Tschechischer Trainer Dovalil lernt weiter dazu
Montag, 20. Juni 2011
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Auch wenn er sein Land ins Halbfinale geführt hat, so ist der tschechische Trainer Jakub Dovalil davon überzeugt, dass der Lernprozess auf internationaler Bühne noch längst nicht abgeschlossen ist.
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Es ist nicht überraschend, dass der Trainer der Tschechischen Republik, Jakub Dovalil, ein ausgezeichneter Student war und derzeit ein ebenso guter Fußballlehrer ist. Sein Vater erwies sich als der beste Lehrmeister, denn Dovalil Senior ist Professor für Sportwissenschaften an der altehrwürdigen Prager Karls-Universität.
Einst spielte Dovalil bei SK Slavia Praha, wechselte zur Reservemannschaft und gab das Spielen zu Gunsten des Berufs als Fußballlehrer ganz auf. Ein damaliger Teamkollege, Vladimír Šmicer, spielte noch etwas weiter, gewann die UEFA Champions League und überzeugte als Nationalspieler. Jetzt sind beide unter dem Dach des Tschechischen Fußballverbands (ČMFS) wieder vereint. Šmicer ist Trainer der A-Nationalmannschaft und Dovalil hilft ihm, wenn es um Taktikfragen geht.
"Ich habe eigentlich keine Vorbilder", erklärte Dovalil gegenüber UEFA.com. "Mir gefällt die Spielweise von Arsenal, die Integration von jungen Spielern, auch wenn sie damit keinen Titel gewonnen haben. Bei den Gunners kamen viele Spieler groß raus. Natürlich beobachte ich auch Barcelona, aber wirkliche Vorbilder sind es nicht. Ich versuche, mir gewisse Handlungsweisen abzuschauen, sei es im Gespräch, bei einer Trainingseinheit oder im Fernsehen. Ich habe schon bei sehr vielen Einheiten zugesehen, in der Heimat und im Ausland, das gehört zu meinem Job."
Im Gegensatz zu seiner recht kurzen Laufbahn als Spieler möchte er als Trainer eine längere und erfolgreichere Karriere hinlegen. Die ersten Schritte machte er ab 2002 mit der tschechischen U16. Nun steht Dovalil mit 37 Jahren als jüngster Trainer bei der UEFA-U21-Europameisterschaft im Halbfinale und mit ihm ein paar seiner Spieler, die er bereits bei der U16 trainierte.
"Viele meine Spieler spielen bei Slavia Prag, und einige von ihnen kenne ich bereits seit fast zwölf Jahren", erklärte Dovalil. Sechs Spieler aus dem Kader betreute er auch 2008, als er im eigenen Land mit der U19 das EM-Halbfinale erreichte. "Es macht einiges leichter, wenn man die Spieler bereits kennt. Ich weiß, was sie können und was ich von ihnen erwarten kann."
Damals scheiterte die U19 am späteren Europameister Deutschland, doch in der diesjährigen Qualifikation zur EM hatte Dovalil die Nase gegenüber den Deutschen vorn. Dennoch sieht der Trainer den großen Nachbarn immer noch als Vorbild.
"Wir müssen noch viel von Deutschland lernen", mahnte Dovalil, der seine ersten Schritte als Trainer in Köln absolvierte und vergangene Saison sein Engagement als Co-Trainer bei der TSG 1899 Hoffenheim beendete. "Vor fünf, sechs Jahren hatten junge Spieler in der Bundesliga ihre Probleme, sich durchzusetzen, doch dann wurde viel Geld in die Jugendförderung investiert, und jetzt gibt es eine sehr große Anzahl starker junge Spieler. Der deutsche Meister Borussia Dortmund hatte in der abgelaufenen Saison zum Beispiel die jüngste Mannschaft der Bundesliga."
Auch wenn nur fünf Spieler des aktuellen Kaders für das nächste U21-Turnier in Israel 2013 spielberechtigt sind, der Trainer wird der selbe sein, denn Dovalil unterzeichnete kürzlich eine Vertragsverlängerung bis 2014.
"Meine Philosophie ist eigentlich immer, offensiv zu spielen. Aber natürlich hängt es auch vom Spielermaterial ab. Wenn die Spieler dazu nicht 100 Prozent in der Lage sind, dann muss man seine Taktik anpassen", erklärte der Trainer der U21, der trotz des Erreichens des Halbfinals davon überzeugt ist, dass sich seine Mannschaft noch weiter verbessern kann. "Defensive und Raumaufteilung sind gut, aber im Spielaufbau und im taktischen Verhalten können wir definitiv noch zulegen", so Dovalil abschließend.