Profil Halbfinalist: Portugal
Montag, 25. Juni 2012
Artikel-Zusammenfassung
Portugal startete zwar mit einer Niederlage gegen Deutschland in das Turnier, hat dank der Leistungssteigerung von Cristiano Ronaldo aber zum dritten Mal bei vier Versuchen ein EURO-Halbfinale erreicht.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Als Portugal vor drei Wochen in das Team-Quartier einzog, waren die Erwartungen nicht sonderlich hoch. Von den bis dato drei Spielen 2012 hatten sie keines gewinnen können und dabei auch nur ein Tor erzielt. In einer starken Gruppe mit Deutschland, der Niederlande und Dänemark durften sie sich also keine Fehler erlauben, doch nach einer Auftaktniederlage steigerten sie sich und es gibt mittlerweile einige Experten, die der Mannschaft von Paulo Bento den ganz großen Wurf zutrauen.
Die Taktik: Bento hat es geschafft, der Mannschaft mehr Stabilität zu verleihen, denn er ließ in allen vier bisherigen Spielen die gleiche Startelf ran. Zudem hatte er diesem Team auch bei den Play-off-Spielen gegen Bosnien und Herzegowina vertraut. Allerdings hat sich jetzt Hélder Postiga am Oberschenkel verletzt, also muss der Trainer zwangsläufig umstellen und wird wahrscheinlich auf Hugo Almeida zurückgreifen. Es bleibt aber beim 4-3-3 mit Nani und Cristiano Ronaldo auf den Flügeln. "Wir werden unser System für keinen Gegner ändern".
Der Schlüsselspieler: Ronaldo hatte einen schwierigen Start, ist mittlerweile aber der Erwartungshaltung gerecht geworden und machte in den beiden Spielen gegen die Niederlande und im Viertelfinale gegen die Tschechische Republik den Unterschied. "Er ist der komplette Spieler", sagt Teamkollege João Moutinho über den Superstar. "Ich kann keine Schwächen in seinem Spiel nennen. Er ist in der Luft stark, gut am Ball und er ist enorm schnell." Zudem spielt Ronaldo auf der linken Seite zusammen mit Fábio Coentrão und bildet mit seinem Teamkollegen von Real Madrid CF eine sehr effektive Partnerschaft.
Bilanz im EURO-Halbfinale:
23.06.1984 Frankreich - Portugal 3:2 (n.V.) (Marseille)
28.06.2000 Frankreich - Portugal 2:1 (Golden Goal) (Brüssel)
30.06.2004 Portugal - Niederlande 2:1 (Lissabon)
Die Basis: Es fällt immer wieder auf, wie verschworen die Mannschaft nach außen wirkt und die Geschlossenheit, gute Stimmung und das Engagement aller Beteiligten ist auch immer im Team-Quartier in Opalenica zu spüren. Verteidiger Ricardo Costa, der bei der UEFA EURO 2012 noch nicht zum Einsatz kam, lobte in dieser Woche die Rolle jedes einzelnen Team-Mitglieds. "Eine Abhängigkeit von Ronaldo? Nein, wir haben auch eine Abhängigkeit von Ricardo, von Eduardo und von [Raul] Meireles. Cristiano ist unser Fahnenträger, er ist der beste Spieler auf der Welt und hilft uns ungemein, aber wir sind nicht nur von ihm abhängig."
Die Bilanz in Donezk: Es ist das erste Spiel von Donezk in Portugal, aber ihr Trainer hat dort mit Sporting Clube de Portugal bereits mit 1:0 gegen den FC Shakhtar Donetsk gewonnen. In seiner Mannschaft, die damals im Rahmen der Gruppenphase der UEFA Champions League 2008/09 in Donezk zu Gast war, standen auch die aktuellen Nationalspieler Rui Patrício, Miguel Veloso sowie (der eingewechselte) Postiga.
João Moutinho, Rolando und Silvestre Varela haben ebenfalls schon in der Donbass-Arena gespielt und mit dem FC Porto zu Beginn der Gruppenphase in der abgelaufenen UEFA Champions League einen 2:0-Erfolg verbucht. Sechs Mal trat eine portugiesische Mannschaft in Donezk an und feierte dabei drei Siege, holte zwei Unentschieden und kassierte eine Niederlage. Bei der einzigen Pleite war auch Hugo Viana mit dabei, als er mit dem SC Braga in der Gruppenphase der UEFA Champions League 2010/11 mit 0:2 unterlag.
Das kann noch besser werden: Erwähnt werden muss sicherlich der oftmals schwache Start in ein Spiel. In allen vier bisherigen Partien bei der UEFA EURO 2012 hat sich die Mannschaft von Bento anfangs unter Druck setzen lassen. Immerhin konnten sie einen Rückstand gegen die Niederlande gut verdauen und gewannen sogar das Spiel, gegen Deutschland aber ließen sie mehrere Möglichkeiten liegen und blieben ohne Punkt. Portugals große Stärken liegen vor allem in der Offensive und vielleicht wären sie gut beraten, schneller die Initiative zu ergreifen.
Das denkt die heimische Presse: Die Stimmung ist mit den letzten Siegen immer optimistischer geworden. Die portugiesische Zeitung Record schrieb: "Portugal hat keine Angst vor Spanien", während O Jojo auf den immer stärker werdenden Kapitän Ronaldo einging: "Er ist besser als [Lionel] Messi und der Rest".
Das bringt die Zukunft: "Wir haben eine Menge Respekt vor ihnen, aber wir haben auch eine Menge Respekt vor uns selbst. Wir haben einen großartigen Kader mit starken Spielern und sind absolut überzeugt von unserer Spielweise" - João Pereira würde lieber heute als morgen gegen Spanien antreten.