Neuer Benchmarking-Bericht zur europäischen Klubfußballlandschaft: Wie der europäische Fußball die Pandemie überwunden hat
Freitag, 10. Februar 2023
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Die UEFA hat den 14. Bericht zur europäischen Klubfußballlandschaft – ihren jährlichen Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung im europäischen Klubfußball – veröffentlicht.
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Dieser Bericht bietet erneut den zuverlässigsten, präzisesten und ausführlichsten Überblick über die finanzielle Situation im europäischen Fußball sowie zu Angelegenheiten rund um die Wettbewerbe und Spieler. Die diesjährige Ausgabe beschäftigt sich eingehend damit, wie die europäischen Erstligavereine die Covid-19-Pandemie überwunden haben.
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin:
„Dieser Bericht stellt die außerordentliche Widerstandsfähigkeit des europäischen Fußballs während und nach der Pandemie klar. Nachdem die Klubs während dieser schwierigen Zeit mit überwältigenden EUR 7 Mrd. an Einnahmeausfällen umgehen mussten, freuen wir uns, dass die Erstligisten jetzt höhere Einnahmen verzeichnen als vor der Pandemie. Dies zeigt, dass der Fußball robust ist und sogar gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.“
Die Geschichte des aktuellen Benchmarking-Berichts ist die eines Sports, der die Pandemie hinter sich gelassen hat und zur Normalität zurückgekehrt ist. Die Einnahmen der über 140 früh berichtenden Klubs sind trotz der verbliebenen Folgen des Lockdowns zum Auftakt der finanziellen Berichtsperiode um durchschnittlich 4,6 % gestiegen. Das Interesse der Sponsoren, Investoren und Fans ist ungebrochen, wie die Rekordeinnahmen aus Sponsoring und kommerziellen Aktivitäten (+13 % im Vergleich zu vor der Pandemie) zeigen. Ferner werden im Bericht das nie dagewesene Niveau an Klubübernahmen beschrieben sowie die rekordträchtigen Einnahmen aus dem Ticketverkauf in Klubs, die im Laufe der Saison zu einer vollständigen Auslastung der Stadionkapazitäten zurückkehren konnten.
Allerdings zeigt der Bericht auch einige besorgniserregende Anzeichen auf der Kostenseite auf. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sind die Betriebskosten um 11 % und die Finanzierungskosten um 18 % gestiegen, da die Klubs die allgemein schwierigere wirtschaftliche Lage bewältigen müssen. Mehr als alles andere sind es allerdings die weiter steigenden Gehälter, welche eine Rückkehr zu einer Profitabilität auf dem Niveau vor der Pandemie behindern.
Der UEFA-Präsident kommentierte diese Zahlen wie folgt: „Trotz der beispiellosen Situation der letzten Jahre sind die Gehälter weiter gestiegen, und zwar im Schnitt um 16 % im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. So haben sich die Gehälter der Erstligaspieler in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Obschon das kein negativer Trend an sich ist, bleibt doch offensichtlich, dass viele auf ihrer rücksichtslosen Suche nach Erfolg ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit aufs Spiel setzen.“
Eine Kennzahl für diesen nicht nachhaltigen Anstieg der Kosten ist das neue Kaderkostenverhältnis, nach dem die Klubs im Rahmen des überarbeiteten UEFA-Reglements zu finanzieller Nachhaltigkeit bewertet werden. Andrea Traverso, Direktor finanzielle Nachhaltigkeit und Recherche, erklärte in der Einführung des Berichts: „Die unmittelbare Umsetzung der neuen Bestimmungen zu finanzieller Nachhaltigkeit ist eindeutig erforderlich. Diese sollten die Klubs zwingen, ihre Kader und ihre Schulden in Zukunft besser zu planen, weil sie ansonsten Gefahr laufen, mit strengen Strafen sanktioniert zu werden. Die Kur ist streng, aber die aktuelle finanzielle Lage erfordert ausgewogene und gleichzeitig entschlossene Interventionen aller Interessenträger.“
Der diesjährige Bericht umfasst so viele Daten wie nie zuvor. Ein Kernelement sind die ausführlichen Leistungskennzahlen für jedes einzelne Land (wertmäßig und nach Rängen).
Diese Ausgabe ist nach 14 Jahren auch der letzte Bericht zur europäischen Klubfußballlandschaft in seiner aktuellen Form. Mit dem Ende der Saison 2022/23 wird das UEFA-Kompetenzzentrum zwei Berichte erstellen: In einem wird der Fokus auf den Wettbewerben, sportlichen Aspekten und Transferdaten nach jeder Sommertransferperiode liegen, in dem anderen werden die aktuellsten Finanzdaten und Trends am Ende des Jahres präsentiert.
Es ist durchaus passend zu sagen, dass diese Ausgabe ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit des europäischen Fußballs ist. Infolge einer engen Abstimmung der Wettbewerbsveranstalter mit Blick auf den Spielkalender sowie einer anhaltenden finanziellen Unterstützung der Klubeigentümer und von Millionen Fans ist die Zahl der Konkursverfahren bei den über 1 500 Erst- und Zweitligisten in Europa trotz der beispiellosen pandemiebedingten Einnahmeausfälle weniger als halb so hoch wie noch vor zehn Jahren. UEFA-Präsident Aleksander Čeferin sagte dazu: „Während der Fußball seine dunkelsten Stunden durchmacht, sollten wir niemals vergessen, was wir in dieser Zeit gelernt haben. Die wichtigste Lektion war sicher die Einheit, die wir als europäische Fußballfamilie gezeigt haben. Wir können allen Bedrohungen und Herausforderungen trotzen, wenn wir zusammenarbeiten und unserem wunderbaren Sport treu bleiben.“