Women's Champions League Taktikanalyse: Lucy Bronze verhilft Chelsea zum dritten Platz

Chelsea hatte einen Platz unter den besten Vier in der Ligaphase der UEFA Women's Champions League anvisiert. Der dazu benötigte 2:1-Sieg in Wolfsburg war aber sehr hart erkämpft. Wolfsburgs frühes Pressing störte den Spielaufbau der Gäste und wurde mit dem ersten Tor belohnt, indem die Gastgeberinnen die Unsicherheiten von Chelsea im Ballbesitz ausnutzte.

Nach der Pause passten die Blues jedoch ihre Herangehensweise an, nutzten den Raum effektiver und schränkten Wolfsburgs Möglichkeiten ein, weiterhin konstant Druck auszuüben. Diese zunehmende Dominanz der Gäste wurde durch eine Reihe beeindruckender Einzelleistungen untermauert, insbesondere durch die von Verteidigerin Lucy Bronze. Sie verkörperte Chelseas Spielkontrolle in der zweiten Halbzeit und wurde folgerichtig zur Spielerin des Spiels gekürt.

Bronze glänzt im Aufbauspiel

In der Offensive zeichnete sich Bronze laut dem Technischen Beobachter Lluís Cortés "durch ihre Fähigkeit aus, die entscheidenden Momente in konkrete Vorteile zu verwandeln. So beeinflusste sie das Spiel durch ihre wirkungsvollen Aktionen".

Ihr Tor in der 45. Minute zeigte "eine ihrer Stärken, ihr Kopfballspiel", fuhr Cortés fort. "Ihre Präsenz in solchen Situationen unterstreicht ihre Vielseitigkeit als Spielerin. Ihre Fähigkeit, vor allem in Drucksituationen Tore nach Standardsituationen zu erzielen, macht sie für jeden Trainer zu einer unschätzbaren Akteurin."

Zum zweiten Tor von Chelsea durch Sam Kerr erklärte Cortés: "Bronze zeigte eine außergewöhnliche Spielübersicht und Antizipation, indem sie den Pass von Wolfsburg vorausahnte und sich vor ihre Gegnerin stellte, um den Ball zurückzugewinnen. Was folgte, war eine intelligente Bewegung ohne Ball."

"Bronze entfernte sich von ihrer Teamkollegin, zog ihre direkte Gegenspielerin auf sich und isolierte Johanna Rytting Kaneryd bewusst in einer 1-gegen-1-Situation. Diese Aktion zeugt von einem hohen taktischen Verständnis."

Bronzes Beitrag im Angriff war auch mit ihrer emotionalen und taktischen Führungsstärke verbunden, wobei ihre Entschlossenheit und Körpersprache dazu beitrugen, das Momentum in einem entscheidenden Moment der Aufholjagd zugunsten von Chelsea zu verschieben. "Aus Sicht des Trainers hat ihre Leistung deutlich gemacht, wie Spitzenspielerinnen durch Timing, Übersicht Führungsstärke Spiele entscheiden."

Bronze gleichermaßen stark in der Abwehr

In der Verteidigung zeichnete sich Bronze "durch ihre Fähigkeit aus, in Momenten struktureller Probleme richtig zu reagieren", so Cortés. "Das waren keine Aktionen, die innerhalb einer perfekten Verteidigungsorganisation ausgeführt wurden, sondern Notfallsituationen, in denen individuelle Entscheidungen und deren Umsetzung entscheidend waren."

Zum folgenden Clip erklärte Cortés: "Bronze führt zunächst die Grundlagen des defensiven Eins-gegen-Eins aus. Sie behält den Ball und ihre Gegenspielerin klar im Blick und nutzt Körperkontakt, um ihre Gegnerin nicht aus den Augen zu verlieren."

"Der entscheidende Moment kommt jedoch, als sie erkennt, dass die Flanke nicht zu der Spielerin kommt, die sie deckt, sondern auf die Angreiferin am Elfmeterpunkt. In diesem Augenblick ändert sich ihre Priorität: Sie gibt die strenge Deckung auf und konzentriert sich stattdessen darauf, das Tor zu schützen. Diese Fähigkeit, mitten im Spiel das Ziel zu wechseln, ist auf diesem hohen Niveau entscheidend."

Auch im zweiten Video zeigt sich, dass Bronzes größte Stärke ihre Spielverständnis ist. "Sie erkennt die Gefahr sofort und sprintet los, um ihre Teamkollegin zu unterstützen. Bronze zeigt dabei eine herausragende Beweglichkeit und Körperbeherrschung, ändert schnell ihre Verteidigungsposition, um zum Ball zu gelangen und den Schuss von [Kessya] Bussy zu blocken."

Trainer-Beobachtung: Widerstandsfähigkeit auf dem höchsten Level

Laut Bronze, die nach dem Spiel mit der UEFA sprach, war die wichtigste Erkenntnis aus diesem Spiel die Widerstandsfähigkeit. "In den letzten fünf Minuten hat Wolfsburg richtig Druck gemacht, die Spielerinnen haben sich mit vollem Körpereinsatz in die Bälle geworfen, um den Sieg zu holen. Denn wir wussten, wie wichtig es war, unter die ersten Vier zu kommen."

Cortés schwärmte: "Auf diesem Niveau ist Widerstandsfähigkeit keine abstrakte mentale Eigenschaft, sondern ein defensives Verhalten. In den letzten Minuten, wenn die Müdigkeit zunimmt und die Gegnerinnen immer offensiver werden, geht es bei der Verteidigung weniger um Struktur als vielmehr darum, unter Druck die Konzentration aufrechtzuerhalten: Flanken lesen, Entfernungen einschätzen, wissen, wann man angreifen oder abwarten muss."

"Es erfordert auch, Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Lange Phasen ohne Ballbesitz, wiederholte Abwehrmaßnahmen, zweite Bälle und Klärungen sind unvermeidlich – der Schlüssel liegt darin, diese diszipliniert auszuführen. Auf diesem Niveau werden Spiele oft nicht dadurch entschieden, was die Teams sich erspielen, sondern dadurch, was sie abwehren können."

Cortés führte Barcelona zu beispiellosen Erfolgen, darunter den Gewinn der UEFA Women's Champions League im Jahr 2021. Seitdem hat er sich international als progressiver und gefragter Trainer einen Namen gemacht und ist derzeit für die saudische Frauen-Nationalmannschaft verantwortlich.

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