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EURO 2024 Gruppenphase: Taktik-Rückblick der Technischen Beobachter der UEFA

Das Überspielen des Pressings, Box Midfields und die Mann-gegen-Mann-Orientierung waren nur drei der Themen beim Treffen der Technischen Beobachter der UEFA in Nyon.

Österreich ist auch taktisch einer der Vorreiter dieser EM
Österreich ist auch taktisch einer der Vorreiter dieser EM Getty Images

Pressing, Box Midfields und Mann-gegen-Mann-Orientierung - drei taktische Möglichkeiten, die in der Gruppenphase der UEFA EURO 2024 häufig zur Anwendung kamen und beim Treffen der Technischen Beobachter der UEFA in Nyon heiß diskutiert wurden.

Nach 13 Tagen und 36 Gruppenspielen nutzten die Technischen Beobachter am Freitag die Gelegenheit, sich mit den Mitgliedern der UEFA-Abteilung für Leistungsanalyse an einen Tisch zu setzen und über die taktischen Trends der EURO 2024 zu diskutieren.

Laut Oliver Doglia, dem Chef der UEFA-Abteilung für technische Ausbildung und Entwicklung, wird das Turnier in Deutschland lehrreiche Erkenntnisse für die Spieler-Entwicklung liefern. "Diese Analyse ist Teil einer Strategie, mit der die Erkenntnisse aus der EURO auf allen Ebenen umgesetzt werden können - sei es in der Elite-Jugend, in der Trainerausbildung oder im Breitenfußball. Die Trends der EURO könnten so als Motor für die Spieler-Entwicklung in ganz Europa dienen."

Hier einige Diskussionspunkte der aktuellen Sitzung.

Das Überspielen des Pressings mit langen Bällen

So trickste die Schweiz das deutsche Pressing aus
So trickste die Schweiz das deutsche Pressing ausUEFA

Der Screenshot oben zeigt, wie die Schweiz beim 1:1-Unentschieden gegen Deutschland das deutsche Pressing mit langen Bällen zur Wirkungslosigkeit verdammte, nicht das einzige Beispiel bei dieser EURO. Michael O'Neill sprach zum Beispiel über die Taktik der Slowakei im ersten Spiel gegen Belgien. "Sie spielten geradlinige Pässe, die von den offensiven Mittelfeldspielern und den Stürmern angenommen werden sollten", so O'Neill. "Ich glaube nicht, dass sie geglaubt haben, das komplette Spiel mit langen Bällen aus ihrem defensiven Drittel heraus aufzubauen zu können, aber sie waren clever genug, das Pressing der Belgier zu überspielen und dann von dort ihr Spiel aufzubauen."

Laut Rafa Benítez stellt sich die Frage, ob dies ein steigender Trend bei Mannschaften ist, um das hohe Pressing des Gegners auszutricksen. "Wir werden künftig wieder mehr lange Bälle sehen und der Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass viele Mannschaften sehr hoch pressen und die Trainer sagen: 'Wir spielen vorne drei gegen drei und hoffen auf den zweiten Ball'."

Box Midfield

Italiens Box Midfield gegen Albanien
Italiens Box Midfield gegen AlbanienUEFA

Das Box Midfield – ein Vierer-Mittelfeld im Zentrum des Platzes – sieht man vor allem bei Teams, die ihr Spiel durch ein 3-2-2-3 aufbauen. O'Neill sagte, dies sei ein Zeichen für die Flexibilität der Mannschaft, da sich ihre Form beim Spielaufbau verschiebe: "Es geht darum, Spieler auf den Positionen zu haben, auf denen sie sich wohl fühlen, um den Ball im Spielaufbau höher zu erhalten."

Ein gutes Beispiel dafür lieferte Michel Aebischer, der linke Außenverteidiger der Schweiz, der beim Auftaktsieg gegen Ungarn immer wieder ins Mittelfeld vorrückte - ein taktischer Kniff, der zu einem Tor und einem Assist führte. Portugal hat mit João Cancelo etwas Ähnliches versucht, wie Packie Bonner feststellte: "Sie haben den Ball mit viel Bewegung, Rotation und flüssigem Passspiel durch die einzelnen Drittel laufen lassen."

Mann-gegen-Mann-Orientierung

Ungarn bei der Manndeckung gegen die Schweiz
Ungarn bei der Manndeckung gegen die SchweizUEFA

Die Mann-gegen-Mann-Orientierung ist ein Thema, das von den UEFA-Leistungsanalysten genau beobachtet wurde, und sie waren beeindruckt davon, wie Serbien England in der zweiten Halbzeit stark unter Druck setzte. "Serbien war offensiver, die Außenverteidiger und sogar die Innenverteidiger gingen mehr Risiko ein und spielten häufig im Eins-gegen-Eins", sagte Benítez.

Für Lupescu haben Österreich und Spanien in der Gruppenphase das effektivste hohe Pressing gezeigt. Österreich habe davon profitiert, dass die Spieler mit einem Spielstil vertraut sind, den sie in ihren Klubs bei Salzburg und Leipzig kennengelernt haben: "Österreich war körperlich fantastisch, während Spanien aufgrund der Qualität der Spieler den Ball immer wieder zurückerobert hat. Österreich war wirklich die Mannschaft, die 90 Minuten lang viel Druck gemacht hat." Mit insgesamt 132 Balleroberungen liegt Österreich vor der K.o.-Phase hinter Portugal (147) und Spanien (129) auf Platz drei.

Späte Jokertore

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In der Gruppenphase fielen 81 Tore (2,25 pro Spiel). Für Gesprächsstoff unter den Beobachtern sorgten die insgesamt zehn Tore in der Nachspielzeit - sieben mehr als in der Gruppenphase der EURO 2024 - und die Tatsache, dass sie alle von Auswechselspielern erzielt wurden. Bei der EURO 2020 waren zwar auch fünf Auswechselspieler erlaubt, doch diese Regel war damals nur vorübergehend. Inzwischen wurde sie dauerhaft eingeführt, und die Trainer setzen offensive Auswechselspieler ein, die auch Wirkung zeigen. Acht der eingewechselten Torschützen waren Stürmer oder Flügelspieler, und die Leistungsanalysten der UEFA werden beobachten, ob sich dieses Muster in den K.-o.-Runden fortsetzt.

Lupescu warf die Überlegung auf, ob nicht auch ein emotionaler Faktor im Spiel gewesen sei. "Die Stadien in Deutschland sind fantastisch, die Atmosphäre ist überwältigend und wegen der Zuschauer sind die letzten zehn Minuten vieler Spiele unglaublich prickelnd und die Mannschaften schießen in dieser Zeit die Tore", sagte er. "Ich denke, da besteht ein Zusammenhang."

Die Leistungsanalyse der UEFA und die Daten-Techniker

UEFA

Die Technischen Beobachter der UEFA in Deutschland arbeiten mit einem Team von Leistungsanalysten und Daten-Ingenieuren in Nyon zusammen, die sie während der Spiele mit Beobachtungen zu Spielmustern, taktischen Themen und individuellen Leistungen unterstützen, die durch technische und taktische Live-Daten gestützt werden.

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