UEFA-Breitenfußball-Konferenz im Zeichen von Chancengleichheit
Mittwoch, 21. September 2022
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Die UEFA-Breitenfußball-Konferenz in Madrid hat ihren Abschluss gefunden – am letzten Tag ging es darum, sportliche Möglichkeiten für alle zu schaffen, die sich im Fußball engagieren möchten.
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Der ehemalige irische Nationalspieler Robbie Keane teilte seine Expertise mit den europäischen Delegierten aus dem Bereich technische Entwicklung und schilderte seine Anfänge im Fußball. Zudem erhielten die Teilnehmenden Einblicke in Fußball für Menschen mit Behinderung, Futsal und das UEFA-Playmakers-Programm, welches Mädchen spielerisch an den Fußball heranführt.
„Der Fußball hat mir alles gegeben. Ich hatte das enorme Glück, 146 Mal für meine Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Dabei konnte ich auf der ganzen Welt spielen, doch ohne den Breitenfußball und den Einsatz der vielen Trainerinnen und Trainer sowie der Ehrenamtlichen, die sich neben ihren eigenen Verpflichtungen Zeit genommen haben, wäre ich nicht hier“, erklärte Keane.
„Fußball bringt Menschen zusammen und bietet gleichzeitig eine Erfahrung fürs Leben. Der Sport hat mir so viel beigebracht und so viele Werte vermittelt, insbesondere Respekt und ein Verständnis für andere Menschen und Kulturen.“
Während der dreitägigen Konferenz verwiesen Expertinnen und Experten immer wieder auf die Vorteile eines gesunden Lebensstils und die sozialen Chancen, die der Fußball mit sich bringt. Mit Blick auf den Breitenfußball möchte die UEFA ein sicheres, positives und angenehmes Umfeld für alle gewährleisten.
Förderung des Behindertenfußballs
In Europa leben rund 135 Millionen Menschen mit einer Behinderung; auch dieser Gruppe soll ein fußballerisches Angebot gemacht werden.
Der europäische Fußball-Dachverband wird im Rahmen seiner neuen Breitenfußball-Charta neue Bestimmungen für den Behindertenfußball einführen, um sicherzustellen, dass die Nationalverbände Programme entwickeln, damit der Sport allen Spielerinnen und Spielern offensteht.
„Der Behindertenfußball ist von besonderer Bedeutung, denn alle sollten die Möglichkeit erhalten, ihr Potenzial auszuschöpfen“, erklärte Jeff Davies, der als Experte für Behindertenfußball dem UEFA-Ausschuss für Breitenfußball angehört. „15 Prozent der Europäerinnen und Europäer leben mit einer Behinderung und viele von ihnen würden gerne im Fußball aktiv sein – sei es auf oder neben dem Platz. Unser Ziel muss es sein, diese Menschen langfristig an den Fußball zu binden.
Es ist wichtig, dass die UEFA ihrer Führungsrolle in diesem Bereich gerecht wird, denn sie stellt die Expertinnen und Experten im Fußball. Da wir gegebenenfalls nicht die nötige Expertise in diesem Bereich haben, arbeiten wir mit kompetenten Partnern zusammen. So kann der Fußball noch mehr Menschen die nötigen Lebenskompetenzen, aber auch ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl und die entsprechenden Erfolgserlebnisse vermitteln. Wir haben die Möglichkeit, im Sport eine weltweite Vorreiterrolle zu übernehmen.“
Paul McNeill vom Schottischen Fußballverband berichtete über das Programm „Scottish Para-Football“, das im Rahmen der UEFA-Breitenfußball-Auszeichnungen 2022 als beste Behindertenfußball-Initiative ausgezeichnet wurde.
„Mein Trainer hat mir erklärt, dass die Linien auf dem Fußballfeld weiße Sicherheitslinien sind. Die Menschen an der Seitenlinie können etwas bewirken und dessen sind wir uns bewusst“, so McNeill. „Je mehr wir über den schottischen Behindertenfußball sprechen, desto mehr Unterstützung erfahren wir. Wir möchten in der Gesellschaft etwas anstoßen und der Fußball bietet fantastische Möglichkeiten, um Menschen zu begeistern.“
Auch der spanische Blindenfußballer Javier Álvaro Ruiz sprach vor den 200 Teilnehmenden und berichtete, wie es ihm gelingt, Fußball zu spielen, und wie dies sein Leben abseits des Spielfelds bereichert.
