Scolari hat Respekt vor Türkei

Portugals Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari versprühte vor dem Auftaktspiel seiner Mannschaft gegen die Türkei am Samstagabend im Stade de Genève beste Laune.

"Siegermentalität
Der charismatische Brasilianer, der mit den Portugiesen 2004 im eigenen Land das Endspiel erreicht hatte, sagte: "Wir haben einen extrem talentierten Kader mit einem Mittelfeld, um das uns fast jedes Team in Europa beneidet. Um bei so einem Turnier gut abzuschneiden, muss man einfach überzeugt sein, bis zum bitteren Ende dabei zu sein. Ich weiß, dass wir gut genug sind, dieses Turnier zu gewinnen, aber jetzt müssen wir uns erst mal auf das erste Spiel konzentrieren. Vor vier Jahren haben wir unser erstes Spiel gegen Griechenland verloren und standen danach mächtig unter Druck. Ein Sieg wäre diesmal der perfekte Start, um in die richtige Siegermentalität zu kommen."

Alte Bekannte
Scolari ist schon mehrfach bei einem großen Turnier auf die Türken getroffen, zum Beispiel bei der FIFA-WM 2002 als Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft. "Ich habe großen Respekt vor dem türkischen Team", sagte er. "Sie spielen wie eine südamerikanische Mannschaft – sehr schnellen Kombinationsfußball unter der Leitung eines großartigen Trainers [Fatih Terim]. Die meisten Leute erwarten einen Sieg von uns, aber sie vergessen dabei gerne, dass die Türken im WM-Halbfinale damals nur sehr knapp gegen meine Brasilianer verloren haben. Sie starten immer sehr stark, wir müssen also sehr vorsichtig sein."

Ronaldo rechts oder links?
Portugal wird vermutlich mit einer 4-3-3-Formation spielen, Petit soll vor der Viererkette, bestehend aus Bosingwa, Ricardo Carvalho, Pepe und Paulo Ferreira, absichern. Dadurch könnten João Moutinho und Deco ihre Freiheiten nützen, um sich vermehrt in die Offensive einzuschalten. Größtes Thema in der portugiesischen Presse war in den letzten Tagen die Besetzung des offensiven Mittelfelds, das die einzige Sturmspitze Nuno Gomes mit Vorlagen füttern soll. Scolari hat sich zuletzt mit der Idee angefreundet, Ricardo Quaresma auf dem linken Flügel einzusetzen, doch viele Experten tippen eher darauf, dass Simão dort auflaufen könnte und Cristiano Ronaldo seine Künste auf dem rechten Flügel zeigt.

"Beste Spieler der Welt"
Der türkische Trainer Terim machte keinen Hehl daraus, dass seine größte Sorge dem zuletzt so überragend auftrumpfenden Ronaldo gilt. Nominell könnte Linksverteidiger Hakan Balta die Aufgabe zukommen, den Portugiesen zu stoppen. "Es geht nicht darum, wer ihn deckt", sagte Terim. "Man verteidigt als ganze Mannschaft und ich werde keinen Spieler dafür kritisieren, dass es ihm nicht gelungen ist, Ronaldo zu stoppen. Er ist der beste Spieler in der Welt, aber wir haben einige Systeme eingeübt, die ihm das Leben schwer machen dürften."

Keine Überraschungen
Terim erklärte, dass es wohl keine großen Überraschungen in seiner Startelf geben werde. "Wir haben einige Systeme im Kopf, aber wir werden keine radikalen Änderungen vollziehen", sagte er. "Wir haben seit 1955 nicht mehr gegen Portugal gewonnen, aber warum sollte es diesmal nicht klappen?" Im Tor dürfte Volkan Demirel aufgrund seiner starken Leistungen bei Fenerbahçe SK den Vorzug vor Rüştü Reçber erhalten und Nihat Kahveci soll in die Fußstapfen von Rekordtorschütze Hakan Şükür treten. Die türkische Mannschaft von heute ist mit dem Team von 2002 nicht mehr zu vergleichen, aber vielleicht kann ja gerade diese neue Generation den 53-jährigen Fluch gegen die Portugiesen brechen.