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Einleitung
Integrität ist ein zentrales Anliegen der UEFA. Spielmanipulation beeinflusst den Verlauf oder das Ergebnis eines Fußballspiels aus sportlichen, finanziellen oder anderen Gründen und ist ein grundlegender Verstoß gegen die universellen Werte des Fußballs.
Um den Fußball vor Spielmanipulation zu schützen und die Integrität von UEFA-Spielen und -Wettbewerben zu gewährleisten, arbeitet die UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation eng mit der Fußballfamilie und der breiteren Sportgemeinde zusammen, um Integrität zu fördern, das Bewusstsein für die Gefahren von Spielmanipulation zu schärfen sowie diese Form der Einflussnahme zu erkennen, zu untersuchen und zu bestrafen.
Spielmanipulation kann eng mit schweren kriminellen Machenschaften wie Korruption, Betrug und Geldwäsche verbunden sein, wobei die daraus resultierenden Gewinne in andere kriminelle Netze fließen. Spielmanipulation macht nicht an Grenzen halt, was die Aufdeckung und die strafrechtliche Verfolgung solcher Vorgänge zu einer ganz besonderen Herausforderung macht.
Integritätsbeauftragte
Seit 2011 fördert die UEFA das Streben nach Integrität im europäischen Fußball durch ihr Netzwerk aus 55 Integritätsbeauftragten in den Nationalverbänden. Das UEFA-HatTrick-Programm stellt diesen Integritätsbeauftragten finanzielle Mittel zur Verfügung und legt die strategische Ausrichtung ihrer Arbeit fest. Sie müssen vor Ort ein umfangreiches Programm zur Bekämpfung von Spielmanipulation leiten und Ermittlungen durchführen. Dabei sind geltendes Recht, nationale Gepflogenheiten und das fußballerische Umfeld zu berücksichtigen.
Sensibilisierung & Prävention
Bei der Bekämpfung von Spielmanipulation setzt die UEFA auf Prävention. Durch ein spezielles Sensibilisierungs- und Präventionsprogramm, in dessen Rahmen die didaktische Erfahrung der UEFA Academy und die praktische Expertise der Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation genutzt werden, bemüht sich die UEFA darum, den europäischen Fußball vor Spielmanipulation zu schützen. Dazu bietet sie Schulungs- und Präventionsmaßnahmen für Spieler/-innen und Schiedsrichter/-innen sowie Initiativen, um die Nationalverbände bei der Bekämpfung von Spielmanipulation und den Kompetenzaufbau innerhalb des Netzwerks zur Förderung von Integrität im Fußball zu unterstützen.
Strategie
Spieler/-innen, Schiedsrichter/-innen und alle weiteren relevanten Akteure müssen die UEFA-Rechtspflegeordnung in Bezug auf Spielmanipulation genau kennen, einschließlich ihrer Pflicht, Korruptionsversuche zu melden. Die UEFA kann Spielmanipulationen entgegenwirken, indem sie dafür sorgt, dass die damit verbundenen persönlichen und beruflichen Risiken besser bekannt sind, alle Beteiligten dazu gebracht werden, ihrer Meldepflicht nachzukommen, und Strategien zur Risikominderung sowie zum Umgang mit Schwachstellen vermittelt.
Schulung
Die UEFA veranstaltet im Zuge ihrer Wettbewerbe gezielte Schulungen zur Bekämpfung von Spielmanipulation für Spieler/-innen und Schiedsrichter/-innen. Dazu gehören Präsenz- und virtuelle Schulungen sowie ein E-Learning-Modul zur Bekämpfung von Spielmanipulation in der UEFA-App für Spieler/-innen. Die Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation arbeitet zudem mit der UEFA Academy und führenden Experten aus der Wissenschaft zusammen, um neue Ansätze zur Prävention von Spielmanipulation zu entwickeln. Insbesondere wurde vor kurzem in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne ein neues Sensibilisierungsprogramm zur Bekämpfung von Spielmanipulation – „Fight The Fix“ (UEFA FTF) – entwickelt.
