Studienergebnisse zu Trainingseinrichtungen und Nachwuchsförderung in Europa veröffentlicht
Donnerstag, 10. September 2020
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Mit Solidaritätszahlungen in Höhe von über einer Milliarde Euro hat die UEFA im vergangenen Jahrzehnt zu den Nachwuchsförderbudgets der Vereine beigetragen. Ein gerade herausgekommener Bericht bietet einzigartige Einblicke in die strategische Verwendung dieser Gelder durch die Klubs im Hinblick auf die langfristige Entwicklung und Nachhaltigkeit.
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Die UEFA hat heute einen interaktiven Bericht veröffentlicht, der exklusive Erkenntnisse zu Investitionen in Trainingseinrichtungen und die Nachwuchsförderung in ganz Europa bietet. Während der Fußball angesichts der COVID-19-Pandemie in finanzieller Hinsicht unsicheren Zeiten entgegensieht, kommt einer erstklassigen Juniorenförderung und der Investition in die zur Spielerentwicklung erforderliche Infrastruktur wohl eine bedeutendere Rolle zu als je zuvor.
Der Bericht zur Situation der Trainingsanlagen und der Nachwuchsförderung in Europa (Titel: „UEFA Training Facility and Youth Investment Landscape“; nur auf Englisch erhältlich) bietet einen umfassenden Überblick über 950 Trainingseinrichtungen von 673 europäischen Fußballvereinen auf der Grundlage von Daten, die das vergangene Jahr hindurch vom UEFA-Kompetenzzentrum erhoben wurden.
Daneben finden sich Informationen zur Juniorenförderung und zu den Investitionen der europäischen Erstligisten in ihre Nachwuchssparte, die unter anderem durch die Solidaritätszahlungen der UEFA mitfinanziert werden, sowie eine nach Ländern geordnete Übersicht, die für Klubs, Medien und Fans gleichermaßen interessant sein dürfte.
Vollständigen Bericht herunterladen (nur auf Englisch).
Die wichtigsten Ergebnisse
- Die jährlichen Ausgaben der europäischen Erstligisten für die Nachwuchsförderung belaufen sich im Jahr 2020 auf geschätzte EUR 870 Mio.
- Die Solidaritätszahlungen für die Juniorenförderung zugunsten von nicht an den UEFA-Wettbewerben teilnehmenden Vereinen betrugen in den letzten zehn Jahren insgesamt über eine Milliarde Euro; der jährliche Betrag hat sich innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdreifacht, von EUR 43 Mio. in der Saison 2008/09 auf EUR 139 Mio. in der Spielzeit 2018/19.
- 1 629 verschiedene Vereine haben in diesem Zeitraum Mittel aus dem UEFA-Solidaritätsfonds erhalten.
- 53 Erstligisten aus insgesamt 33 Ländern haben in den vergangenen zwei Jahren neue Trainingszentren eröffnet; mindestens 27 weitere Anlagen befinden sich derzeit im Bau.
- In den letzten fünf Jahren haben europäische Erstligaklubs über eine Milliarde Euro in Trainingseinrichtungen investiert.
- 76 % der Vereine, die über eine Frauenmannschaft verfügen, benutzen für diese dieselbe Einrichtung wie für ihr Männerteam.
Erhöhung der Standards
- Zu den vorrangigen Aufgaben der UEFA als europäischer Fußballverband gehört die Anhebung der Standards auf und neben dem Spielfeld.
Trainingseinrichtungen und Nachwuchsakademien bilden einen der Kernpunkte des europäischen Fußballs und haben im Zuge der COVID-19-Pandemie noch an Bedeutung gewonnen. Durch die Erhöhung der Anforderungen im Bereich Trainingsinfrastruktur im UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay 2018 wurde der Wert dieser beiden Komponenten nochmals unterstrichen.
Der vorliegende Bericht bietet einen Überblick über die Situation in ganz Europa, wobei die Bedürfnisse und Ressourcen sich in den einzelnen Nationalverbänden sehr unterschiedlich gestalten.
Solidaritätszahlungen für Nachwuchsförderung in Klubs
Die UEFA-Solidaritätszahlungen für Vereine, die nicht an den UEFA-Klubwettbewerben teilnehmen, stellen die zweitgrößte Finanzierungsquelle für Trainingszentren und Juniorenförderung dar.
Die Zahlungen, die Nachwuchsförderprogrammen und lokalen Projekten zugutekommen, machen geschätzt 19 % der für die Juniorenförderung der europäischen Erstligavereine verfügbaren Mittel aus.
Die besagten Vereine investieren derzeit insgesamt EUR 870 Mio. pro Jahr in die Nachwuchsförderung. Am höchsten liegen die durchschnittlichen Ausgaben eines Klubs in den folgenden zehn Ländern:
England (EUR 6,1 Mio.)
Deutschland (EUR 5,3 Mio.)
Frankreich (EUR 4,7 Mio.)
Italien (EUR 4,6 Mio.)
Spanien (EUR 3,4 Mio.)
Russland (EUR 2,8 Mio.)
Schweiz (EUR 2,7 Mio.)
Niederlande (EUR 1,9 Mio.)
Portugal (EUR 1,8 Mio.)
Belgien (EUR 1,7 Mio.)
Große regionale Unterschiede
Der Bericht wirft auch ein Schlaglicht auf die von Verband zu Verband unterschiedliche Verwendung der Mittel.
So kommt auf finnischen, schwedischen, norwegischen und russischen Trainingsplätzen aufgrund der klimatischen Verhältnisse häufig Kunst- oder Hybridrasen zum Einsatz, während dänische Klubs im Durchschnitt die meisten Trainingsplätze besitzen, was daran liegt, dass in dem nordischen Land bei allen Erstligisten enge Verbindungen von der Breitenfußballsparte zur ersten Mannschaft bestehen.
Und während jeder Klub in den letzten fünf Jahren durchschnittlich EUR 2 Mio. jährlich in Trainingsanlagen investiert hat, sind es in Deutschland, der Schweiz, Spanien und Ungarn gar jeweils über EUR 5 Mio. Dies zeigt, wie sehr die Vereine auf langfristige Entwicklung und Nachhaltigkeit setzen.
So haben in Bosnien-Herzegowina und Dänemark, auf den Färöer-Inseln, in Finnland, Island, Kroatien, Schottland und Ungarn sämtliche Vereine der höchsten Spielklasse in den letzten zehn Jahren ihre Trainingsinfrastruktur verbessert.
Weitere Informationen, Statistiken und Daten bietet der nun veröffentlichte Bericht.
- In Kürze wird die UEFA auch ihr Handbuch für den Bau und das Management von Trainingszentren herausgeben, das eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Entwurf, Bau und Betrieb einer Trainingseinrichtung darstellt.