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Müller: "Müssen uns nicht verstecken"

Knapp zwei Jahre nach dem Gewinn der FIFA-Frauen-WM 2003 wechselte Martina Müller Anfang 2005 zum VfL Wolfsburg. Nun steht sie mit ihrem Team im Finale der UEFA Women's Champions League.

Martina Müller peilt mit dem VfL Wolfsburg den größten Erfolg der Vereinsgeschichte an
Martina Müller peilt mit dem VfL Wolfsburg den größten Erfolg der Vereinsgeschichte an ©Getty Images

Knapp zwei Jahre nach dem Gewinn der FIFA-Frauen-WM 2003 wechselte Martina Müller Anfang 2005 zum VfL Wolfsburg. Nun steht sie mit ihrem Team im Finale der UEFA Women's Champions League.

Acht Jahre später ist sie immer noch im Verein und bereitet sich mit dem frisch gebackenen Deutschen Meister und DFB-Pokalsieger auf das Finale der UEFA Women's Champions League gegen Olympique Lyonnais am kommenden Donnerstag an der Stamford Bridge in London vor. Die 33-Jährige sprach mit UEFA.com über ihre Zeit in Wolfsburg und die Partie gegen Lyon.

UEFA.com: Sie sind seit 2005 beim VfL Wolfsburg, zwischenzeitlich musste der Verein sogar ein Jahr in der 2. Liga spielen. Können Sie auf die lange Reise zurückblicken?

Martina Müller: Wenn man die Zahl hört, achteinhalb Jahre, dann hört sich das richtig lang an. Aber es kommt mir nicht so lang vor, ich kann das gar nicht glauben. Wir sind natürlich durch ein Tal gegangen in der Zweiten Liga, haben uns aber sofort als Mannschaft gefunden und sind im nächsten Jahr direkt wieder aufgestiegen. Da muss man dem Verein ein Riesenkompliment machen. Er hat dafür gesorgt, dass die Mannschaft, so wie sie war, zusammengeblieben ist. Ich denke, das hat uns auch den Aufstieg beschert. 

UEFA.com: Ist das so etwas wie eine gewachsene Liebe in Wolfsburg?

Müller: Es war von Anfang an ein super Verhältnis. Ich habe damals kurze Zeit später auch angefangen beim VfL in der Geschäftsstelle zu arbeiten. Das ist wie eine kleine oder sogar eine große Familie. Man hat immer das Gefühl, dass man hier willkommen ist. Von daher wusste ich recht früh, dass ich mir vorstellen kann, hier länger zu bleiben. Die Zweite Liga war für mich im Endeffekt der richtige Schritt. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und wir haben wieder Erfolge gefeiert. Der größte Erfolg war natürlich der direkte Wiederaufstieg und alles, was danach kam. Das hat gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war.

UEFA.com: Wie würden Sie Ihre Entwicklung als Spielerin beschreiben?

Müller: Ich glaube, ich habe mich Jahr für Jahr weiterentwickelt. Es fördert natürlich jede Spielerin, wenn man Woche für Woche nicht nur 60 Prozent von seinem Leistungspotenzial geben muss. Da ich oft oder fast immer bei Mannschaften gespielt habe, die im Mittelfeld oder gegen den Abstieg gespielt haben, mussten wir Woche für Woche unser Potenzial abrufen. Ich glaube, das hat mich als Spielerin sehr geprägt. Deswegen hatte ich auch den Biss, in der Nationalmannschaft immer Gas zu geben, obwohl ich nicht erste Wahl war. Ich habe für den VfL und die Nationalmannschaft immer versucht mein Bestes gegeben und ich glaube, gerade die Jahre beim VfL Wolfsburg haben mich sehr geprägt. 

UEFA.com: Warum sind deutsche Teams in diesem Wettbewerb so dominierend?

Müller: Ich kann nicht für die anderen Vereine reden, sondern nur für uns. Hier wird im Hintergrund so viel gearbeitet und getan für uns und geschaut, dass wir vorankommen. Das hat man in den letzten Jahren gemerkt. Wir können jetzt ernten, was wir in den letzten Jahren gesät haben. Ich glaube, das ist in anderen Vereinen auch so. Es fängt bei der Vereinsarbeit an und geht über in die nationale Ebene, was der DFB für den Frauenfußball macht. Ich denke, dieses Zusammenspiel passt einfach und deswegen ist der deutsche Frauenfußball so erfolgreich.

UEFA.com: Hat es Sie überrascht, dass der VfL Wolfsburg gleich in seiner Debütsaison so erfolgreich ist?

Müller: Wir wussten, dass wir Qualität im Kader haben, aber dass alles so schnell funktioniert, haben wir nicht ahnen können. Von daher ist es für uns eine umso größere Freude, dass wir als Mannschaft so schnell zueinander gefunden haben und gereift sind und die Erfolge jetzt zusammen feiern können.

UEFA.com: Jetzt es gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner aus Lyon. Aber Ihr Team muss sich nicht verstecken, oder?

Müller: Wenn wir uns verstecken müssten, könnten wir auch direkt in Wolfsburg bleiben. Wir wissen, dass Olympique Lyon eine starke Mannschaft hat, die viele Erfolge aufzuweisen und viele super Spielerinnen in ihren Reihen hat. Aber auch die müssen an dem Tag 100 Prozent abrufen. Das wollen wir auch und ich hoffe, dass wir eine interessante und ausgeglichene Partie erleben werden und am Ende wird der gewinnen, der am wenigsten Fehler macht. Und ich hoffe, dass wir das sein werden.

UEFA.com: Beim Halbfinal-Spiel in London gegen Arsenal war klar, dass die Fans für den Gastgeber waren. Haben Sie als Außenseiter im Finale die Fans vielleicht auf Ihrer Seite?

Müller: Erstmal werden wir viele Fans aus Wolfsburg an unserer Seite haben. Die Fanreise ist ausgebucht. Ich weiß, dass viele Elternteile auch privat die Reise gebucht haben. Der zweite Vorteil wird bei uns sein, dass wir bei den Männern ein deutsches Champions-League-Finale haben. Und es werden viele auf jeden Fall vorher in London sein und der eine oder andere wird auch bei uns zuschauen und uns unterstützen. Ich denke, das wird uns auch noch einmal beflügeln.

UEFA.com: Wie wichtig wäre ein Champions-League-Sieg? Ein nationaler Titel ist eine Sache, weil es über eine ganze Saison geht, das Finale wird in einem Spiel entschieden. Ist das etwas anderes?

Müller: Es ist etwas anderes, es ist eine Momentaufnahme. Man muss einfach an dem Tag seine Leistung abrufen. Es kann passieren, dass man an dem Tag nicht auf der Höhe ist und dann keinen Titel holt. Aber für uns ist einfach wichtig, dass wir im Endspiel sind, dass wir eine gute Leistung abrufen und was am Ende dabei rausspringt sehen wir dann. Dann freuen wir uns am Ende entweder über den Sieg oder über das, was wir in dieser Saison geleistet haben.

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