UEFA FTF umfasst drei intensive Schulungswochen in gleichmäßigem Abstand innerhalb von sieben Monaten. Ziel ist es, die Integritätsbeauftragten der UEFA-Mitgliedsverbände sowie weitere Fachleute im Kampf gegen Spielmanipulationen, z.B. aus Strafverfolgungs- und anderen Behörden oder Integritätsexperten anderer Sportorganisationen und -institutionen, weiterzubilden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Kernkompetenzen, die erforderlich sind, um Spielmanipulationen erfolgreich zu erkennen, zu untersuchen und zu verfolgen. Die erste Ausgabe des Programms wurde im September 2022 auf den Weg gebracht.
Unterstützung für Mitgliedsverbände
Die UEFA ist nicht nur verantwortlich für die Gestaltung, Durchführung und Bewertung von Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen für Teilnehmer an UEFA-Wettbewerben, sondern sie unterstützt ihre Mitgliedsverbände auch bei der Umsetzung einer umfassenden Sensibilisierungs- und Präventionsstrategie vor Ort, wobei sichergestellt wird, dass die zentralen Botschaften in den verschiedenen Nationalverbänden einheitlich und die Inhalte auf die Zielgruppe sowie den Kontext zugeschnitten sind.
Vertrauliche Meldeplattform
Die UEFA-Integritätsplattform (App für Desktop und mobile Geräte sowie gebührenfreie Rufnummer) ermöglicht es Spieler/-innen, Schiedsrichter/-innen, Offiziellen und der breiten Öffentlichkeit, Spielmanipulationen und andere Bedenken im Hinblick auf Integrität auf sichere und vertrauliche Weise der UEFA zu melden. Die Plattform ist derzeit in sieben Sprachen verfügbar und bietet die Möglichkeit, über eine anonyme Nutzerkennung, die nicht nachverfolgt werden kann, mit der UEFA zu kommunizieren, ohne dabei die eigene Identität und persönliche Daten preiszugeben.
Aufdeckung betrügerischer Wetten
Sportwetten haben sich zu einem milliardenschweren Wirtschaftszweig entwickelt, der durch die enorme Beliebtheit des Fußballs weltweit und das Wachstum von Online-Wetten angetrieben wird. Während der überwiegende Teil dieser Wetten auf der Integrität von Fußballspielen beruht, haben skrupellose Personen – von denen einige Verbindungen zu gewalttätigen, organisierten kriminellen Netzwerken haben – in der Vergangenheit versucht, Spielergebnisse zu manipulieren, um auf dem Wettmarkt unzulässige bzw. rechtswidrige Gewinne zu erzielen.
Das von Sportradar betriebene UEFA-System zur Aufdeckung betrügerischer Wetten (BFDS) erkennt in Echtzeit betrügerische Aktivitäten, indem es den weltweiten Wettmarkt analysiert. Frühwarnungen des Systems zu verdächtigen Spielen lösen je nach Zuständigkeit umfassende Untersuchungen durch die UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation oder den Integritätsbeauftragten des jeweiligen Nationalverbands aus. Dabei wird häufig mit staatlichen Behörden zusammengearbeitet.
Rechtlicher Rahmen
Die UEFA verfügt über einen klaren rechtlichen Rahmen zum Schutz vor Spielmanipulation der von ihr organisierten Wettbewerbe.
Die UEFA-Rechtspflegeordnung schreibt ausdrücklich vor, dass die dem Regelwerk der UEFA unterstehenden Personen jegliches Verhalten zu unterlassen haben, das geeignet ist, der Integrität von Spielen oder Wettbewerben zu schaden, oder das dieser schadet, und jederzeit umfassend mit der UEFA in deren Bemühen, solcherlei Verhalten zu unterbinden, zu kooperieren haben (Artikel 12 der UEFA-Rechtspflegeordnung).
Die Zulassungskriterien der UEFA verpflichten die an UEFA-Wettbewerben teilnehmenden Vereine außerdem zur Einhaltung der strengen Integritätsstandards der UEFA (Artikel 50.3 der UEFA-Statuten).
