Spanien - England 2:1: Oyarzabal schießt Spanien zum Titel

Kurz vor Schluss schießt Joker Mikel Oyarzabal Spanien zum vierten EM-Sieg, das lange Warten der Engländer auf einen großen Titel geht dagegen weiter.

Spiel in Kürze: Oyarzabal grätscht Spanien zum Titel

Nico Williams nach seinem Tor zum 1:0Getty Images

Spanien bestimmte von der ersten Minute an die Partie und kam nach zehn Minuten auf unfassbare 79% Ballbesitz, ohne allerdings auch nur ein einziges Mal gefährlich vor dem Kasten von Jordan Pickford aufzutauchen. Weil auch bei England nach vorne fast nichts ging, sahen die 71.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion in der ersten Hälfte ein intensives und umkämpftes Spiel, allerdings ohne jegliche Torchance. Den einzigen Schuss auf eines der beiden Tore feuerte in der Nachspielzeit Phil Foden ab, aber Unai Simón hatte damit keine Probleme.

Umso schneller ging es in der zweiten Hälfte, da waren gerade mal 60 Sekunden gespielt, als Yamal von rechts in die Mitte zog, dann das Auge für den heranstürmenden Nico Williams hatte und der traf aus 12 Metern an Pickford vorbei zum 1:0 für Spanien. Nur zwei Minuten später hätte Dani Olmo aus fast identischer Position das 2:0 machen können, verzog aber knapp. Jetzt drängten die Spanier vehement auf die Vorentscheidung, aber Williams und Morata vergaben gute Möglichkeiten zum zweiten Treffer.

Beide Teams spielten jetzt mit offenem Visier und so ergaben sich Chancen im Minutentakt. Zunächst verzog Bellingham nach starker Einzelleistung, dann parierte Pickford einen Yamal-Schuss.

In der 73. Minute dann der große Auftritt des gerade erst eingewechselten Cole Palmer, der das Leder aus 21 Metern flach zum 1:1 ins spanische Tor zirkelte. Als alle schon mit einer Verlängerung rechneten, flankte Cucurella von links flach in die Mitte und Mikel Oyarzabal grätschte das Leder zum 2:1 in die Maschen.

Doch England gab nicht auf und hatte noch eine Riesen-Chance zum erneuten Ausgleich, doch zunächst parierte Simón großartig einen Rice-Kopfball, dann kratzte Olmo einen Guéhi-Kopfball noch von der Linie.

Kurz darauf war Schluss und Spanien darf sich ab sofort Rekord-Europameister nennen, während das 58-jährige Warten der Engländer auf einen großen Titel weitergeht.

Edeljoker Cole Palmer bejubelt mit Luke Shaw sein 1:1 UEFA via Getty Images

Vivo Spieler des Spiels: Nico Williams (Spanien)

"Er erwies sich im Angriff als sehr gefährlich und war diszipliniert, wenn er verteidigen musste. Er half Cucurella und kombinierte gut mit Olmo im Mittelfeld, wodurch sie viel Gefahr ausstrahlten. Er hat ein schönes Tor erzielt und war einer der gefährlichsten Spieler auf dem Feld."
Technische Beobachter der UEFA

Stimmen

Luis de la Fuente, Spaniens Trainer, im Gespräch mit RTVE: "Ich könnte nicht glücklicher sein - wir sind ein echtes Team, Europameister. Ich werde mit jedem Tag stolzer auf sie. Vielen Dank für die Unterstützung aus ganz Spanien".

De la Fuente über seine Worte an die Spieler in der Halbzeitpause: "Nichts. Es war nur eine Frage der Stärkung dessen, was wir sind, es war eine Frage des Vertrauens, dass sie wissen, wie man ein Spiel interpretiert. Sie sind die Besten der Welt. Ich habe das schon einmal gesagt und ich stehe dazu. Und wir können immer noch besser werden."

Dani Olmo bei MagentaTV über das gesamte Turnier: "Deutschland ist für mich meine zweite Heimat. Das war perfekt für mich! Wir haben in Berlin begonnen und wollten in Berlin enden – so war´s auch."

