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Positiver Fußball setzt sich durch

Trainerausbilder

Der Fußball selbst war der große Gewinner der UEFA EURO 2012 – dies war das Fazit aller Teilnehmer auf der 10. UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer in Warschau.

Eines der schönsten Tore der EURO: Zlatan Ibrahimović trifft gegen Frankreich
Eines der schönsten Tore der EURO: Zlatan Ibrahimović trifft gegen Frankreich ©AFP/Getty Images

Der Fußball selbst war der große Gewinner der UEFA EURO 2012 – es gab in Polen und der Ukraine mitreißende und offensive Spiele, faire Spieler und Trainer und spektakuläre Tore vor meist vollen Rängen.

Die Nationaltrainer und Technischen Direktoren der europäischen Nationalverbände lobten übereinstimmend die Qualität der Spiele und diskutierten auf der 10. UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer in Warschau in dieser Woche technische und taktische Trends der Endrunde.

Nach einem dreitägigen Workshop in der polnischen Hauptstadt zogen Andy Roxburgh, der Technische Direktor der UEFA, Spaniens Erfolgstrainer Vicente del Bosque und der polnische Trainer Jerzy Engel ein überaus positives Fazit der UEFA EURO 2012, die das hohe Niveau des europäischen Fußballs unterstrichen habe.

Während die Trainer in der Defensive zunehmend Wert auf technische Fähigkeiten ihrer Verteidiger legen, lag der Fokus bei der Endrunde laut Roxburgh auf offensivem, tororientiertem Fußball. "Wir haben bei der EURO gesehen, dass der Fußball dort alles andere als langweilig war – ganz im Gegenteil", sagte er. "Die vier Halbfinalisten [Spanien, Deutschland, Italien und Portugal] haben immer wieder die Initiative übernommen und mit großer Fantasie und Kreativität gespielt.“

“Ja, die Abwehrreihen zeigen einen ausgereifteren Fußball als je zuvor, aber wie immer wird es auch künftig Mittel und Wege geben, sie auszuhebeln. So hatten wir zum Beispiel 22 Kopfballtore – das war wirklich überraschend. Ursache dafür waren gar nicht mal die Flügelspieler, sondern guter Kombinationsfußball auf den Flügeln. Ein weiteres Element ist die Fähigkeit zu extrem schnellen Kontern. Leute, die aufgrund der immer besser werdenden Abwehrspieler Schwarz sehen, lügen sich selbst in die Tasche.“

"Der Fußball wird immer Wege finden, spektakulär und begeisternd zu sein. Das fordern schon die TV-Anstalten und die Öffentlichkeit", fuhr Roxburgh fort. "Es geht nicht mehr nur darum, Fußballspiele zu gewinnen, sondern vor allem darum, sie mit tollem Fußball zu gewinnen. 'Hässliche Siege' wird es auch weiterhin geben, aber Titel wird man damit nicht gewinnen."

Die von Del Bosque trainierten Spanier komplettierten in Polen und der Ukraine einen bemerkenswerten Hattrick und ließen den Triumphen bei der UEFA EURO 2008 und der FIFA-WM 2010 einen weiteren Titelgewinn folgen. "Es ist richtig, dass man da eine gewisse Tendenz ablesen kann", sagte Del Bosque, "und das sage ich nicht, weil Spanien so spielt, aber es gibt bei den Spitzenteams eine klare Tendenz zu viel Ballbesitz, aber auch zu Eigeninitiative und Kreativität."

Spaniens taktische Flexibilität führte dazu, dass der alte und neue Europameister sogar in einem Spiel der EURO ganz ohne Stürmer auflief – sicher eine Überraschung für die Fußballwelt. Doch laut Del Bosque seien seine Spieler so gut, dass sie auch mit dieser innovativen Idee gut umzugehen wussten.

"Wichtig sind vor allem die Spieler", erklärte er gegenüber UEFA.com auf der Konferenz. "Die Spieler müssen heute großartige Fußballer sein und benötigen Erfolgshunger. Zudem müssen sie Teamspieler sein, über großes Talent verfügen und auf dem Platz beweisen, dass sie echte Champions sind. Und das ist viel wichtiger als ein bestimmtes System und ob wir mit oder ohne ein echte ‘Nummer 9’ spielen."

Lobend erwähnt wurden auf der Konferenz auch die Einstellung und das Auftreten von Spielern und Trainern – vor allem gegenüber den Schiedsrichtern. "Wir alle sind uns einig, dass das Niveau der Schiedsrichter exzellent war", sagte Roxburgh. "Der Einsatz von zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten hatte große Auswirkungen, zunächst einmal wirkte er abschreckend, wir hatten viel weniger Zwischenfälle im Strafraum. Das Verhalten der Trainer war beispielhaft. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Schiedsrichter die Teams [vor der Endrunde] besucht haben. Die Trainer haben Klasse beweisen."

Die anwesenden Nationaltrainer begrüßten die Möglichkeit zum Ideenaustausch und den dargebotenen Einblick in die künftige Fußballentwicklung. "Hier bot sich den Trainern eine exzellente Gelegenheit, miteinander zu reden, solche Möglichkeiten haben sie nicht oft, man muss so etwas sehr begrüßen", sagte Engel, der als Vertreter der UEFA-Kommission für Entwicklung und Technische Unterstützung sprach.

"Ich halte diese Konferenzen für sehr wichtig", sagte Englands Trainer Roy Hodgson gegenüber UEFA.com. "Man hat hier die Chance, Kollegen zu treffen, und man kann sich mit ihnen ungestört unterhalten und zwar nicht nur über das letzte Turnier, sondern auch über die künftigen Trends im Fußball."