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Von der Bayernliga in die EURO Qualifiers

Martin Büchel spielt normalerweise in der fünftklassigen Bayernliga, doch am Freitag steht für den Liechtensteiner Nationalspieler ein Duell mit David Alaba auf dem Programm.

In Schweden gab es für Martin Büchel (links) und Liechtenstein nur eine knappe 0:2-Niederlage
In Schweden gab es für Martin Büchel (links) und Liechtenstein nur eine knappe 0:2-Niederlage ©AFP/Getty Images

Normalerweise heißen seine Gegner 1. FC Bad Kötzing oder SpVgg Hankofen-Hailing. Manchmal aber auch Andrés Iniesta, Zlatan Ibrahimović oder David Alaba. Liechtensteins Nationalspieler Martin Büchel absolvierte bereits 48 Länderspiele, doch aktuell kickt der in Vaduz geborene Mittelfeldspieler in der Bayernliga beim FC Unterföhring in der 5. Liga. UEFA.com hat sich mit ihm unterhalten.

UEFA.com: Viele Kinder wollen Feuerwehrmann oder Polizist werden. Was war Ihr Traumberuf?

Martin Büchel: Ich hatte von Anfang an den Wunsch, Profifußballer zu werden. Meine Freunde und ich waren eine total fußballverrückte Truppe und ich habe Tag und Nacht Fußball gespielt. Es war für mich klar, dass ich Profi werden möchte. Der Sport hat es mir allgemein angetan. Ich bin auch Ski gefahren, aber Fußball stand immer an erster Stelle. Ich hatte immer diesen Traum.

UEFA.com: Wie war es für Sie beim FC Zürich unter Lucien Favre zu trainieren? Als Schweizer Meister spielten Sie auch in der UEFA Champions League.

Büchel: Über Favre kann ich nur Positives berichten. Er ist ein überragender Trainer und vor allem auch menschlich super. Gerade mit jungen Spielern kann er gut umgehen. Er ist so fußballverrückt, dass er es nicht leiden kann, wenn ein Pass auch nur um ein paar Zentimeter daneben gespielt wird. Seine Mannschaft gewinnt und von ihm hört man trotzdem nur, was alles besser gemacht hätte werden können. Genau das trichtert er auch seinen Spielern ein.

Nach der gewonnenen Meisterschaft in der Schweiz nahmen wir an der Champions League teil und waren mit Real Madrid, dem AC Mailand und Olympique Marseille in einer Gruppe. Es war einfach der Wahnsinn. Die Champions-League-Hymne live zu hören und nicht nur im Fernsehen war ein komplettes Gänsehautgefühl. Es war einfach ein überragender Moment. Leider bin ich nur auf der Bank gesessen und das ist etwas, das mich heute wirklich wurmt. Ich glaube, dass ich auch der erste Liechtensteiner gewesen wäre, der Champions League gespielt hätte.

UEFA.com: Nach sechs Bandscheibenvorfällen haben Sie Ihre Karriere erst einmal an den Nagel gehängt. Wie kam es später doch noch zum Wechsel nach Unterföhring in die Bayernliga?

Büchel: Diese Bandscheibenvorfälle waren ein krasser Rückschlag, den ich verkraften musste. Aber ich habe mich wieder aufgerafft, nachdem ich einige Schritte zurück gemacht hatte. Ich habe mich danach entschieden, vom Profifußball Abstand zu nehmen und mir ein zweites Standbein aufzubauen. Nach München kam ich dann aufgrund meines Osteopathie-Studiums. Aufgrund der hohen Mietpreise bin ich in Unterföhring gelandet. Nach ein paar Wochen habe ich mich einfach mal informiert, wo Unterföhring spielt und erfahren, dass sie auf einem super Level spielen und es Halbprofi-Status gibt. Die Situation ist perfekt. Ich kann mein Studium zu Ende machen und gleichzeitig auf gutem Niveau Fußball spielen.

UEFA.com: Mit Liechtenstein geht es am Freitag gegen Österreich und Sie könnten im Mittelfeld auf David Alaba treffen. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Büchel: Man kann sich ja nicht nur auf einen einzigen Spieler fokussieren. Gerade die österreichische Nationalmannschaft hat elf sehr gute Spieler auf dem Platz. Fast alle spielen in der Bundesliga. Es würde mir auch keine neuen Erkenntnisse bringen, wenn ich bei einer Bayern-Trainingseinheit vorbeischaue. Ich habe Alaba schon öfter spielen sehen und kenne seine Stärken und Schwächen. Mein Tipp zu diesem Spiel ist eindeutig. Ich denke, dass wir mit 1:0 gewinnen – wie gegen Moldawien! Kleiner Scherz, aber wir versuchen natürlich, unser Bestes zu geben. Das Spiel ist ein absolutes Highlight für uns. Es sind unsere Nachbarn, das Stadion wird voll sein - was bei uns auch nicht so oft der Fall ist – und dann geht es auch noch gegen den Gruppenersten. Wir müssen einfach das Spiel genießen und jeder muss alles geben! Danach sehen wir, was für uns herausspringt.

UEFA.com: Was sind Ihre Ziele mit Liechtenstein? Glauben Sie, dass Sie eine der Top 20-Mannschaften in Zukunft schlagen können?

Büchel: Es ist immer das Ziel, eine Top 20-Mannschaft zu schlagen. Wir treten nie an und hoffen, dass wir nur möglichst knapp verlieren. Wir haben schon einige Male ganz große Teams geärgert und wenn wir gegen so einen Gegner einen Punkt holen, dann ist das schon der absolute Wahnsinn. Wir haben gegen Portugal einmal 2:2 gespielt. Vor zwei Jahren haben wir ganz lange ein Unentschieden gegen Kroatien gehalten und dann noch unglücklich verloren.

Wir waren schon oft ganz nah dran. Gegen solche Mannschaften muss einfach alles stimmen und wir brauchen zudem noch eine Portion Glück. Irgendwann kommt der Tag, an dem wir etwas holen können.

UEFA.com: Wenn man unter der Woche gegen Iniesta oder Alaba spielt, wie motiviert man sich am Wochenende für den Bayernliga-Alltag gegen Pipinsried oder Hankofen-Hailing?

Büchel: Schwer ist so eine Umstellung nicht. Natürlich muss man sich etwas mehr in den Hintern kneifen, wenn man eine lange Auswärtsfahrt im Bayernliga-Betrieb hat. Bei einem Länderspiel muss man aufpassen, nicht zu übermotiviert in eine Partie zu gehen. Bei einem Bayernligaspiel gehört schon etwas mehr Selbstmotivation dazu. Ich bin aber auch ein Typ, der das kann. Ich brauche keine Extramotivation. Ich habe in der Bayernliga genauso viel Spaß wie bei einem Spiel mit der Nationalmannschaft.

UEFA.com: Wollen Sie nochmal bei einem größeren Verein angreifen, etwa in der 1. oder 2. Bundesliga?

Büchel: Vorstellen könnte ich es mir schon. Ich habe aber auch erst einmal noch 2,5 Jahre Studium vor mir. Seit ein paar Jahren bin ich verletzungsfrei und habe fast alle Spiele gemacht, deswegen mache ich mir jetzt auch keine großen Gedanken über so etwas. Zurzeit bin ich auch so einfach gut drauf, weil ich im Kopf total frei bin. Ich habe etwas Gutes für mein Leben nach dem Fußball gefunden und muss mir deshalb keine Sorgen machen.

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