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Partnerschaft für einen sauberen Sport

Gemeinsam mit Partnern in aller Welt will die UEFA sicherstellen, dass Spielerinnen und Spieler erstmals bei Schulungen mit dem Thema Doping in Berührung kommen – und nicht bei einer Dopingkontrolle.

Hinter den Kulissen bei der UEFA U19 Futsal EURO 2022.
Hinter den Kulissen bei der UEFA U19 Futsal EURO 2022. UEFA via Getty Images

Die UEFA, der Europarat, internationale Sportverbände, die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sowie nationale Antidoping-Organisationen (NADOs) arbeiten Hand in Hand daran, dass der Fußball auf allen Ebenen der Pyramide sauber bleibt.

Im Rahmen eines Antidoping-Workshops, den der Europarat diese Woche am UEFA-Sitz veranstaltet hat, haben Sophie Kwasny, Leiterin der Sportabteilung des Europarats, sowie Liene Kozlovska, leitende Projektmanagerin bei der Antidoping-Abteilung des Europarats, einige grundlegende Fragen zum Thema Dopingbekämpfung erörtert. In diesem Zusammenhang gingen die beiden Expertinnen auch darauf ein, warum ein gemeinsames Vorgehen und Sensibilisierung für die Wahrung der Integrität des Sports so wichtig sind.

Welche Rolle nimmt der Europarat im Kampf gegen Doping ein?

Sophie Kwasny: Wir sind eine zwischenstaatliche Organisation. Als solche unterstützen wir Maßnahmen staatlicher Stellen und überwachen, dass die Richtlinien und Praktiken mit den geltenden Gesetzen sowie den Standards und Grundsätzen übereinstimmen, die wir im Bereich Menschenrechte, Demokratie und Rechtstaatlichkeit fördern wollen. Im Bereich Sport und Antidoping stehen wir im Austausch mit Sportministerien, nationalen und internationalen Antidoping-Organisationen sowie Sportverbänden wie der UEFA. Unsere Aufgabe besteht darin, alle Interessenträger an einen Tisch zu bringen und Empfehlungen zur Verbesserung der Richtlinien und Praktiken auszusprechen.

Wie wichtig ist es, dass die UEFA, der Europarat und andere Sportverbände ein einheitliches Konzept zur Wahrung eines sauberen Sports verfolgen?

S.K: Das ist ein entscheidendes Puzzleteil. Man kann den Kampf gegen Doping nicht allein bestreiten – man muss alle Sportverbände miteinbeziehen. Zum einen stehen wir dabei mit den unmittelbar Beteiligten vor Ort im Austausch, zum anderen aber auch mit den staatlichen Stellen, welche die Regeln durchsetzen.

Liene Kozlovska: Beim Handel mit Dopingmitteln, der strafrechtlichen Verfolgung von Dopingvergehen oder auch dem Thema Korruption und Manipulation im Sport muss man sehr eng mit den staatlichen Stellen, beispielsweise den Strafverfolgungsbehörden, zusammenarbeiten. Ein Instrument für diese Kooperation ist die 1989 verabschiedete Anti-Doping-Konvention. Wir tauschen uns mit den verschiedenen Ländern, die die Konvention ratifiziert haben, regelmäßig über Antidopingbestimmungen aus und setzen spezielle Untergruppen ein, falls ein bestimmtes Thema eingehender behandelt werden muss. Beispielsweise hat der Europarat im vergangenen Jahr eine Empfehlung verabschiedet, um sicherzustellen, dass die Menschenrechtsgrundsätze in Disziplinarverfahren eingehalten und alle Antidopingverfahren in Übereinstimmung mit der Menschenrechtskonvention durchgeführt werden.

Gelten für alle dieselben Regeln?

S.K: Die allgemeingültigen Integritätsgrundsätze gelten für alle Personen und alle Sportarten gleichermaßen. Es gibt jedoch einige Besonderheiten dahingehend, wie diese Integrität in den einzelnen Sportarten erreicht werden kann. Man könnte es so formulieren: Die Kernbotschaft ist universell, die jeweilige Umsetzung muss dann allerdings an das spezifische Umfeld angepasst werden.

