UEFA Women's Champions League Leistungsanalyse: Wolfsburgs Disziplin als Schlüssel zum Halbfinale
Montag, 3. April 2023
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Die Technischen Beobachter der UEFA haben analysiert, dass Wolfsburg vor allem seiner Defensiv-Disziplin und Alexandra Popp den Einzug ins Halbfinale zu verdanken hat.
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Wolfsburg erreichte letzte Woche dank eines 2:1-Gesamtsieges gegen Paris Saint-Germain zum achten Mal in seiner Klubgeschichte das Halbfinale der UEFA Women's Champions League.
In dieser taktischen Analyse versuchen die Technischen Beobachter der UEFA zu erklären, was in einer hart umkämpften Partie letztendlich den Ausschlag zu Gunsten der Wölfinnen gegeben hat.
Tore
1:0: Alexandra Popp (20.)
Für die deutsche Nationalspielerin war es das erste Tor in diesem Wettbewerb seit März 2021. Popp bereitete das Tor mit einem langen Pass auf Felicitas Rauch selbst vor, den Ball ihrer Teamkollegin auf Höhe der Sechzehnerlinie nahm sie direkt und ließ, obwohl - oder vielleicht auch weil - sie beim Schuss ausrutschte, Torhüterin PSG-Sarah Bouhaddi keine Chance.
1:1: Kadidiatou Diani (30.)
Sakina Karchaoui hatte viel Zeit, eine lange Flanke von der linken Seite zielgenau auf Diani zu schlagen, die sich im Luftkampf gegen die viel zu passive Dominique Janssen durchsetzte und Wolfsburgs Torfrau Merle Frohms das Nachsehen gab.
Spielerin des Spiels: Alexandra Popp
Zwölf Mal hatte die 31-Jährige bisher in dieser Bundesligasaison getroffen, doch auf einen Treffer in der Königsklasse musste die deutsche Nationalspielerin lange warten. Diesmal zog sie aus allen Lagen ab und brachte es am Ende auf sechs Torschüsse - mehr als jede andere Spielerin im Viertelfinale, in der 53. Minute traf sie zudem noch den Pfosten des PSG-Tores.
Der Spielbeobachter der UEFA lobte vor allem ihre "positiven Führungsqualitäten" und ihren "kämpferischen Auftritt", nicht zu vergessen ihre Stärke in Kopfballduellen. Von den 12 Spielerinnen, die in den Rückspielen sechs oder mehr Luftkämpfe ausgefochten haben, kam die Wolfsburgerin auf die höchste Erfolgsquote (83,3 %).
Teamformationen
Wolfsburg
Coach Tommy Stroot veränderte sein Team nach der Bundesliga-Niederlage gegen Bayern München auf zwei Positionen, Ewa Pajor und Marina Hegering mussten auf der Bank Platz nehmen, für die beiden rückten Sveindís Jónsdóttir (Rückennummer 23) und Lynn Wilms (2) in die Startelf.
Wolfsburg setzte bei Ballbesitz auf ein 4-2-3-1, dabei wechselten Popp (11) und Jill Roord (14) ständig ihre Positionen und beschäftigten damit die Innenverteidigung von Paris mehr als den PSG-Spielerinnen lieb war.
Auch wenn die Gäste den Ball hatten, blieb Wolfsburg seinem 4-2-3-1 treu und Lena Oberdorf (5) übernahm die Rolle als Mittelfeld-Kontrolleurin. Sie gewann in der Defensive extrem viele Zweikämpfe und war auch immer zur Stelle, wenn es darum ging, einen Angriff der Wölfinnen einzuleiten.
Paris
Die Gäste starteten in einer 4-3-3-Formation, dabei musste Mittelfeldspielerin Oriane Jean-François (6) aufgrund einiger Verletzungen und Sperren als Innenverteidigerin an der Seite von Grace Geyoro (8) aushelfen, die selber erst vor einigen Wochen durch Verletzungen anderer Spielerinnen auf diesen Posten gerutscht war.
Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld war Kheira Hamraoui (14), die ihre defensiven und offensiven Qualitäten einbringen sollte. Auf den Flügeln sollte Baltimore (21) ihre Position halten und viele 1-gegen-1-Situationen suchen, während Martens (22) immer wieder nach innen zog.
Tendenzen
"Vor allem in der ersten halben Stunde hatte Wolfsburg große Probleme mit dem Pressing von PSG", erkannte der Spielbeobachter der UEFA.
In diesen Situationen ging Innenverteidigerin Janssen lieber auf Nummer sicher und schlug die Bälle lang nach vorne, was dem Spiel der Französinnen entgegen kam.
Im Spiel der Wolfsburgerinnen kam dann den Flügelspielerinnen zunehmend Bedeutung zu. Vor allem dank ihrer Schnelligkeit konnten Huth rechts und Sveindís Jónsdóttir links immer wieder für Entlastung sorgen.
Wie gut das gelang, zeigte die Szene, als Huth den Ball vom rechten Flügel wunderbar in die Mitte brachte, wo Popp fast per Flugkopfball erfolgreich gewesen wäre. In dieser Saison hat Huth bereits 38 Flanken aus dem Spieler heraus geschlagen, nur Fridolina Rolfö und Delphine Cascarino waren in dieser Hinsicht noch produktiver.
In Perfektion demonstrierte Wolfsburg seine Qualitäten dann beim 1:0, als Popp einen Pass in den Lauf von Rauch schlug, die auf dem linken Flügel die Innenverteidigerin von PSG rauslockte, um dann den Ball in Höhe des Strafraumes zurück auf die mitgelaufene Popp zu bringen, die im Fallen ein bisschen glücklich zur Führung traf.
Die Einschätzung der Trainer
Tommy Stroot, Wolfsburg: "In der zweiten Halbzeit sind wir viel besser ins Spiel gekommen und haben uns mehr Chancen herausgespielt, die wir hätten nutzen müssen, um das Spiel zu gewinnen."
Gérard Prêcheur, Paris: "In der ersten Hälfte haben wir das Spiel kontrolliert. Wir haben unser Team so offensiv ausgerichtet, weil wir beim Anpfiff keine einzige gelernte Abwehrspielerin in der Viererkette hatten. Sie haben uns gleich bei ihrer ersten Chance für eine Nachlässigkeit bestraft, aber alles in allem bin ich sehr zufrieden mit unserer Vorstellung."