Geniale Fußballerinnen: Alex Popp
Montag, 11. November 2024
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Zahlreiche Titel auf Klub- und Nationalmannschaftsebene und die Fähigkeit, so gut wie jede Position zu spielen: Wir ehren Alex Popp.
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Alex Popp nimmt schon seit über zehn Jahren an UEFA-Wettbewerben teil.
Die Außenverteidigerin, die zur Stürmerin, dann zur Mittelfeldspielerin und schließlich zur Spielmacherin wurde, hat mit Duisburg und Wolfsburg die wichtigsten UEFA-Klubwettbewerbe der Frauen und mit Deutschland zwei olympische Medaillen gewonnen, darunter die Goldmedaille 2016. Außerdem erreichte sie mit den DFB-Frauen das Finale der UEFA Women's EURO 2022 bevor sie mit den Wölfinnen erneut das Finale der UEFA Women's Champions League erreichte und im Endspiel ein Rekordtor erzielte.
2024 endete ihre Länderspielkarriere mit einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen, für Wolfsburg ist Popp aber weiter Schlüsselspielerin. Im Oktober 2024 wurde sie die zweite Spielerin überhaupt, die zum 100. Mal bei einem Spiel der UEFA-Frauen-Vereinswettbewerbe auf dem Rasen stand.
Was andere sagen
"Alex ist nicht nur im deutschen Fußball eine der einflussreichsten Persönlichkeiten, sondern weltweit."
Ralf Kellermann, Wolfsburg-Sportdirektor und ehemaliger Cheftrainer
"Poppi ist eine Leaderin, auf und neben dem Platz. Ihre Mentalität und die Energie, die sie jeden Tag hat, inspiriert und motiviert uns alle."
Sara Däbritz, Deutschland-Mittelfeldspielerin
Ihre Karriere
Recklinghausen, Duisburg
• Popp schnupperte erstmals A-Mannschaftsluft für den Viertligisten Recklinghausen in der Westfalenliga, bevor sie 2008 im Alter von 17 Jahren zum Erstligisten Duisburg wechselte.
• Unter der späteren Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg etablierte sich Popp in ihrer ersten Saison in der ersten Mannschaft und gewann mit Duisburg den UEFA-Frauenpokal (das Rückspiel des Endspiels wurde vor fast 30 000 Fans ausgetragen) und den DFB-Pokal der Frauen (mit einem 7:0 gegen Turbine Potsdam; Popp erzielte das siebte Tor).
• Duisburg gewann den DFB-Pokal im nächsten Jahr erneut und erreichte sowohl 2009/10 als auch 2010/11 das Halbfinale der UEFA Women's Champions League.
• 2012 wechselte Popp – die inzwischen zur Torjägerin wurde, nachdem sie zum Anfang in Duisburg noch Außenverteidigerin war – nach Wolfsburg, die zum ersten Mal international dabei sein sollten.
Wolfsburg
• Popp hatte eine hervorragende erste Saison und Wolfsburg, das zuvor noch nie einen großen Titel geholt hatte, gewann das Tripel aus UEFA Women's Champions League (an der Stamford Bridge gegen Lyon – Popp spielte trotz Verletzung), Frauen-Bundesliga und DFB-Pokal.
• 2013/14 verteidigte Wolfsburg sowohl den internationalen Titel aus auch die Meisterschaft. Popp erzielte das Last-Minute-Siegtor beim 2:1 gegen Frankfurt, das die Bundesliga entschied.
• Im Finale der UEFA Women's Champions League in Lissabon lag Tyresö zur Pause 2:0 vorne, aber ein Treffer von Popp in der 47. Minute startete das Comeback und Wolfsburg gewann am Ende 4:3. Es war ihr fünftes Saisontor, zwei davon hatte sie im Halbfinale gegen Potsdam erzielt.
• Popp dominierte mit Wolfsburg weiter den deutschen Fußball und holte 2016/17, 2017/18, 2018/19 und 2019/20 das Double.
• In dieser Zeit erreichte Wolfsburg auch drei weitere Male das Finale der UEFA Women's Champions League und verlor gegen Lyon: 2016 im Elfmeterschießen, nachdem Popp spät den Ausgleich erzielt hatte, 2018 nach Verlängerung, als Popp Rot sah, und 2020, als Popp – seit längerem im Mittelfeld zuhause – in den Angriff zurückkehrte und ihr Team mit einem Tor in der 58. Minute zurück ins Spiel brachte.
• Nach einer schweren Knieverletzung im April 2021 verpasste Popp fast ein ganzes Jahr, kehrte aber im März 2022 zurüc und erreichte mit Wolfsburg ein weiteres Double sowie das Halbfinale der UEFA Women's Champions League.
• Trotz einer weiteren Verletzung schoss sie 2022/23 Tore wie am Fließband und holte im Halbfinalrückspiel bei Arsenal ein Tor und eine Vorlage und erreichte so mit Wolfsburg erneut das Finale.