L.K: Aus Menschenrechtsperspektive schenken wir besonders benachteiligten Gruppen große Aufmerksamkeit. Das können z.B. Minderjährige sein, die gar nicht abschätzen können, welche Substanz ihnen gegeben wird, oder die unbewusst gegen die Regeln verstoßen. Gemäß dem Prinzip der verschuldensunabhängigen Haftung („Strict Liability“) sind Sportlerinnen und Sportler eines Vergehens schuldig, sobald Dopingmittel in ihrem Körper gefunden werden. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Nachwuchs die Tragweite eines Dopingvergehens versteht, und bestmöglich über die drohenden Konsequenzen aufklären. Für die Zukunft planen wir die Bildung einer Arbeitsgruppe, die sich für den Schutz Minderjähriger im Themenfeld Dopingbekämpfung einsetzt.

Warum sind Aufklärung und Sensibilisierung so wichtig?

S.K: Aufklärung ist ein Schlüsselfaktor. Früher lag der Fokus vorrangig auf Sanktionen und Strafen. Heute hat sich das Bild gewandelt und das Thema Aufklärung rückt immer stärker in den Mittelpunkt. Wir erleben häufig Fälle, in denen der Betreuerstab oder sogar die eigenen Eltern dem Nachwuchs Dopingmittel geben, sei es mit Absicht oder aus Unwissenheit. Selbst wenn so etwas in gutem Glauben geschieht, z.B. aufgrund einer kleineren Verletzung, wird es als Doping betrachtet. Daher ist es wichtig, Eltern, Coaches, Athletinnen und Athleten sowie junge Talente zu sensibilisieren und aufzuklären.

Welches vorrangige Ziel verfolgt der Europarat mit den Workshops? Welche Verbesserungen gehen damit einher?

S.K: Es geht vor allem um den Austausch bewährter Vorgehensweisen. Wir verfügen in diesem Zusammenhang über erstklassige Fachleute aus verschiedenen Ländern und Sportverbänden, die ihren Erfahrungsschatz und wertvolle Ideen einbringen und damit Denkanstöße für andere liefern. Für Vertreterinnen und Vertreter von Sportverbänden bieten diese Treffen Gelegenheit, sich in ein Fachnetzwerk einzubringen und Einfluss auf die Ausarbeitung von relevanten Normen zu nehmen, die dann von allen Verbänden übernommen werden müssen. Beispielsweise hat diese Expertenrunde die WADA bei der Erarbeitung des Internationalen Standards für Aufklärung unterstützt, der nunmehr für alle internationalen Verbände und sämtliche nationalen Antidoping-Organisationen verbindlich ist.

L.K: Eine interessante Entwicklung ist auch darin zu sehen, wie kleinere Verbände mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten den Blick über den Tellerrand wagen und immer wieder neue Wege finden, ihre Zielgruppen zu erreichen. Dabei fördert der Mangel an Ressourcen häufig ihre Kreativität, was für alle von uns sehr inspirierend ist.

Wie sehen Sie die Zukunft sauberen Sports?

S.K: Wenn man sich das Durchschnittsalter heutiger Top-Athletinnen und -Athleten und das der nächsten Generation anschaut, haben wir es ganz klar mit der Gen Z zu tun. Daher müssen wir sie heute in ihrer Sprache ansprechen, damit sie zu Beginn ihrer Profikarriere alles Wichtige zu diesem Thema wissen. Je eher wir sie mit unserer Botschaft erreichen, desto höher sind die Chancen, dass sie Nein zu Doping sagen können. Wenn wir die richtigen Methoden anwenden, wird die Botschaft fest in ihrem Gehirn verankert, sodass sie unlautere Mittel nicht einmal in Betracht ziehen. Wir müssen ihre Codes verstehen und die passenden Argumente und Botschaften finden, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Mit welchen Herausforderungen geht der Kampf gegen Doping einher?

S.K: Wie bereits erwähnt, geht es vor allem darum, künftige Generationen adäquat anzusprechen. Derzeit richten wir unseren Fokus auf die Gen Z, um diese richtig zu verstehen und mit geeigneten Botschaften zu erreichen. Als Nächstes müssen wir zielgerichtete Botschaften für die noch jüngeren Talente formulieren, die zu den Stars von morgen werden.

Was können Sie über die gemeinsamen Anstrengungen der UEFA und des Europarats zur Verhinderung von Doping im Fußball sagen?

S.K: Im Jahr 2018 unterzeichneten der Europarat und die UEFA eine Grundsatzvereinbarung, um die Zusammenarbeit der beiden Organisationen auszubauen, insbesondere in den Bereichen Integrität, Good Governance und Menschenrechte im Sport. Die Grundsatzvereinbarung bekräftigt unseren Willen zur Kooperation und legt unsere gemeinsamen Prioritäten fest.

