Albaniens Nationaltrainer Sylvinho über seinen Kader und die Aussichten bei der EURO 2024
Dienstag, 4. Juni 2024
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"Wir sind Südamerikaner, aber sehr europäisch beeinflusst", sagt Ex-Barcelona-Abwehrspieler Sylvinho über seinen Job als albanischer Nationaltrainer bei der EURO 2024.
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Sylvinho, ehemals Linksverteidiger der brasilianischen Nationalelf, übernahm im Januar 2023 überraschend die Nationalmannschaft Albaniens - eine Entscheidung, die er bislang nicht bereut hat.
Nachdem er den Balkanstaat zur UEFA EURO 2024 geführt hat, wurde der ehemalige Spieler von Arsenal, Barcelona und Manchester City vom Präsidenten des Landes mit einer Auszeichnung gewürdigt. Im Gespräch mit UEFA.com erklärt Sylvinho, wie er und sein Trainerteam um Ex-City-Verteidiger Pablo Zabaleta in Tirana Fuß gefasst haben.
Über das Engagement in Albanien
Es war eine Art Liebesheirat - von beiden Seiten. Das Projekt interessierte mich von Beginn an sehr, und sie waren an uns als Trainerteam mit Doriva und Zabaleta sehr interessiert: junge Trainer, die wirklich etwas bewegen wollen. In Albanien sprechen viele hervorragend Italienisch. Mit meinem Italienisch und meinem Englisch komme ich hier ganz gut zurecht. Die Albaner lieben technisch guten Fußball und Spieler, die gerne auch mal einen Trick zeigen. Das Gefühl, dass man hier auf schönen Fußball setzt, hat mich überzeugt, dass ich hier sehr gut arbeiten kann.
Wir sind Südamerikaner, aber sehr europäisch beeinflusst. Pablo spielte zehn Jahre in der Premier League, ich auch ein bisschen, dazu lange Zeit in Spanien; in Italien habe ich mit Roberto Mancini zusammengearbeitet. Doriva spielte in Italien und in Portugal. Unser Trainerteam ist sehr multikulturell.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Doriva, Pablo und ich sind Menschen, die im Leben immer um alles kämpfen mussten. Auch, um als Fußballer dorthin zu gelangen, wo wir waren. Und das erkennen unsere Spieler hier, ihre Mentalität ist der unseren sehr ähnlich.
Über die Gemeinsamkeiten von Albanien und São Paulo
Ich wurde in São Paulo geboren und lebte dort in den 1980er- und 1990er-Jahren. Dort habe ich in den Straßen gekickt, es war keine leichte Zeit. Die Leute in Tirana und in São Paulo haben viele Gemeinsamkeiten. Wir sind äußerst kontaktfreudig, wir pflegen unsere Freundschaften sehr intensiv und die Leute hier sagen oft: "Setz dich zu uns und iss mit uns. Mein Haus steht dir immer offen." So etwas findet man auch in Brasilien regelmäßig.
Über Kristjan Asllani und Jasir Asani
Kristjan ist ein technisch hochveranlagter Spieler, der beidfüßig sehr stark ist. Er fühlt sich auf beiden Flügeln wohl. Er wird seinen Weg machen, auch wenn er mit seinen 21 oder 22 Jahren noch viel lernen muss. Aber dank seiner Technik und seiner Persönlichkeit wird er einmal ein Topspieler werden.
Asani ist ein Spieler, den wir in Südkorea entdeckt haben. Er ist ein Linksfuß, der gerne vom rechten Flügel in die Mitte zieht und dann den Abschluss sucht. Er hat schon wichtige und herrliche Tore erzielt, wie gegen Polen oder Moldau. Seine Fernschüsse sind gefürchtet, er ist sehr, sehr wichtig für unsere Nationalmannschaft.
Die Ambitionen für die Endrunde
Ganz ehrlich, das ist einfach großartig. Wir alle haben da einen fantastischen Job gemacht. Neben Pablo und Doriva gibt es noch viele weitere Mitglieder des Trainerstabes, die sehr hart gearbeitet haben, das gilt auch für viele Mitarbeiter des Fußballverbandes. Wir haben es geschafft, uns für die EURO zu qualifizieren, das ist eine starke Leistung, die wir nur zusammen schaffen konnten. Die Leute hier sind enthusiastisch und glücklich. Wir haben den Menschen eine große Freude bereitet.
Wir sind so weit gekommen, aber wir wissen auch, dass wir noch viel dazulernen müssen. Die Endrunde wird eine echte Herausforderung. Die Spiele werden fantastisch, aber sehr schwer. Trotzdem wollen wir so weit kommen wie möglich. Auf jeden Fall wollen wir einen weiteren Schritt nach vorn machen.