• Erneut gewann sie den DFB-Pokal und Popp erzielte 14 Jahre nach ihrem ersten Endspieltor erneut einen Treffer im Finale. Während Wolfsburg die Liga nicht gewinnen konnte, wurde Popp mit 16 Ligatoren zum ersten Mal in ihrer Karriere Torschützenkönigin und war auch im Pokal beste Torjägerin.
• Wolfsburg verlor das Finale der Champions League gegen Barcelona aber Popp egalisierte den Rekord von Ada Hegerberg von Toren in vier verschiedenen Endspielen.
• Popp wurde 2023 zum dritten Mal insgesamt und ersten Mal seit 2016 Deutschlands Fußballerin des Jahres.
• Am 10. Oktober 2023, dem 15. Jahrestag ihres Europapokaldebüts für Duisburg, schoss Popp zwei Tore für Wolfsburg bei Paris FC in der 2. Runde der UEFA Women's Champions League. Am Ende reichte dies nicht für den Einzug in die Gruppenphase.
• Als Kapitänin von Wolfsburg gewann sie mit ihnen zum zehnten Mal in Folge den DFB-Pokal. Popp spielte in acht dieser Endspiele zusätzlich zu den zwei Titelgewinnen mit Duisburg.
• Zum starken Start der Saison 2024/25 gehörte ein Dreierpack bei der Fiorentina im Hinspiel der 2. Runde der UEFA Women's Champions League. Popp steht außerdem kurz vor 100 internationalen Einsätzen.
• Am 2. Spieltag der Saison 2024/25 knackte Popp die Marke von 100. Einsätzen in UEFA-Vereinswettwerben der Frauen. Den Meilenstein feierte sie ausgerechnet gegen Lyon mit Wendie Renard, die bis dato als einzige Frau den 100er-Klub betreten hatte.
• Im November 2024 unterschrieb sie eine Vertragsverlängerung bis Sommer 2026.
Deutschland
• Popp spielte erstmals 2006 für Deutschlands U15 und stand im nächsten Jahr am ersten Tag der Qualifikation für die erste UEFA-U17-Europameisterschaft der Frauen auf dem Platz. Beim 8:0-Sieg gegen Israel schoss sie zwei Tore; zu ihren Teamkolleginnen gehörten Almuth Schult, Dzenifer Marozsán, Svenja Huth, Turid Knaak und Tabea Kemme.
• Popp traf in allen sechs Qualifikationsspielen für Deutschland und auch beim 3:0-Sieg gegen Frankreich zum Titel 2008. Man qualifizierte sich für die erste FIFA U17-Weltmeisterschaft der Frauen in Neuseeland, wo man das Halbfinale erreichte und dort den USA mit 1:2 unterlag – Popp erzielte das Tor für die DFB-Juniorinnen.
• 2009 spielte sie auch bei der U19-EM und gab am 17. Februar 2010 ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft gegen Nordkorea. Neun Tage später gegen Finnland erzielte sie ihre ersten beiden Länderspieltore.
• Im Sommer 2010 war Popp bei der FIFA U20-WM in Deutschland dabei und egalisierte den Turnierrekord von Christine Sinclair mit zehn Treffern. In jedem Spiel, darunter auch beim 2:0-Finalsieg gegen Nigeria, traf sie mindestens einmal und gewann als beste Spielerin den Goldenen Ball.
• Popp kehrte in die A-Nationalmannschaft zurück und stand in allen vier Spielen des Gastgebers bei der FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft 2011 auf dem Platz.
• In der Qualifikation für die UEFA Women's EURO 2013 erarbeitete sich Popp einen Platz in der Startelf und erzielte beim 17:0 gegen Kasachstan vier Tore und einen Dreierpack gegen Rumänien. Die Endrunde verpasste sie allerdings aufgrund einer Knöchelverletzung, die sie sich beim Finalsieg gegen Lyon in der UEFA Women's Champions League zugezogen hatte.
• 2015 ging es für Popp erneut zur WM und erreichte mit Deutschland das Halbfinale, wobei sie ein Tor erzielte.
• So qualifizierte man sich für die Olympischen Spiele 2016, wo Popp mit Deutschland zum ersten Mal die Goldmedaille gewann. Das Endspiel wurde im Maracanã ausgetragen.
• Im Sommer darauf verpasste Popp die EURO erneut verletzt.
• Nach dem Turnier wurde Popps ehemalige Duisburg-Trainerin Voss-Tecklenburg Bundestrainerin und ernannte Popp vor der WM 2019 in Frankreich zur Kapitänin.
• Im Verlauf dieses Turnier absolvierte sie ihr 100. Länderspiel im Achtelfinale gegen Nigeria. Deutschland erreichte das Viertelfinale, wo man an Schweden scheiterte.
