Jol: "In Hamburg entsteht etwas Großes"
Donnerstag, 9. April 2009
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Der Hamburger SV ist die einzige deutsche Mannschaft, die sich noch Hoffnungen auf drei Titel machen kann. uefa.com sprach mit Trainer Martin Jol über die anstehenden Aufgaben und die Entwicklung des HSV.
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Der Hamburger SV ist die einzige deutsche Mannschaft, die sich noch berechtigte Hoffnungen auf drei Titel machen kann. Im UEFA-Pokal erwartet Martin Jol und sein Team mit Manchester City FC allerdings ein sehr starker Gegner. uefa.com sprach mit Jol über die Situation beim HSV.
uefa.com: Herr Jol, im Viertelfinale des UEFA-Pokals wartet mit Manchester City FC ein Team aus der Premier League auf ihre Mannschaft. Ein schweres Los, oder?
Martin Jol: Manchester City ist eine sehr gute Mannschaft, da kann man natürlich nicht von einem leichten Los sprechen. Sie haben viele überragende Spieler in ihren Reihen. Robinho und Shawn Wright-Philips sind tolle Fußballer, und Shay Given ist einer der besten Torhüter der Liga. Dazu [Pablo] Zabaleta und [Stephen] Ireland – ich könnte noch einige mehr aufzählen. Auch wenn es die Tabelle der Premier League zur Zeit nicht aussagt, gehört Manchester City zu den besten sechs Teams auf der Insel.
uefa.com: Und dort spielen mit Nigel de Jong und Vincent Company auch zwei ehemalige Hamburger. Wie sehen Sie diese Konstellation?
Martin Jol: Nigel de Jong darf im UEFA-Pokal nicht spielen, weil er erst im Januar nach Manchester gegangen ist. Vielleicht ist das für uns ganz gut. Und ich habe gehört, dass Vincent Kompany sich beim letzten City-Spiel gegen Arsenal verletzt hat. Das wäre natürlich schade für ihn, wenn er nicht spielen könnte, denn eine Rückkehr zum alten Verein ist immer etwas Besonderes.
uefa.com: Sie waren lange Trainer bei Tottenham und verfolgen den englischen Fußball sehr genau. Warum ist Manchester City trotz der hohen Investitionen noch nicht so erfolgreich?
Martin Jol: Ich glaube, dass sie schon viele sehr gute Spieler zusammen haben und in Zukunft besser stehen werden. Natürlich braucht es etwas Zeit. Was das Team kann, hat es international gezeigt – vor allem in den Heimspielen. Da sind sie sehr stark.
uefa.com: Die englische Liga gilt als die derzeit beste. Wie sind ihre Eindrücke von der Bundesliga?
Martin Jol: Ich finde nicht, dass es in der Bundesliga einfacher ist, Spiele zu gewinnen. Das Tempo ist sehr hoch und die Atmosphäre in den Stadien fantastisch. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass es viele englische Stadien gibt, in denen die Stimmung besser ist als bei uns in Hamburg.
uefa.com: Ihre Mannschaft ist noch in drei Wettbewerben aussichtsreich im Rennen. Reicht da die Kraft bis zum Ende?
Martin Jol: Das hoffe ich sehr. Wir haben schon die ganze Saison über mit personellen Problemen zu tun, aber wie das Team diese Probleme bislang verkraftet hat – das ist einmalig. Wir haben eine sehr gute Mentalität, auch wenn die eine oder andere unnötige Niederlage dabei war. Der Charakter des Teams ist sehr gut, ob das am Ende reicht, um einen Titel zu holen, weiß ich nicht.
uefa.com: Im Hinspiel gegen Manchester City werden ihnen wieder einige Spieler fehlen...
Martin Jol: Das stimmt. Jerome Boateng ist gesperrt. Collin Benjamin und José Paolo Guerrero haben sich beim 1:0 gegen [die TSG 1899] Hoffenheim verletzt. Wir werden sehen, ob sie es bis Donnerstag schaffen. Und dann haben wir noch Alex Silva, der zwei Wochen verletzt war. Auch er will bis zum Spiel gesund werden, er ist ein Tier. Aber wahrscheinlich werden wir einige Spieler aus unserer zweiten Mannschaft auf die Bank setzen müssen.
uefa.com: Wenn die Saison zu Ende geht, wird Stürmer Ivica Olić zum FC Bayern München gehen. Meinen Sie, dass er diese Entscheidung mittlerweile bereut?
Martin Jol: Das weiß ich nicht, Bayern ist natürlich auch ein großer Verein. Aber ich bin mir grundsätzlich nicht sicher, ob es immer gut ist, den HSV zu verlassen. Einige Spieler haben das in der Vergangenheit getan, weil sie dachten, zu einem größeren Club zu wechseln. Rafael van der Vaart zu Real Madrid [CF], Daniel van Buyten zum FC Bayern, Khalid Boulahrouz zu Chelsea [FC], zuletzt eben Kompany und de Jong. Vielleicht ging es ihnen aber dort nie so gut wie beim HSV. Denn hier entsteht auch etwas Großes.
uefa.com: In der Bundesliga ist der HSV Zweiter hinter dem VfL Wolfsburg. Hat ihre Mannschaft das Zeug, zum ersten Mal seit 1983 Deutscher Meister zu werden?
Martin Jol: Wir wollen gern Meister werden, das ist klar, auch wenn wir nicht jeden Gegner an die Wand spielen. Aber wir profitieren davon, dass andere Mannschaften auch nicht perfekt sind. Diese Saison ist nicht normal, weil Bayern München Schwächen zeigt. Das ist die Chance der anderen. Aber es gibt sicherlich sechs Vereine, die sich noch Chancen auf den Titel ausrechnen. Wir gehören dazu.
uefa.com: Ist Hamburg eigentlich schon ihre Heimat geworden?
Martin Jol: Ich habe hier ein sehr schönes Haus gekauft und fühle mich sehr wohl in Hamburg. Es ist eine sehr schöne Stadt. Ich habe auch noch ein Haus in London und eins in Spanien, aber meine Heimat bleiben die Niederlande.