UEFA.com funktioniert besser bei anderen Browsern
Um das bestmögliche Erlebnis zu haben, empfehlen wir, Chrome, Firefox oder Microsoft Edge zu verwenden.

Bresonik über Paris gegen wackliges Wolfsburg

Linda Bresonik, Mittelfeldspielerin von Paris Saint-Germain, spricht über das Halbfinale gegen einen wackligen VfL Wolfsburg, den Mega-Hype in ihrem Verein und die Reise nach Katar.

Linda Bresonik, ein Teil des beeindruckenden Kaders von Paris Saint-Germain
Linda Bresonik, ein Teil des beeindruckenden Kaders von Paris Saint-Germain ©UEFA.com

UEFA.com: Am Samstag treten Sie zum Hinspiel bei Titelverteidiger VfL Wolfsburg in Ihrer Heimat Deutschland an. Was wird der Schlüssel für Paris zum Erreichen des Finales? 

Linda Bresonik: Im Halbfinale ist alles möglich. Mit Sicherheit wird auch die Tagesform entscheidend sein. Wolfsburg ist im Moment nicht die formstärkste Mannschaft. In ihrem Viertelfinale haben sie teilweise ein bisschen gewackelt. Von daher ist es für uns ein guter Zeitpunkt gegen Wolfsburg zu spielen.

UEFA.com: Wie kann man sie aus den Angeln heben?

Bresonik: Wir müssen in der Offensive spielerisch stark sein. Hinten werden wir sowieso gut stehen müssen, aber wir müssen sie hinten förmlich auseinander nehmen. Wir müssen über die Außen kommen, denn ich denke, dort sind sie sehr anfällig. Wir müssen auch den Mut haben, den Torabschluss zu suchen.

UEFA.com: Wie beurteilen Sie die aktuelle Form von Paris?

Bresonik: Wir sind sicherer Zweiter in der Liga, das heißt, wir spielen auch in der kommenden Saison auf jeden Fall wieder in der Champions League. Höhen und Tiefen gehören im Leben immer dazu. Es ist natürlich schade, wenn man im Pokal ausscheidet und man an den falschen Tagen ein Tief hat. Ich glaube trotzdem, dass wir in dieser Saison mental einen großen Schritt gemacht haben. Deshalb stehen wir auch im Halbfinale der Champions League. Wir sind stark und können für den Klub Geschichte schreiben, letztes Jahr sind wir im Viertelfinale ausgeschieden. Wir sind physisch und mental stark, ich denke, wir sind gut drauf.

UEFA.com: Wie schwer war es nach dem Aus im Pokal und der Niederlage im entscheidenden Ligaspiel gegen Olympique Lyon, sich wieder zu sammeln?

Bresonik: Es gab natürlich schon Diskussionsbedarf - warum, weshalb, wieso? Wenn man 1:0 oder 2:0 verliert, ist das eine Sache, aber es war schon heftig und krass, mit 4:0 gegen Lyon zu verlieren. Wir haben das alles analysiert. Aber danach sind wir schnell zur Tagesordnung übergegangen und haben danach auch alles gewonnen. Das war vielleicht eine ganz gute Lehre.

UEFA.com: Sie sind vertraut mit einer ganzen Reihe von Spielerinnen des Gegners aus Ihrer Zeit als Bundesliga- und Nationalspielerin. Hilft das, einige der Gegnerinnen zu kennen?

Bresonik: Es ist sicherlich gut, dass wir hier [in Paris] gleich fünf deutsche Spielerinnen haben und wir alle Wolfsburg ganz gut kennen. Ich glaube schon, dass die Französinnen davon profitieren, weil man tauscht sich gelegentlich mit dem Trainer aus und kann dann schon etwas zu Stärken und Schwächen sagen und worauf man achten muss. Das ist von Vorteil.

UEFA.com: Sie haben gesagt, dass Wolfsburg gegen den FC Rosengård ein bisschen gewackelt hat. Gegen Paris wird Kapitänin Nadine Keßler fehlen und auch Lena Goeßling ist verletzt. Können Sie daraus Kapital schlagen?

Bresonik: Das spielt uns schon ein bisschen in die Karten. Nadine Keßler ist Weltfußballerin geworden und war in einer Superform, vielleicht die beste in den letzten Jahren. Das ist natürlich schon gut, wenn so eine Spielerin fehlt. Lena Goeßling hat gefehlt [gegen den FC Rosengård], aber ich weiß nicht, ob das den Ausschlag gegeben hat, dass sie nicht so stark waren. In Jena in der Bundesliga waren sie zuletzt auch nicht so stark, das war ein sehr kampfbetontes Spiel. Wolfsburg hat ein paar mehr Spiele hinter sich als wir und ich glaube, dass die Belastung eine Rolle spielt.

