UEFA Women's Champions League Leistungsanalyse: Stanway knackt Arsenals Pressing für Bayern
Freitag, 24. März 2023
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Das Team der Technischen Beobachter der UEFA nimmt das Viertelfinal-Hinspiel zwischen Bayern und Arsenal unter die Lupe und hat ein besonderes Lob für Georgia Stanway.
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Bayern München reist nächste Woche mit einem 1:0-Vorsprung nach London zum Rückspiel der UEFA Women's Champions League gegen Arsenal.
Eine gute Ausgangsbasis für den FCB, doch wie diese taktische Analyse vom Team der Technischen Beobachter der UEFA zeigen wird, haben beide Mannschaften nach dem weitestgehend ausgeglichenen Hinspiel in München Grund für Optimismus.
Tor
1:0: Lea Schüller (39.)
Schüller leitete ihren Treffer selbst ein, als sie einen Pass von Georgia Stanway empfing und auf Maximiliane Rall weiterleitete. Nach deren Flanke an den langen Pfosten war Schüller im Luftzweikamp gegen Laura Wienroither siegreich und erzielte ihr zweites Tor im laufenden Wettbewerb.
Spielerin des Spiels: Lea Schüller
"Sie hat das Siegtor für Bayern erzielt und war für Arsenal ein ständiger Gefahrenherd", hieß es von Seiten des Technischen Beobachters der UEFA nach der Partie. Die 25-Jährige steuerte aber nicht nur das Tor bei, sondern klärte später auch auf der Linie gegen Leah Williamson.
Bayern-Trainer Alexander Straus meinte: "Seit letzten Sommer ist sie eine noch komplettere Spielerin. Sie nimmt jetzt mehr am Spielgeschehen teil und ihr Spiel ist variabler geworden. Lea hat das Potenzial, eine der besten Neunerinnen der Welt zu werden."
Formationen der Teams
Bayern
Bayern nahm im Vergleich zum 5:0-Erfolg über Köln vier Tage zuvor keine Änderungen vor. In dem 1-4-2-3-1-System hatte Stanway als defensive Mittelfeldspielerin die Aufgabe, das Spiel von hinten anzukurbeln. Ihre Interpretation diese Rolle wird in der Video-Analyse genauer betrachtet.
Ohne Ball agierte Bayern eher in einem 1-4-4-2, in dem Magull zusammen mit Schüller das Pressing begann. In der zweiten Halbzeit stand Bayern tiefer und Magull ließ sich weiter fallen, damit immer neun Spielerinnen hinter dem Ball waren.
Arsenal
Die Engländerinnen begannen in einem 1-4-3-3, doch während des Spiels deutete die Mannschaft eher ein 1-4-2-3-1 an. Kapitänin Kim Little (10) und Lia Wälti (13) waren dabei eher im defensiven Mittelfeld zu finden, während Frida Maanum (12) davor agierte. Das Mittelfeld arbeitete hart und effektiv im Spiel gegen den Ball. Little beendete die Partie mit der höchsten Anzahl an Balleroberungen (12).
Aufälligkeiten
Bayern holte zwar den Sieg, doch gegen das hohe Pressing von Arsenal hatte man auch oft Probleme. Bei Arsenal ragte dabei vor allem die australische Stürmerin Caitlin Foord heraus. Foord war auch mit Ball oft gefährlich und spielte im letzten Drittel insgesamt 25 Pässe - acht mehr als jede andere Spielerin auf dem Feld. Ihre guten Aktionen mit Ball werden in Clip 1 und Clip 2 des Videos gezeigt.
Vor allem fiel dem Team der Technischen Beobachter der UEFA jedoch auf, wie gut Arsenal darin war, die Balleroberungen in Chancen umzumünzen. In Clip 3 sieht man, wie das Pressing dazu führt, dass Bayerns Passwege zugestellt werden und sich daraus eine Schusschance für Arsenal ergibt.
Clip 4 zeigt ein weiteres Beispiel, in dem Arsenal erst Bayern den Ball abjagt und dann mit einer schönen Kombination vor das Tor kommt. Unter dem Strich war Arsenal auch gefährlicher als die Bayern. Der Wert bei den Expected Goals (beziffert die Chancenqualität) lag bei 2,19 für Arsenal, während Bayern nur auf 1,15 kam.
Aus Sicht von Bayern ist vor allem die Leistung von Englands Nationalspielerin Stanway hervorzuheben. Clip 5 zeigt ihre Passoptionen beim Aufbauspiel und wie sie Verantwortung übernimmt. In Clip 6 lässt sich Stanway in die Abwehrkette fallen und behält erneut die Übersicht.
Stanway hatte in dieser Partie die meisten Ballkontakte (86) und brachte sieben Pässe im letzten Drittel an ihre Mitspielerinnen. Wie gut Bayerns Passspiel insgesamt war, zeigen die Clips 7 und 8. Gelobt wurde Bayern von den Technischen Beobachtern auf für das vertikale Spiel. Zudem war die Elf von Alexander Straus gut darin, das Tempo hochzuhalten.
Nicht zuletzt entscheidend dafür waren die Außenverteidigerinnen, die sich immer wieder ins Offensivspiel mit einschalteten und Flanken in den Strafraum brachten. Dies wird in den Clips 9 und 10 deutlich.
Trainerstimmen
Alexander Straus, Bayern: "Ich glaube, wir waren in der ersten Halbzeit besser und haben uns gute Chancen herausgespielt. Wir hatten da noch die Kontrolle, aber in der zweiten Halbzeit war Arsenal die bessere Mannschaft mit mehr Chancen. Wir haben den Ball zu einfach hergegeben und uns das Leben damit selber schwer gemacht."
Jonas Eidevall, Arsenal: "Ich glaube nicht, dass das Ergebnis die Leistung widerspiegelt. Wir hatten viele Chancen. Zur Halbzeit haben wir darüber geredet, wie wir den Druck aufrecht erhalten wollen und wie wir uns vom Pressing des Gegners lösen wollen. Das hat dazu geführt, dass wir bessere Möglichkeiten bekommen haben."
Unter der Lupe
Das Analyse-Team der UEFA wird im Verlauf des Wettbewerbs bis hin zum Saisonende weitere Erkenntnisse und Bewertungen präsentieren.
Atle Rosseland, Teamleiter der Leistungsanalyse in der Fußballabteilung der UEFA, sagte: "Hinsichtlich Leistungsanalyse werden wir alles tun, damit alle Nationalverbände und Interessensvertreter im Fußball Zugang zu den neuesten Informationen und taktischen Trends in der Women’s Champions League und den Frauen-Europameisterschaften erhalten."
"Außerdem werden wir Analyse-Projekte für den Nachwuchs-Frauenfußball erstellen und sicherstellen, dass alle Interessensvertreter auf dem neuesten Stand sind. Die Nachfrage nach technischen und taktischen Trends im Nachwuchs-Frauenfußball steigen von Jahr zu Jahr."