Disziplinarfälle
Die UEFA untersucht und sanktioniert aktiv Spielmanipulationen und andere damit verbundene Vergehen gegen die Integrität, die sich auf UEFA-Spiele und -Wettbewerbe auswirken. Zudem begleitet sie jederzeit auch ihre Mitgliedsverbände und die staatlichen Behörden, die Unterstützung bei eigenen Ermittlungen oder entsprechenden Verfahren in den Bereichen Sport- oder Strafrecht anfordern. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Behörden trägt die UEFA zur Aufdeckung und Untersuchung schwerer Straftaten bei, und die im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungen gewonnenen Erkenntnisse können wertvolle Beweise für Ermittlungen und Disziplinarverfahren der UEFA und der Nationalverbände liefern.
Einbeziehung von Interessenträgern
Spielmanipulation ist ein Problem, dass sich nicht allein im Sport lösen lässt. Um Spielmanipulation zu bekämpfen, arbeitet die UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation bei der Überwachung, Ermittlung und Sensibilisierung mit zahlreichen Interessenträgern aus dem Bereich Integrität im Sport zusammen – von Integritätsbeauftragten der Nationalverbände und staatlichen Behörden (darunter der Europarat, die Kopenhagen-Gruppe, Interpol, Europol und das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC) bis hin zu Verbänden, Wettanbietern und Aufsichtsbehörden. Die jüngsten Entwicklungen:
Strafverfolgungsbehörden
Die Strafverfolgungsbehörde der Europäischen Union (Europol) und die UEFA haben am 26. April 2022 erstmals wichtige Interessenträger zu einer eintägigen Konferenz am Europol-Sitz im niederländischen Den Haag zusammengebracht, um neue Wege zu finden, Spielmanipulation und Korruptionsfälle im Sport zu untersuchen und dabei zusammenzuarbeiten.
Staatliche Behörden
Dass der Europarat der UEFA Ende Juni 2021 im Ausschuss für Folgemaßnahmen der Konvention gegen Spielmanipulation (bekannt als Magglinger Konvention) Beobachterstatus einräumte, wurde bei der UEFA positiv aufgenommen. Die Konvention fordert unter anderem staatliche Behörden auf, mit Sportorganisationen, Wettanbietern und Sportdachverbänden zusammenzuarbeiten, um Spielmanipulation vorzubeugen, aufzudecken und zu bestrafen, und sie schlägt einen gemeinsamen Rechtsrahmen vor, um diese Zusammenarbeit weltweit zu erleichtern.
Integritätsorganisationen
Im Oktober 2021 hat die UEFA eine Kooperationsvereinbarung mit der internationalen Spielergewerkschaft FIFPro unterzeichnet, die eine engere Koordinierung im Kampf gegen Spielmanipulation ermöglicht. Dies beinhaltet auch den Austausch von Informationen, die über die Whistleblower-App „Red Button“ der FIFPro eingehen. „Red Button“ ist eine sichere Plattform zur Meldung von Spielmanipulation, die ausschließlich Profifußballer/-innen über FIFPro oder die jeweiligen nationalen Spielerverbände zur Verfügung steht und die es Spieler/-innen ermöglicht, Vorfälle vertraulich und auf Wunsch auch anonym zu melden.
Die UEFA wird auch weiterhin solche strategischen Partnerschaften aufbauen, um den Fußball im Kampf gegen Spielmanipulationen zu unterstützen.
- Neu aufgestellte UEFA-Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Spielmanipulationen nimmt ihre Arbeit auf
- Europol und UEFA veranstalten erste internationale Konferenz zu Spielmanipulationen im Fußball
- FIFPro und UEFA: gemeinsamer Kampf gegen Spielmanipulationen
- Konvention des Europarates gegen Spielmanipulationen (Magglingen-Konvention)
UEFA-Wettbewerbe
Die UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation unterstützt die Integrität aller UEFA-Wettbewerbe durch maßgeschneiderte Integritätsmaßnahmen. Gemäß der UEFA-Strategie zur Bekämpfung von Spielmanipulation sind Prävention und Sensibilisierung neben gezielten Sensibilisierungsveranstaltungen für Spieler/-innen, Schiedsrichter/-innen und andere Beteiligte Grundbestandteile eines jeden Integritätsprogramms für Wettbewerbe.