UEFA.com: Wolfsburg hat unter anderem in Nilla Fischer und Babett Peter eine international starke Innenverteidigung. Was hat Paris entgegenzusetzen?

Bresonik: Wir haben ein sehr gutes Mittelfeld mit Shirley Cruz und gerade auch Caroline Seger. Das sind sehr unterschiedliche Spielerinnen. Shirley Cruz ist dribbelstark und ein bisschen offensiver, sie kann den entscheidenden Pass spielen. Ich denke, man muss Wolfsburg über die Außen aushebeln, im Zentrum haben sie in Nilla Fischer eine der besten Innenverteidigerinnen. An ihr kommt man nur sehr schwer vorbei, gerade im Kopfballspiel räumt sie alles weg. Sie ist auch wahnsinnig schnell. Wir müssen über die Außen kommen und ich denke, wir haben genug Waffen, unter anderem mit Kosovare Asllani, die auch schon ein paar Mal über Außen gekommen ist. Sie ist eine sehr gefährliche Spielerin.

UEFA.com: Sie sind jetzt seit drei Jahren in Paris. Als sie Deutschland verließen, hätten Sie gedacht, dass der VfL Wolfsburg in Europa so dominant werden würde?

Bresonik: Es wäre vielleicht übertrieben zu sagen, ich hätte das in dieser Form erwartet. Das war schon enorm, was der VfL Wolfsburg in den letzten Jahren gezeigt hat, das Tripel und zweimal in Folge die Champions League gewonnen. Das ist schon eine tolle Leistung und in dem Ausmaß hätte ich das sicherlich nicht erwartet. Aber man hat schon gemerkt, dass dort etwas brodelt, dass sie gut eingekauft haben. Das war der Schlüssel zum Erfolg, dass sie gezielt eingekauft haben.

UEFA.com: Gibt es Unterschiede in der Trainings- und Spielvorbereitung?

Bresonik: Grundsätzlich ist man hier ein bisschen relaxter. Wenn das Training für 10 Uhr angesetzt ist, fängt man nicht unbedingt um 10 Uhr an. Dinge verzögern sich manchmal und man wartet hier und da schon mal etwas. Sie sind hier sehr relaxt und entspannt, das ist schon mal ganz anders als in Deutschland. Im Training gibt es keine gravierenden Unterschiede.

UEFA.com: Was bedeutet das Erreichen des Halbfinales für Ihren Verein und wird das bereits wahrgenommen?

Bresonik: Ja, total. Es gibt hier gerade einen Mega-Hype, weil wir für den Verein Geschichte schreiben können. Wir waren noch nie im Champions-League-Halbfinale und wie man weiß, ist dort alles möglich. Gerade auch im Marketingbereich wird sehr viel getan, es wird viel Werbung gemacht und sie sind mächtig stolz.

UEFA.com: Was war es für ein Gefühl im Prinzenpark-Stadion gegen Glasgow City FC eine so tolle Kulisse zu haben?

Bresonik: Das war wirlich grandios und ich hätte das so gar nicht erwartet. Im Parc des Princes haben sie gerade die Kabinen renoviert. Das ist ein tolles, altes Stadion, dass mich ein bisschen an Berlin erinnert, weil es viele alte Bestandteile hat. Wir hatten 11 000 Zuschauer und das war toll, weil wir nach dem 2:0 im Hinspiel in Glasgow eigentlich schon so gut wie durch waren. Aber auch da hat der Verein wieder gut Werbung gemacht und es war für uns eine Chance, uns zu zeigen. Vielleicht können wir auch in Zukunft das ein oder andere Spiel dort austragen, das war auf jeden Fall toll, fast wie bei einer WM.

UEFA.com: Sie hatten vor kurzem ein Trainingslager in Katar. Was hat ihnen das sportlich und in puncto Teambuilding gebracht?

Bresonik: Wir hatten eine Einladung von unserem Chef und das war toll, denn die meisten von uns waren noch nie in Katar. Wir haben uns sehr über die Einladung gefreut. Der Flug war ein bisschen anstrengend, denn es sind doch sieben Stunden bis Dubai. Wir hatten 36 Grad, sind in die Wüste gefahren und haben tolle Sachen gesehen. Wir haben super gegessen, waren in einem tollen Hotel und haben jeden Morgen trainiert. Es war zwar wirklich heiß, aber dieser Wetterumschwung hat uns mal ganz gut getan, um in Form zu kommen. Insgesamt hatten wir viel Spaß. Der Trip durch die Wüste war großartig. Wir hatten dort am Abend ein Dinner und haben Tee getrunken. Wir hatten alle Spaß und das war ein schöner Ausflug.