Nico Williams, Spieler des Spiels: "Im Moment sind wir uns nicht wirklich bewusst, was wir erreicht haben. Wir kehren morgen nach Spanien zurück, und dann werden wir das mit den Fans genießen können, die uns immer mit Liebe und Support versorgt haben. Wir haben Geschichte geschrieben. Jeder Fußballer träumt von einem Moment wie diesem. Das ist für alle, die von Anfang an an mich geglaubt haben."

Mikel Oyarzabal, Spaniens Matchwinner, im Gespräch mit RTVE: "Ich habe meinen Job gemacht und hatte das Glück, den Siegtreffer zu erzielen. Wenn man das Glück hat, ein Tor zu schießen … das ist das Beste. Ich hatte eine harte Zeit wegen einer Verletzung, deshalb ist diese Freude etwas Besonderes, nach allem, was ich durchgemacht habe. Ich war an der Reihe, ein Tor zu erzielen, aber dieser Sieg war für alle. Wir [die Mannschaft] sind eine Familie."

Rodri, spanischer Mittelfeldspieler und Spieler des Turniers, im Gespräch mit RTVE: "Das ist wahrscheinlich der beste Tag meiner Karriere. Wir sind Europameister. Wir sind die erfolgreichste Nationalmannschaft Europas geworden. Frühere Generationen haben uns den Weg gezeigt. Im Sport wie im Leben gilt: Wenn man alles gibt, wird man belohnt."

Rodri weiter: "Wir haben Geschichte geschrieben und dabei vier ehemalige Weltmeister besiegt. Wir haben die schwersten Gegner überstanden, und das spricht für die Mentalität der Mannschaft. Viele von uns waren Champions in der U17, U19, U21 ... De la Fuente wusste, was er tat."

Gareth Southgate, Trainer von England, im Gespräch mit ITV Sport: "Ich denke, Spanien war die beste Mannschaft des Turniers. Wir waren in Ballbesitz nicht gut genug, aber wir waren bis zu den letzten zehn Minuten voll im Spiel. Ich bin wirklich am Boden zerstört für alle. Die Spieler waren unglaublich, ich bin so stolz auf das, was sie geleistet haben. Wir waren so nah dran. Wir hatten auch eine große Chance, um am Ende auszugleichen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir über die 90 Minuten hinweg genug getan haben."

Wieder kein Titel für Harry KaneUEFA via Getty Images

Interessante Zahlen

• Spanien ist das erste Team, das die EURO zum vierten Mal gewinnen konnte, zuvor lagen sie mit Deutschland (3 Titel) gleichauf.
• Spanien hat es als erste Mannschaft geschafft, alle sieben Spiele einer EM zu gewinnen.
• Die 15 Tore der Spanier sind ein neuer Turnierrekord, die bisherige Bestmarke hielt Frankreich seit der EM 1984 mit 14 Treffern
• Williams (22 Jahre und 2 Tage) ist der zweitjüngste Torschütze in einem EURO-Finale.
• Gareth Southgate ist erst der dritte Trainer, der in zwei EM-Endspielen stand, vor ihm schafften dies nur Helmut Schön (1972 und 1976) und Berti Vogts (1992 und 1996), beide mit Deutschland.
• Erstmals in der EM-Geschichte standen zwei Teenager in einem EURO-Finale: Lamine Yamal (17 Jahre und 1 Tag) und Kobbie Mainoo (19 Jahre und 86 Tage).

Aufstellungen

Spanien: Unai Simón - Carvajal, Le Normand (83. Nacho), Laporte, Cucurella - Rodri (46. Zubimendi), Fabián Ruiz - Yamal (89. Merino), Olmo, Williams - Morata (68. Oyarzabal)

England: Pickford - Walker, Stones, Guéhi, Shaw - Mainoo (70. Palmer), Rice - Saka, Foden (89. Toney), Bellingham - Kane (61. Watkins)