Die UEFA war bereits vor Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung in die Gremienarbeit des Europarats eingebunden. So hatte der europäische Dachverband über Jahrzehnte hinweg einen Beobachterstatus mit dynamischer Beteiligung bei unserer Division Sport. Weiterhin sind Fachleute der UEFA in Diskussionen mit den Unterzeichnerstaaten des Saint-Denis-Übereinkommens über einen ganzheitlichen Ansatz für Sicherheit, Schutz und Dienstleistungen bei Fußballspielen involviert.

Gemeinsam mit nationalen Delegationen beteiligt sich die UEFA an der Erarbeitung neuer Standards und dem Austausch bewährter Vorgehensweisen im Rahmen der Anti-Doping-Konvention. Zuletzt hat sich die UEFA offiziell dem Übereinkommen des Europarats über die Manipulation von Sportwettbewerben (Magglinger Konvention) angeschlossen, das 2019 in Kraft getreten ist.

Der heutige Workshop ist ein gutes Beispiel für die enge und fruchtbare Zusammenarbeit beider Organisationen in verschiedenen Themenbereichen.

Der vom Europarat organisierte Workshop zur Antidoping-Sensibilisierung fand im Februar 2023 am UEFA-Sitz statt.
Der vom Europarat organisierte Workshop zur Antidoping-Sensibilisierung fand im Februar 2023 am UEFA-Sitz statt.UEFA

Antidoping-Sensibilisierung der UEFA

Im Rahmen der Sensibilisierungsstrategie der UEFA im Kampf gegen Doping erhalten 55 Mitgliedsverbände Mittel aus dem HatTrick-Programm, um zusammen mit ihren nationalen Antidoping-Organisationen (NADOs) Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Antidoping durchzuführen.

Ziel des Antidoping-Sensibilisierungsprogramms der UEFA ist es, dass Spielerinnen und Spieler sauber bleiben, unbeabsichtigte Regelverstöße vermeiden und in ihrem Wunsch nach gleichen Bedingungen für alle unterstützt werden. Dazu sollen sie mit dem Thema Doping erstmals im Rahmen von Schulungen und nicht bei einer Dopingkontrolle in Berührung kommen.

„Wir freuen uns sehr, diesen Workshop des Europarats auszurichten, und damit die Förderung, Entwicklung und Koordinierung von Sensibilisierungsmaßnahmen zur Dopingbekämpfung in Europa und darüber hinaus zu unterstützen.

Die UEFA ist überzeugt, dass Aufklärung ein Grundpfeiler im Kampf gegen Doping ist. Sie stellt die erste Verteidigungslinie zum Schutz der Rechte unserer Spielerinnen und Spieler sowie der Integrität des Fußballs dar.“

Marc Vouillamoz, Leiter der UEFA-Abteilung Antidoping

Mehr zu den Sensibilisierungsmaßnahmen der UEFA im Kampf gegen Doping

Antidoping-Organisationen – gemeinsam stärker*

  • Die WADA erarbeitet, vereinheitlicht und koordiniert Antidopingbestimmungen und -regeln weltweit..
  • Nationale Antidoping-Organisationen (NADOs) sind die maßgebliche Autorität für Antidopingprogramme und zugehörige Sensibilisierungsmaßnahmen auf nationaler Ebene.
  • Der Europarat liefert den Rahmen und Instrumente zur Prävention und Aufdeckung von Doping im Sport. Weiterhin fördert der Europarat gleiche Bedingungen für alle Athletinnen und Athleten und hat die Anti-Doping-Konvention zur Bekämpfung von Doping im Sport erarbeitet.
  • Europol spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen Doping im Sport. Die europäische Polizeibehörde unterstützt Ermittlungen hinsichtlich Herstellung, Handel und Verbreitung von Dopingmitteln und damit verbundene illegale Aktivitäten.
  • Das IOC hat die WADA 1999 auf den Weg gebracht und arbeitet mit anderen internationalen Antidoping-Organisationen zusammen, um koordiniert und wirksam gegen Doping im Sport vorzugehen.
  • Internationale Sportverbände setzen Antidopingprogramme auf internationaler Ebene durch. Dazu ist es erforderlich, dass die angeschlossenen nationalen Verbände zur Unterstützung der Dopingbekämpfung mit den NADOs kooperieren.

* Die Rollen und Zuständigkeiten können sich in einigen Fällen überschneiden. Häufig wirken sie zusammen, um gemeinsame Ziele im Kampf gegen Doping im Sport zu erreichen.