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Ramos will Krönung seiner Arbeit

Juande Ramos gehört zu den eher zurückhaltenden Menschen, doch wenn Sevilla heute Abend den UEFA-Pokal gewinnt, wird man sicher einen anderen Trainer erleben.

Juande Ramos ist es nicht gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. Seine Karriere spielte sich zumeist abseits der großen Fußballbühne ab, da er in seiner Laufbahn zum Großteil als Trainer bei kleineren Vereinen arbeitete. Der Einzug ins Uefa-Pokal-Endspiel mit Sevilla FC ist daher der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. Aber auch in Eindhoven zieht er es vor, im Hintergrund zu bleiben.

Alle Augen auf McClaren
Mit ruhiger Stimme erzählte er gestern, mit welchem großen Selbstvertrauen seine Mannschaft ins Rennen geht, was den Gegner Middlesbrough FC ausmacht und wie stolz es ihn macht, ein Europapokalfinale erreicht zu haben. Als sein Gegenüber Steve McClaren am Stadion eintraf, war Ramos schon lange wieder im Hotel. Dafür war aber die gesammelte englische Presse eingetroffen und machte die Pressekonferenz zu einem wahren Spektakel. McClaren, der zukünftige Nationaltrainer Englands, war hinter einer Schar von Photographen kaum zu erkennen. Während ein Blitzlichtgewitter auf ihn niederprasselte und er seinen Blick dabei auf die neben ihm aufgestellte Trophäe wandern ließ, erklärte er die Bedeutung des heutigen Spiels: "Als wir das Halbfinale überstanden hatten, wussten wir sofort, dass auf uns nicht nur ein europäisches Finale zukommt. Dies ist ein Großereignis, auf das die ganze Welt blickt." Angesprochen auf den Rummel um seine Person sagte er: "Beide Trainer stehen gleichen Maßes im Fokus der Öffentlichkeit." Nur wenige wollte ihm dies abnehmen.

Schalke-Bezwinger gelassen
Ramos überlässt dem Engländer gern die gesamte Aufmerksamkeit. Er konzentriert sich nur darauf, den bemerkenswerten Lauf seiner Mannschaft in Eindhoven mit einem Sieg zu krönen. Dabei sah es für ihn zu Beginn der Saison alles andere als gut aus. Als ehemaliger Trainer des Lokalrivalen Real Betis Balompié wurde er von den Fans skeptisch und zurückhaltend empfangen. Als auch noch Publikumsliebling Sergio Ramos und Torjäger Julio Baptista zu Real Madrid CF verkauft wurden, trauten nur wenige Experten Sevilla eine große Saison zu. Doch Ramos ließ sich davon nicht beirren und führte die Spanier zum ersten Mal seit dem Copa del Rey-Finaleinzug 1962 wieder in ein Endspiel. Ganz nebenbei hat seine Elf noch immer gute Chancen auf das Erreichen eines UEFA Champions League-Platzes.

Erfahrung ist Ramos' Stärke
Der 51-Jährige kam von Ciudad Real, unweit entfernt von Madrid im Herzen Spaniens. Seine Trainerkarriere begann 1991 bei Elche CF, danach war er einige Jahre im Amateur-Bereich tätig, unter anderem betreute er die B-Mannschaft vom FC Barcelona. Erst danach wurde die erste Liga auf ihn aufmerksam. Es folgten Tätigkeiten bei UE Lleida, Betis, RCD Espanyol und Málaga CF, wo er lernte, mit bescheidenen Mitteln eine gute Mannschaft zu formen. Richtig bekannt wurde er dann mit Rayo Vallecano, die oftmals belächelte dritte Mannschaft aus Madrid. Gleich in der ersten Saison führte Ramos den Verein in die Erstklassigkeit und wurde dort auf Anhieb Neunter. Vallecano qualifizierte sich dank der Fairplay-Rangliste für den UEFA-Pokal und schaffte es dort bis ins Viertelfinale.

Disziplin-Fanatiker
Ramos gehört zu der neuen Generation spanischer Trainer, wie etwa RC Deportivo La Coruñas Joaquín Caparrós - den er bei Sevilla ablöste - Quique Flores von Valencia CF, sowie Rafael Benítez von Liverpool FC, der ja selbst mit Valencia bereits UEFA-Pokal-Sieger war. All diese Trainer haben eines gemeinsam: Sie legen großen Wert auf harte Arbeit und Disziplin. Sevilla hat eine hochtalentierte Mannschaft, die ihren Erfolg vor allem der soliden Defensive verdankt. "Um zu gewinnen, muss man das tun, was man am besten kann", sagt Ramos. "Wir haben hart gearbeitet, jetzt wollen wir die Früchte dafür ernten. Hoffentlich können wir die hohen Erwartungen erfüllen." Ramos wirkt bei seinen Auftritten immer etwas unterkühlt und zurückhaltend, ganz im Gegensatz zu dem stets emotionsgeladenen McClaren. "Er ist ein hervorragender Trainer und wird alles aus seiner Mannschaft herausholen", sagte Ramos über seinen Kollegen an der Seitenlinie. Auf die Frage, ob es Middlesbrough zusätzlich motivieren könne, dass ihr Trainer den Verein nach dem Spiel verlässt, sagte Ramos: "Er wird sich natürlich mit einem Sieg verabschieden wollen." Doch kampflos wird Ramos die Partie sicher nicht hergeben. Vielleicht ist es ja der Spanier, der nach der Begegnung im Rampenlicht stehen wird.