• Im August 2019 schoss Popp ihr 50. Länderspieltor, als sie gegen Montenegro einen Dreierpack erzielte und Deutschland erfolgreich in die Qualifikation zur UEFA Women's EURO startete.
• Aufgrund ihrer Verletzung im April 2021 hätte Popp fast erneut eine EURO verpasst – diese wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie allerdings um ein Jahr verschoben. So stand Popp im Kader von Voss-Tecklenburg und gab endlich ihr EM-Debüt, als sie beim 4:0-Sieg gegen Dänemark eingewechselt wurde und ein Tor erzielte.
• Danach stand Popp fest in der Startelf und traf auch gegen Spanien, Finnland und Österreich bevor sie beim 2:1 im Halbfinale gegen Frankreich zwei weitere Treffer erzielte – und einen neuen Rekord mit Toren in fünf Spielen in Folge bei einer Women's EURO auf.
• Leider verletzte sich Popp dann im Aufwärmen vor dem Finale in Wembley, das Deutschland nach Verlängerung gegen England verlor. Bald war sie aber zurück und löste mit Deutschland das Ticket für die WM 2023. Im Oktober 2022 erzielte sie beim 2:1-Testspielsieg gegen Frankreich beide Treffer und erreichte die Marke von 60 Länderspieltoren.
• Mit einem Doppelpack gegen Marokko stellte Popp sicher, dass sie bei einer dritten WM in Folge traf.
• Gegen Kolumbien und Südkorea schoss sie ebenfalls Tore und traf somit wie bei der EURO 2022 in jedem Gruppenspiel.
• Deutschland erreichte die K.-o.-Phase nicht; trotzdem beendete Popp das Turnier mit ihren vier Treffern als drittbeste Torjägerin und dem Bronzenen Schuh.
• Popp erreichte mit Deutschland den dritten Platz der ersten Ausgabe der UEFA Women's Nations League und sicherte so die Qualifikation für die Olympischen Spiele, wo Popp gemeinsam mit den DFB-Frauen die Bronzemedaille gewann.
• Am 28. Oktober 2024 bestritt Popp beim Länderspiel gegen Australien in Duisburg ihr 145. und letztes Länderspiel – im gleichen Stadion, in dem sie 2009 den UEFA-Frauenpokal gewonnen hatte.
Was ihr wissen solltet
• Popp war die einzige Schülerin der in der Fußballklasse der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen, wo sie gemeinsam mit Nachwuchsspielern von Schalke trainierte.
• Popp ist ausgebildete Tierpflegerin und musste diese Ausbildung kurz unterbrechen, um zur WM 2015 nach Kanada zu fahren.
Was sie sagt
"Ich habe erst spät beschlossen, Profisportlerin und Fußballerin zu werden, weil ich Fußball nicht viel verfolgt habe. Aber dann habe ich rausgefunden, dass es möglich ist und davon geträumt, auf dem höchsten Level zu spielen, für die Nationalmannschaft und in der Bundesliga. Ich freue mich sehr, dass das mit viel Schweiß, Tränen und Ehrgeiz geklappt hat, und weil ich den Fußball priorisiert habe."
"Die Momente, in denen du Titel feierst, sind super schön. Einen Pokal am Ende der Saison hochzuhalten ist die Arbeit wert. Das ist Motivation genug, die chance zu haben um Titel zu spielen."
[Über ihr erstes EURO-Tor gegen Dänemark] "Es war echt ein besonderer Moment, weil ich das Gefühl hatte, das viele Leute nicht mehr an mich glauben. Ich konnte ihnen meinen Kampfgeist und die Mentalität zeigen, dass ich immer noch da bin. Ich bin nicht nur hier, um den Kader zu vervollständigen."
"Es macht einen stolz, Leute mit so kleinen Dingen wie Fußball und Authentizität inspirieren zu können. Es ist super wichtig, Vorbilder zu haben. Das gibt dir Orientierung und ist sehr wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Deshalb freut es mich, ein Vorbild zu sein."
"Generell bin ich eine sehr laute, emotionale Person. Wenn etwas passiert, dann sage ich meine Meinung sehr klar oder womit ich nicht zufrieden bin, das kann in verschiedenen Situationen sein. Aber jetzt kann ich es auch anders, ich kann am Anfang ruhig bleiben und dann das sagen, was ich denke. Das war etwas, was ich lernen musste aber es ist gut, dass ich das getan habe, weil dir das auch im Privatleben hilft."
[Über das Ende ihrer internationalen Karriere] "Das Feuer, welches vor 18 Jahren in mir entfacht und von Jahr zu Jahr stärker wurde, ist nun fast ausgebrannt. Mir war immer wichtig, diese einschneidende Entscheidung selbst zu treffen, ich alleine aus meinem Inneren. Weder mein Körper, der eine tickende Zeitbombe ist, noch eine andere Person sollten mir zuvorkommen. Bevor das Feuer ganz erloschen ist – denn dann wäre es zu spät – ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen."