England - Schweiz 1:1 (5:3 n.E.): England im Halbfinale

Ein Fehlschuss von Manuel Akanji im Elfmeterschießen brachte die Eidgenossen um den Lohn für ein tolles Turnier - England steht im Halbfinale der UEFA EURO 2024.

Spiel in Kürze: Partie mit langem Anlauf

So jubelte Breel Embolo nach dem 1:0 für die SchweizGetty Images

England begann etwas stärker als in den ersten Spielen, doch spätestens am Schweizer Strafraum waren auch Bellingham und Co. mit ihrem Latein am Ende. Da auch die Eidgenossen wenig Kreativität im Spiel nach vorne an den Tag legten, mussten die Fans in Düsseldorf 44 Minuten auf die erste Torchance des Spiels warten, als Granit Xhaka Kobbie Mainoo in letzter Sekunde am Fünfmeterraum abblocken konnte. Die Statistik vermeldete nach 45 Minuten hüben wie drüben keinen einzigen Schuss aufs gegnerische Tor.

Den ersten davon gab es dann nach 51 Minuten durch Breel Embolo, aber das war dann doch eher ein Schüsschen, das Jordan Pickford nicht in Verlegenheit bringen konnte. Doch im Anschluss spielten die Schweizer etwas mutiger nach vorne und wurden in der 75. Minute mit der Führung belohnt. Dan Ndoye brachte den Ball von rechts flach in die Mitte und Embolo spitzelte ihn aus fünf Metern über die Linie.

Die Engländer reagierten sofort und kamen nur fünf Minuten später zum Ausgleich, als Bukayo Saka aus 16 Metern mit links abzog und der Ball an Freund und Feind vorbei ins lange Eck flutschte - es war in diesem Spiel der erste Schuss der Engländer, der auf den Kasten von Yann Sommer kam! In der Folgezeit wackelten die Schweizer bedenklich, aber sie retteten sich in die Verlängerung.

Dort musste sich zunächst Sommer bei einem Schuss von Declan Rice mächtig strecken, bestand diese Aufgabe aber mit Bravour. Unmittelbar vor dem Abpfiff dann noch eine Doppel-Chance für die Schweiz, aber schließlich musste das Elfmeterschießen entscheiden.

Dort scheiterte Manuel Akanji gleich mit dem ersten Strafstoß an Pickford und alle anderen Schützen trafen. Wieder - wie schon bei der EURO 2020 - waren die Schweizer ganz nah dran an ihrem ersten Halbfinale und wieder sind sie extrem unglücklich gescheitert.

Vivo Spieler des Spiels: Bukayo Saka (England)

"Die meisten Angriffe Englands liefen über die rechte Seite, wobei Saka bei Ballbesitz die größte Gefahr darstellte. Er versuchte, seine Mitspieler einzusetzen, Flanken zu schlagen und hinter die Abwehr zu kommen."
Technische Beobachter der UEFA

Joe Terry, England-Reporter

Am Schluss waren beide Mannschaften mit ihren Kräften völlig am Ende und hatten nichts mehr zuzusetzen, obwohl England immer wieder versuchte, eine Lücke in der Schweizer Abwehr zu finden. Zum 10. Mal in einem großen Wettbewerb wurde das Schicksal Englands durch ein Elfmeterschießen entschieden, und wie zuletzt häufiger setzte es sich durch - vor allem dank Pickford.

Anna-Sophia Vollmerhausen, Schweiz-Reporterin

Die Schweiz scheitert wie bei der EURO 2020 erneut im Elfmeterschießen. Die Nati kann jedoch erhobenen Hauptes nach Hause reisen. Sie beendeten die Titelverteidigung Italiens und konnten England bis an die Grenzen fordern.

