Jordan Pickford über seine Taktik beim Elfmeterschießen und seinen Umgang mit Druck
Dienstag, 9. Juli 2024
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Englands Torwart Jordan Pickford spricht nach dem Sieg gegen die Schweiz bei EURO2024.com über seine Mentalität beim Elfmeterschießen.
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Als der Schiedsrichter am Samstagabend in Düsseldorf zum Elfmeterschießen bat, begab sich Jordan Pickford in einen mentalen Bereich, den er sehr gut kennt und in dem er sich sehr wohl fühlt.
Viele Beobachter bemerkten, wie gelassen Englands Schützen ihre Schüsse ausführten - ein krasser Gegensatz zur Nervosität, die solche Situationen früher bei den Three Lions auslösten. Doch ihr heutiger Torhüter ragt seit Jahren schon auf internationaler Bühne bei Elfmeterschießen heraus.
"Die Jungs, die die fünf Elfmeter geschossen haben, waren sensationell", sagte Pickford bei EURO2024.com, "ich konnte ihnen helfen, indem ich den ersten Elfmeter gehalten habe, was uns einen Vorteil verschafft hat. Ich hätte gerne noch mehr gehalten, aber es waren gute Elfmeter, denen ich mich gegenübersah."
Das zeigt, welch hohe Ansprüche Englands Nummer 1 an sich selbst stellt, wozu er auch allen Grund hat. Seit 2018 hat Pickford vier von 14 Elfmetern pariert und England dabei geholfen, drei von vier Elfmeterschießen zu gewinnen. Zum Vergleich: Zwischen 1990 und 2012 haben die englischen Torhüter nur zwei Elfmeter pariert und haben mit ihren Teams sechs von sieben Elfmeterschießen verloren.
Ein wichtiger Teil von Pickfords Routine während eines Elfmeterschießens besteht darin, demonstrativ auf seine Wasserflasche zu schauen, auf der Anweisungen stehen, mit dem Schiedsrichter und dem Publikum zu kommunizieren. Ihm zuzuschauen ist, als würde man einem Entertainer dabei zusehen, wie er sein Publikum in seinen Bann zieht.
"Abseits des Spielfelds bin ich anders, ich bin wahrscheinlich viel ruhiger und lebe ein wenig in meiner eigenen Blase", verrät er. "Aber sobald ich meinen Fuß über die weiße Linie setze, kommt der 'Jordan Pickford-Fußballer' zum Vorschein: die Leidenschaft, die Mentalität - dann lasse ich das alles raus"
Sein Trainer Gareth Southgate glaubt, dass ein Teil von Pickfords Erfolg im Elfmeterschießen auf dessen Bereitschaft zurückzuführen ist, sich auf die Situation und den damit verbundenen Druck voll und ganz einzulassen.
"Ich denke, es kann in solchen Momenten eine wichtige Eigenschaft eines Torhüters sein, im Mittelpunkt stehen zu wollen", erklärte der englische Nationaltrainer, "und er fühlt sich in diesem Rampenlicht sehr wohl... Ich denke, er hat immer wieder gezeigt, dass er der Mann für die ganz wichtigen Paraden ist."
Das Spiel gegen die Niederlande am Mittwoch wird Englands drittes Halbfinale bei einem großen Turnier unter Southgate sein. Die Erwartungen auf beiden Seiten werden zweifellos immens sein. Aber mit Pickford haben die Engländer einen Torhüter, der am glücklichsten ist, wenn es wirklich darauf ankommt.
"Ich liebe es, unter diesem Druck zu spielen, und ich blühe darin auf", sagte er. "Ich lebe diesen Traum. Wenn man das nicht genießt, wenn man keinen Spaß am Fußballspielen hat, was ist dann der Sinn der Sache?"