Schottlands Nationaltrainer Steve Clarke über die Fans, die Qualifikation und seine Prinzipien

Als Spieler schaffte es Steve Clark nicht in den Kader der schottischen Nationalmannschaft für die beiden EURO-Endrunden 1992 und 1996, als Nationaltrainer hat er sich diesen Traum jedoch bereits zum zweiten Mal in Folge erfüllt.

Der ehemalige Verteidiger vom FC Chelsea beendete die 24-jährige Wartezeit auf die nächste EM-Endrunde, indem er die schottische Nationalmannschaft über die Play-offs zur EURO 2020 führte. Noch ein wenig beeindruckender war womöglich die Qualifikation für die anstehende Endrunde - inklusive eines 2:0-Heimerfolgs gegen Spanien.

Über die "Tartan Army" und seine Beziehung zu den Fans

Sie spiegeln das schottische Volk wider. Sie wollen gute Botschafter für das Land sein, wenn sie ins Ausland reisen und von anderen gemocht werden. Ihr Kleidungsstil sorgt dafür, dass sie auffallen, sodass die Leute neugierig werden. Als Cheftrainer der Nationalmannschaft schätzen wir die Unterstützung der Tartan Army sehr.

Ich denke, Teil dieser Entwicklung in den letzten vier Jahre zu sein, hat es uns ermöglicht, das Land wieder für uns zu gewinnen. Die schottischen Fans wollen, dass ihr Team auf dem Platz konkurrenzfähig ist. Sie verlangen nicht unbedingt Siege, aber sie erwarten, dass wir mithalten können. Aktuell haben wir eine gute Truppe zusammen, die bei jeder Partie das Beste für ihr Land geben will. Die Tartan Army sieht und spürt das, also verstehen sie, dass wir eine Mannschaft sind, die ihre Unterstützung verdient.

Über die Qualifikation

Ein besonders denkwürdiger Moment war das Spiel gegen Spanien im März in Hampden. An diesem Abend hat alles geklappt. Wir sind früh in Führung gegangen, was die Fans noch mehr auf unsere Seite gezogen hat. Mit der Unterstützung im Rücken haben wir im zweiten Durchgang nachgelegt. Es war für uns eine der besten Leistungen seit langer Zeit.

Für die Fans vor Ort in Hampden war es wohl einer der schönsten Abende seit Langem. Nach dem Spiel fühlten wir uns mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen sehr zuversichtlich, dass wir uns qualifizieren würden, denn ein historischer Sieg gegen ein Team aus Topf 1 gibt natürlich Selbstvertrauen für die kommenden Partien – und am Ende hat es geklappt.

Über die aktuelle Mannschaft

Wir haben viele unterschiedliche Spielertypen im Kader und ich denken, dass ich durchaus dafür verantwortlich bin, dass daraus eine funktionierende Mannschaft geworden ist. Das Wichtigste sind die Spieler, die auf höchstem Niveau spielen. Was wir während meiner Zeit als Nationaltrainer geschaffen haben, ist eine Atmosphäre in der Mannschaft, in der sich jeder gleichwertig fühlt. Sie legen alle ihre Egos beiseite. Wenn wir als Team Erfolg haben wollen, spielt es keine Rolle, ob du in der schottischen Premiership, der englischen Championship oder bei einer Spitzenmannschaft in der englischen Premier League spielst. Wenn du für Schottland aufläufst, bist du Teil der schottischen Nationalmannschaft – wir sind eine Einheit. Das ist etwas, woran wir gearbeitet haben und was uns bis hierhin gebracht hat.

Über seine wichtigsten Prinzipien als Trainer

Sei einfach du selbst, sei ehrlich zu deinen Spielern, so ehrlich wie möglich. Manchmal kannst du nicht die ganze Wahrheit sagen, aber sei so ehrlich, wie du sein kannst. Erkläre jede Entscheidung und behandle sie als Menschen, nicht nur als Spitzensportler. Du musst immer daran denken, dass es auch noch eine Person hinter dem Fußballer gibt. Es gibt viele verschiedene Wege, um Erfolg zu haben, und ich hoffe, die Leute erkennen und verstehen das.

Über Schottlands Ziele bei der EURO

Der beste Ansatz für das bevorstehende Turnier ist, uns so gut wie möglich vorzubereiten, auf dem Platz so gut wie möglich zu spielen, egal gegen wen wir antreten. Solange wir das tun und alles geben, können wir das Feld erhobenen Hauptes verlassen, egal ob wir in der Gruppenphase ausscheiden oder in die K.-o.-Phase kommen. Wenn wir alles richtig machen und uns die bestmögliche Chance auf Erfolg geben, dann bin ich zufrieden.