Trauer und Stolz bei den Eidgenossen nach dem EM-AusGetty Images

Stimmen

Granit Xhaka im Blick über den Moment des Ausscheidens: "Es ist schwierig, jetzt die richtigen Worte zu finden. Ich glaube nicht, dass man über irgendjemanden in der Mannschaft oder im Staff etwas Schlechtes sagen kann. Ob gerecht oder ungerecht, ist egal. Jeder hat alles gegeben und wir können stolz sein. Wir hatten das Glück im Penaltyschiessen nicht auf unserer Seite."

Xherdan Shaqiri im Blick: "Es gibt nichts Brutaleres, als ein Out nach Penaltys. Aber wir haben alles unternommen. Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie wir den Menschen in der Schweiz und Deutschland Freude gebracht haben. Das war immer unser Ziel. Am Ende hatten die Engländer die besseren Nerven."

Dan Ndoye (Schweiz): "Wir müssen es akzeptieren. Es tut natürlich weh, so zu verlieren. Es ist brutal. Wir hätten die Qualität für den Halbfinal gehabt."

Gareth Southgate, Englands Trainer, im Gespräch mit BBC Sport: "Ich fand die Spieler brillant. So gut haben wir noch nie gespielt. Wir haben ihnen eine Menge Probleme im Ballbesitz bereitet. Sie sind eine wirklich gute Mannschaft, sie sind schwer unter Druck zu setzen, sie sind schwer zu verteidigen, ihre Abläufe sind gut. Wir haben wieder einmal einen Rückstand aufgeholt und den Charakter und das Durchhaltevermögen gezeigt, das wir gezeigt haben."

Bukayo Saka, England: "[Der Druck beim Elfmeterschießen] ist etwas, das ich gerne in Kauf nehme. Man scheitert einmal, aber ich bin ein Typ, der sich gerne wieder in diese Situation bringt. Ich weiß, dass eine Menge nervöser Leute zuschauen, wie meine Familie, aber ich habe die Ruhe bewahrt und meinen Elfmeter verwandelt."

Saka über Ex-Arsenal-Kollege Xhaka: "Granit hat in dieser Saison genug Trophäen gewonnen! Ich denke, er ist ein großartiger Spieler, ein großartiger Mensch - die Bescheidenheit, mit der er nach dem Spiel zu uns kam und uns die Hand schüttelte, sagt alles. Ich bin voller Respekt und Bewunderung für ihn und die Schweiz - sie haben uns heute Abend wirklich ein großes Spiel geliefert."

Interessante Zahlen

• England steht zum vierten Mal im Halbfinale einer EURO, 1968 und 1996 zogen sie dort den Kürzeren, vor drei Jahren konnte man das Finale erreichen.
• Saka (22 Jahre, 305 Tage) ist der jüngste englische Torschütze in einem EM-Viertelfinale, er überholte Michael Owen, der bei der EURO 2004 gegen Portugal getroffen hatte.
  
• Die Schweiz hat nur eines seiner letzten 19 Spiele verloren (S7 U5)
• England hat von seinen letzten 19 Pflichtspielen nur eines verloren (S12 U6).
• Drei der vier EM-Viertelfinals der Engländer wurden im Elfmeterschießen entschieden.
• Acht der letzten elf EM-K.o.-Rundenspiele von England gingen in die Verlängerung.
• Elfmeterschießen ausgenommen, hat Gareth Southgate als Trainer noch nie ein EM-Spiel verloren (S7 U5).
  

Aufstellungen

Die Startelf der SchweizerGetty Images

England: Pickford - Walker, Konsa (78. Palmer), Stones, Konsa - Trippier (78. Eze), Mainoo (78. Shaw), Rice, Saka - Bellingham, Foden (115. Alexander-Arnold) - Kane (110. Toney)

Schweiz: Sommer - Schär, Akanji, Rodríguez - Rieder (63. Zuber), Freuler (118. Sierro), Xhaka, Aebischer (118. Amdouni) - Ndoye (98. Zakaria), Embolo (109. Shaqiri), Vargas (63. Widmer)