihnen schuldig.“ Greg Clarke bot Einblicke in weitere von der FA unternommene Schritte, darunter die Förderung der Vielfalt bei den Mitarbeitenden und die Einführung einer ähnlichen Regel wie der so genannten „Rooney-Regel“ im American Football für die Besetzung von Trainerstellen.

Delegierte aus über 50 Ländern bei der Konferenz.
Delegierte aus über 50 Ländern bei der Konferenz.©Thomas Lovelock

Am Eröffnungstag fanden unter anderem Podiumsgespräche über Vielfalt („Die Zukunft des Fußballs ist vielfältig“) und Frauen in Führungspositionen statt. Beim zweiten Gespräch sagte Anne Rei, Generalsekretärin des Estnischen Fußballverbands: „Wir müssen die Einstellungen verändern – Frauen sind dieselben Menschen wie Männer. Natürlich gibt es Unterschiede, doch sind wir alle gut ausgebildet und können die Aufgaben sehr gut wahrnehmen, und daran muss man als Führungsperson glauben. Ich hoffe sehr, dass wir, wenn wir in 10-15 Jahren über Führungspositionen sprechen, nicht mehr über ,Frauen in Führungspositionen′ und ,Männer in Führungspositionen′ sprechen werden.“ 

Zum Thema Fußball und Behinderung richtete der ehemalige Kapitän des englischen Fußballteams für Spieler mit zerebralen Bewegungsstörungen, Jack Rutter, bewegende Worte an die Versammlung. Er sprach über die Auswirkungen des Fußballs auf sein Leben, nachdem ein gewalttätiger Angriff seine Hoffnungen auf ein Leben als Profifußballer zunichte gemacht hatte. „Rund 18 Prozent der Bevölkerung in Europa hat eine Behinderung, doch haben diese Menschen eine Chance, Fußball zu spielen?“

Blick auf die Konferenzbühne bei der Ansprache von Mary Harvey, CEO des Zentrums für Sport und Menschenrechte.
Blick auf die Konferenzbühne bei der Ansprache von Mary Harvey, CEO des Zentrums für Sport und Menschenrechte.©Thomas Lovelock

Der zweite Tag begann mit den Worten von Andrej Pišl, Präsident von „Out in Slovenia“, einer Organisation, die sich für LGBT+-Rechte in der slowenischen Sportwelt einsetzt. Er betonte die Bedeutung von Breitensportaktivitäten unter Einbeziehung der LGBT+-Gemeinde: „Selbst sehr kleine Veranstaltungen können große Wirkung erzielen. Meine Bitte an Sie lautet, unterstützen oder organisieren Sie lokale Veranstaltungen, setzen Sie den Breitensport ein, achten Sie auf Sensibilisierung und bleiben Sie offen.“
Ein weiterer beeindruckender Redner war Bjørn Ihler, ein Überlebender des Terroranschlags 2011 in Norwegen und internationaler Experte für Extremismusbekämpfung, der sagte: „Um gegen gewaltsamen Extremismus vorzugehen, müssen wir einen Weg finden, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der wir Vielfalt zelebrieren, uns als unterschiedlich anerkennen, davon lernen und daran wachsen.“ 

Die Konferenz endete mit einer positiven Botschaft von Peter Odemwingie. Der ehemalige nigerianische Stürmer hatte am Vortag bei der Diskussion über Vielfalt von den Veränderungen gesprochen, die er im Laufe der Zeit in Russland, wo er aufgewachsen ist und gespielt hat, feststellen konnte. Als er seinen Rücktritt als Fußballer bekanntgab, sagte er: „Wir werden auf jeden Fall gewinnen. Ich habe es oft gesagt – es hat sich schon Einges verändert, dies ist der letzte Schritt.“