Im Vorfeld der UEFA EURO 2020 hat die UEFA zum Beispiel ein umfassendes Integritätsprogramm auf den Weg gebracht, um den Wettbewerb vor Manipulationen und Korruption zu schützen. Das Programm brachte wichtige Interessenträger aus den Teilnehmer- und Ausrichterverbänden sowie Behörden – darunter Experten von Europol, Interpol und dem Europarat – zusammen, um Integritätsinitiativen für das Turnier zu koordinieren, die auch spezielle Sensibilisierungsveranstaltungen für die teilnehmenden Nationalmannschaften sowie Schiedsrichter/-innen und Schiedsrichterassistent/-innen beinhalteten.
Die Endrunde bot dank ihrer gesamteuropäischen Ausrichtung mit Spielen in elf europäischen Ländern eine einzigartige Gelegenheit, Kompetenzen bei den nationalen und internationalen Interessenträgern, die zum Erfolg der Maßnahmen im Bereich Integrität bei diesem Turnier beigetragen haben, aufzubauen.
Der Dachverband knüpfte an diesen Erfolg an und brachte eine maßgeschneiderte Integritätsinitiative für die Women’s EURO 2022 auf den Weg. Im Mittelpunkt standen unter anderem die Einbindung von Interessenträgern, Präventionsmaßnahmen mit gezielten Sensibilisierungsveranstaltungen durch die 16 Integritätsbeauftragten der teilnehmenden Teams, die Koordination vor dem Wettbewerb und Aktivitäten während des Wettbewerbs.
Ausgewählte Initiativen
Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Spielmanipulation im europäischen Fußball
2014 setzte die UEFA eine eigene Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Spielmanipulation im europäischen Fußball ein, die sich europaweit mit der Untersuchung und Bekämpfung von Spielmanipulationen befasst. Die Arbeitsgruppe umfasst eine ständige Kerngruppe, bestehend aus Vertreter/-innen von Europol, Interpol, dem Europarat, der Kopenhagen-Gruppe und der UEFA, zu der je nach Tagungsort und Themensetzung weitere Organisationen und Interessenträger hinzukommen. Bei Sitzungen der Arbeitsgruppe tauschen die Mitglieder Informationen und bewährte Vorgehensweisen aus und beraten die UEFA, wie der europäische Fußball vor Spielmanipulator/-innen geschützt werden kann. Die Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Spielmanipulation im europäischen Fußball trifft sich einmal pro Jahr. Die letzte Sitzung fand am 5. Juli 2022 im Vorfeld der UEFA Women’s EURO 2022 in Manchester statt.
Aktionsplan zur Bekämpfung von Spielmanipulation
Das UEFA-Exekutivkomitee beschloss im Juli 2021, mehr Ressourcen für die Bekämpfung von Spielmanipulation bereitzustellen und die interne Fachabteilung auszubauen.
Diese zusätzlichen Mittel werden auf der Grundlage eines Aktionsplans bereitgestellt, der sich auf die Ergebnisse einer im Jahr 2020 durchgeführten unabhängigen Machbarkeitsstudie stützt und sich unter anderem auf Folgendes konzentriert:
- Verstärkte Zusammenarbeit mit zuständigen internationalen und lokalen Behörden
- Mehr Fachwissen und Unterstützung für Schlüsselpersonen im Kampf gegen Spielmanipulation auf nationaler und internationaler Ebene (insbesondere die Integritätsbeauftragten der UEFA-Mitgliedsverbände)
- Ausbau der Weiterbildungs-, Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen
- Einsatz zusätzlicher IT-Lösungen zur besseren Erkennung von Integritätsproblemen und zur Erleichterung entsprechender Untersuchungen und Analysen
- Aufstockung des UEFA-Personals für die Bekämpfung von Spielmanipulation
Weiterführende Lektüre