Fußballtechnologien bei der UEFA EURO 2024
Dienstag, 14. Mai 2024
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Eine Übersicht zu den technischen Hilfsmitteln bei der diesjährigen Endrunde
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Video-Schiedsrichterassistenten (VAR)
Der VAR wurde nach umfassenden Tests und Schulungen 2019 in der UEFA Champions League eingeführt. Das System wird seitdem auch in anderen Wettbewerben eingesetzt, darunter in allen Nationalmannschafts- und Klubwettbewerben der Männer, der UEFA Women’s Champions League und der UEFA-Frauen-Europameisterschaft.
Wie wird das VAR-System bei der EURO 2024 umgesetzt?
Im Einsatz stehen jeweils ein VAR, zwei VAR-Assistent/-innen sowie drei Replay-Operateur/-innen. Im Football Technologies HUB im Internationalen Sendezentrum in Leipzig wurden eigens zu VAR-Zwecken vier Videoräume eingerichtet.
Das VAR-Team wird das Spiel kontinuierlich auf klare und offensichtliche Schiedsrichterfehler im Zusammenhang mit den folgenden vier spielentscheidenden Situationen überwachen:
1) Tore
2) Strafstoßentscheidungen
3) direkte rote Karten
4) Spielerverwechslungen
- Das VAR-Team prüft all diese Spielsituationen, greift aber nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern ein. Während eine Entscheidung überprüft wird, kann der/die Unparteiische das Spiel unterbrechen.
- Erbringt die VAR-Überprüfung den klaren Beweis, dass in einer spielentscheidenden Situation ein offensichtlicher Fehler begangen wurde, kann der VAR den Referee auffordern, die betreffende Szene am Spielfeldrand zu überprüfen. Die endgültige Entscheidung kann nur vom Referee getroffen werden.
- Der VAR kann auch etwaige Regelverstöße berücksichtigen, die sich bei der unmittelbaren Entstehung der betreffenden Spielsituation (d.h. während der Angriffsaktion) ereignet haben.
- Bei „Tatsachenentscheidungen“ (z.B. Abseitsstellungen, Foulspiel innerhalb oder außerhalb des Strafraums) kann der VAR die Unparteiischen über den betreffenden Sachverhalt informieren, ohne dass diese den Bildschirm am Spielfeldraum konsultieren, doch auch hier liegt die endgültige Entscheidung immer bei den Unparteiischen. VAR-Überprüfungen werden im Stadion über die Großbildschirme kommuniziert.
Connected Ball Technology
Erstmals in der Geschichte der UEFA-Fußball-Europameisterschaft wird der offizielle Spielball mit der „Connected Ball Technology” von adidas ausgestattet sein, die präzise Balldaten an die Videoassistent/-innen übermittelt. Diese KI-Innovation wird gemeinsam mit den Tracking-Daten der Spieler für die halbautomatische Abseitstechnologie verwendet und maßgeblich zu schnelleren Entscheidungen beitragen. Dank dieser Technologie können die Videoassistent/-innen jede einzelne Ballberührung erkennen, wodurch Handspiel- und Elfmeterentscheidungen weniger Zeit in Anspruch nehmen sollten.
Halbautomatische Abseitstechnologie
Dank zehn spezialisierter Kameras, die im Stadion installiert sind und 29 verschiedene Körperpunkte pro Spieler erfassen, können die VAR-Teams Abseitsstellungen schneller und genauer erkennen. Das 2022 in der UEFA Champions League eingeführte System ist mit der im Spielball integrierten „Connected Ball Technology” verknüpft, wodurch der Moment der Ballabgabe bei Abseitssituationen umgehend ermittelt werden kann.
Torlinientechnologie (TLT)
Die UEFA hat das TLT-System in allen zehn Stadien der EURO 2024 installiert. Das System, das seit 2016 in den größten Klub- und Nationalmannschaftswettbewerben der UEFA zum Einsatz kommt, umfasst sieben Kameras pro Tor und erfasst die genaue Position des Balles im Torbereich. Mithilfe von Bildverarbeitungssoftware gibt das System innerhalb einer Sekunde der betreffenden Aktion durch ein vibrierendes und optisches Signal auf der Uhr sämtlicher Mitglieder des Schiedsrichterteams an, ob der Ball die Torlinie überschritten hat.
Football Technologies HUB
Der Football Technologies HUB ist das Epizentrum sämtlicher technologischer Abläufe bei der EURO 2024. Hier, genauer gesagt in einem der vier Videoräume, werden die VAR-Teams bei allen Spielen des Turniers ihrer Arbeit nachgehen.
Im HUB laufen alle von den verschiedenen Technologien mittels optischen Kameras (Torlinientechnologie und elektronisches Performance-Tracking-System) bzw. Sensoren („Connected Ball Technology”) erfassten Daten zusammen. Alle Daten durchlaufen eine Live-Qualitätskontrolle und werden anschließend an die verschiedenen Systeme (z.B. halbautomatische Abseitstechnologie, Leistungsanalyse-Portal) weitergeleitet.