„Damit wir spielen können, braucht es klare Anweisungen und eine Person, die für die Sicherheit zuständig ist und die Spieler anleitet“, erklärte Ruiz. „Der Sport hat viele Vorteile und es gibt so viele Dinge, die man in seinen Alltag übernehmen kann. Für Menschen wie mich, die mit einer schweren Behinderung leben, ist das wichtig. Nur wenigen gelingt der Sprung in den Profisport, aber es ist wichtig, dass alle ihr Leben genießen können, und ich bin mir sicher, dass der Fußball seinen Teil dazu beitragen kann.“
UEFA Playmakers: Mädchen für den Fußball begeistern
UEFA Playmakers ist ein einzigartiges sportliches Angebot, denn im Rahmen dieses Programms können Mädchen durch fantasievolles Spielen und bekannte Disney-Geschichten ihre Leidenschaft für den Fußball entdecken. So steigen fünf- bis achtjährige Mädchen spielerisch und sicher in den Fußball ein und entwickeln dabei grundlegende motorische Fertigkeiten sowie Lebenskompetenzen. In diesem innovativen Umfeld soll auch ein gesunder und aktiver Lebensstil gefördert werden.
Seit dem Beginn im Jahr 2020 hat sich das Programm als voller Erfolg erwiesen. Mittlerweile bieten 44 UEFA-Mitgliedsverbände das Playmakers-Programm an. Auf diesem Weg konnten Tausende Mädchen und zahlreiche Trainerinnen und Trainer für den Sport gewonnen werden.
Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass ihnen die Trainingseinheiten Spaß gemacht und sie dabei neue Fertigkeiten erlernt haben und beabsichtigten, ihren Freundinnen und Freunden davon zu erzählen. In Madrid besprachen die Delegierten, wie man sicherstellen könne, dass Verbindungen zu Schulen und Vereinen bestehen, damit die Mädchen auch nach Abschluss des Programms dem Fußball treu bleiben und weiterhin davon profitieren können.
Höhere Messlatte im Futsal
Michael Skubala, ehemaliger Spieler und Cheftrainer der englischen Futsal-Nationalmannschaft sowie aktueller Cheftrainer der U21-Fußball-Auswahl von Leeds United, schilderte, inwiefern es nützlich wäre, bei der Nachwuchsförderung im Fußball auch auf den Futsal zu setzen.
Skubala erläuterte, dass Futsal-Spieler/-innen auf einem kleineren Spielfeld regelmäßigeren Ballkontakt und mehr Gelegenheiten für Angriff und Verteidigung hätten, weshalb sie ihre technischen Fähigkeiten schneller weiterentwickeln könnten.
Auch Robbie Keane stützte diese These: „Ich habe es geliebt, Futsal zu spielen. Gemeinsam mit meinen Freunden haben wir viel Zeit in der Halle verbracht. Dabei kannst du dein Ballgefühl, deine Fitness und deine Reaktionsfähigkeit verbessern. Je mehr Ballkontakte du hast, desto mehr Kontrolle erhältst du über den Ball. So wirst du dich als Spieler deutlich verbessern.
Kindern und jungen Spielerinnen und Spielern würde ich raten, jeden Tag so viel wie möglich zu üben. Nutzt jede Gelegenheit, um zu spielen, sucht den Kontakt mit dem Ball und macht weiter, wenn ihr für den Sport brennt. Die Maxime lautet: üben, üben, üben.“
Bestandsaufnahme und Ausblick
Die Sitzung am Donnerstag bildete den Abschluss einer äußerst positiven und konstruktiven Erfahrung für die Teilnehmenden aus ganz Europa.
Die Konferenz bot nicht nur ein Forum, um neue Initiativen und bewährte Vorgehensweisen kennenzulernen, sondern auch eine wichtige Gelegenheit für den Ideenaustausch und die Weiterentwicklung des UEFA-eigenen Netzwerks an Breitenfußballexpert/-innen.
Sie hat es der Fußballgemeinde ermöglicht, die Erfolge und das Wachstum der letzten Zeit trotz der Covid-19-Pandemie zu feiern; gleichzeitig konnten wichtige Visionen skizziert werden, darunter die neue UEFA-Breitenfußball-Charta, deren Ziel es ist, das Niveau des europäischen Fußballs weiter anzuheben. Ferner wurde ein Rahmenwerk zur Vereinsentwicklung erarbeitet, das dazu beitragen soll, die Bedingungen in Breitenfußballvereinen zu verbessern, da diese das Umfeld für die Spieler/-innen bilden, in dem sie Spaß und Erfolg haben sollen, und zudem als wesentlicher Akteur der Zivilgesellschaft fungieren.
Zum Abschluss der Konferenz hatte die UEFA bereits ihre nächste Breitenfußball-Veranstaltung ins Auge gefasst: Im Zuge der Exekutivkomiteesitzung am 20. September im kroatischen Hvar nahm UEFA-Präsident Aleksander Čeferin gemeinsam mit Fußballgrößen wie Robbie Keane an einem Schulfußball-Festival teil.
Die Veranstaltung markierte den Auftakt zur UEFA-Breitenfußball-Woche, die parallel zur europäischen Woche des Sports stattfindet, und bei welcher der Sport an der Basis in den Mittelpunkt gerückt wird.