Neue UEFA-Schiedsrichter eingewiesen

Europas neue Schiedsrichterelite bekam in Lissabon einen detaillierten und eindrucksvollen Einblick in die bevorstehenden Aufgaben und die Anforderungen, die der moderne Fußball an seine Schiedsrichter stellt.

Italiens Schiedsrichterlegende Pierluigi Collina, der in seiner aktiven Karriere die wichtigsten Partien in Europa und weltweit leiten durfte, ist inzwischen der oberste Schiedsrichterverantwortliche der UEFA und war in dieser Rolle nun dafür verantwortlich, die "neuen" europäischen Eliteschiedsrichter in einem Einführungskurs in Lissabon auf die bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten.

In einer umfangreichen und intensiven Präsentation machte Collina den 44 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern deutlich, welche Herausforderungen das Leiten einer Partie auf europäischer Ebene mit sich bringt – die Unparteiischen müssen klare Entscheidungen treffen, kritische Momente souverän handhaben und körperlich erstklassig in Form sein. Das ganze Auftreten der Schiedsrichter muss souverän und zugleich positiv sein.

"Herzlich willkommen", sagte Collina. "Sie haben schon viel erreicht, dazu gratuliere ich Ihnen - doch das war nur der erste Schritt. Es ist ein Privileg für Sie, FIFA-Schiedsrichter zu sein. Denken Sie aber bitte daran, dass Sie von dieser Errungenschaft auch etwas an das Schiedsrichterwesen und alle jungen Schiedsrichter da draußen zurückgeben müssen. Durch Ihr Verhalten und Auftreten sollten Sie ein Vorbild für den Nachwuchs sein."

Collina macht deutlich, welch große Anforderungen in der heutigen Zeit an Schiedsrichter gestellt werden. "Im Fußball geht es heute um die Entscheidungen, die man trifft. Entscheidungen müssen in unter einer Sekunde getroffen werden und nach einer Partie wird viel über diese Entscheidungen gesprochen werden. Es entsteht großer Druck durch die Zuschauer im Stadion und die Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Von ihren Entscheidungen hängt mitunter die Zukunft eines Vereins, einer ganzen Stadt ab. Sie müssen bereit sein für diese große Verantwortung."

Für Collina stehen Selbstvertrauen, Hingabe, das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen sowie die Bereitschaft, neue Herausforderungen anzugehen, im Mittelpunkt. Er machte den Schiedsrichtern klar, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist - das bezieht sich nicht zuletzt auf die Eigenschaften der einzelnen Mannschaften während der Partien.

"Es ist von größter Wichtigkeit, dass der Schiedsrichter auf dem Feld akzeptiert wird, gerade wenn eine Entscheidung umstritten oder vielleicht sogar falsch war", sagte Collina. "Die Spieler müssen einem Schiedsrichter immer ihr Vertrauen schenken."

Einen besonderen Fokus gilt es heutzutage auf die eigene Fitness zu legen. Für Collina hat sich besonders in Sachen Geschwindigkeit in den letzten Jahren einiges geändert - die Anforderungen an die Schiedsrichter sind hoch geworden. "Schiedsrichter müssen heute Athleten sein. Sie müssen 100% fit sein, um alle Entscheidungen bestmöglich treffen zu können."

Gewisse Attribute und Einstellungen müssen nach Collina auf alle Schiedsrichter zutreffen. Zum einen gilt es immer, die Gesundheit der Spieler an die erste Stelle zu stellen und bei bösen Fouls entsprechend zu reagieren. Zum zweiten sollte man bei Spielern, die zu aggressiv auf Schiedsrichter zugehen, ebenfalls hart durchgreifen. Außerdem müssten Schiedsrichter und Assistenten als echtes Team auftreten. "Teamarbeit ist ganz wichtig – man muss sich gegenseitig unterstützen und einander immer zur Seite stehen."

In seiner Willkommensrede wünschte der Vorsitzende der UEFA-Schiedsrichterkommission, Angel María Villar Llona, den jungen Schiedsrichtern eine erfolgreiche Karriere. "Wir hoffen, aus Ihnen werden großartige und erfolgreiche Schiedsrichter", sagte er. "Davon müssen Sie aber auch selbst überzeugt sein. Bitte nutzen Sie diese Gelegenheit. Die UEFA investiert viel in die Ausbildung von Schiedsrichtern und ich hoffe sehr, dass Sie aus den gegebenen Möglichkeiten das Beste herausholen. Vergessen Sie nie, dass Sie als internationale Schiedsrichter die UEFA und ihren Nationalverband vertreten."

Der Präsident des Portugiesischen Fußballverbands (FPF), Fernando Gomes, sagte den Schiedsrichtern: "Wir sind stolz, dieses Event in Zusammenarbeit mit der UEFA veranstalten zu dürfen und wir werden immer alles daran setzen, die UEFA-Schiedsrichterkommission zu unterstützen. Wir hoffen alle, dass Sie viel von dieser Veranstaltung mitnehmen und das Niveau des Schiedsrichterwesens in Zukunft noch weiter anheben können."