Čech fordert Korrektur der Auftaktpleite
Montag, 11. Juni 2012
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Petr Čech sagt, dass die Tschechen ihren Ärger in Entschlossenheit umgewandelt hätten, um am Dienstag gegen Griechenland "den schlechten Start zu korrigieren", den sie bei der UEFA EURO 2012 hingelegt haben.
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Petr Čech gilt als Gentlemen des modernen Fußballs. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass dieser Mann einmal aus der Fassung gerät. Auch diejenigen, die den tschechischen Torhüter am Samstag beim Autogramme schreiben beobachteten konnten sich Čech nur schwer mit dem frustrierten und enttäuschten Gesichtsausdruck vorstellen, dass er nur Stunden vorher auf dem Rasen des Municipal Stadium von Wroclaw zeigte.
Die tschechische Mannschaft verließ das Feld am Montagabend niedergeschlagen, nachdem ihnen von Russland eine Fußball-Lehrstunde erteilt wurde. Den Ball viermal in einem einzigen Spiel aus dem Netz holen zu müssen, trägt nicht gerade zur Moral eines Torhüters bei. Auch Čech ist in dieser Beziehung nicht anders. Trotz allem: Die Partie gegen Griechenland rückt immer näher, und Čech und seine Teamkameraden bemühen sich, die negativen Erinnerungen zu verdrängen und eine positive Einstellung zu finden.
"Ich denke, der Ärger hat sich in Entschlossenheit gewandelt. Entschlossenheit, den schlechten Start ins Turnier wieder zu korrigieren", sagte Čech, der in jeder Halbzeit je zweimal bezwungen wurde. "So kurz nach dem Spiel waren wir natürlich enttäuscht. In diesem Spiel ist uns überhaupt nichts gelungen, aber wir wissen, dass wir noch 180 Minuten haben, um das Viertelfinale zu erreichen. Wir sind entschlossen, genau das zu schaffen."
Die Zeit hat nicht nur den Schmerz der Niederlage etwas gelindert, sie hat den Tschechen auch die Möglichkeit gegeben, die Faktoren zu analysieren, die ihren Start in das Turnier zu einer derart bitteren Enttäuschung machten. Das präzise Spiel des Gegners, bei dem Andrey Arshavin meisterhaft Regie führte, sorgte dafür, dass Čech wenig gegen die russische Überlegenheit ausrichten konnte.
"Die einzigen Lehren, die wir ziehen können, sind unnötige Fehler zu vermeiden und viel aggressiver zu spielen", räumte Čech ein, der bei allen vier Gegentoren chancenlos war. "Sie hatten viel Platz und einige sehr gute Spieler, die das ausnutzen konnten. Wir haben sie zu spät im Spiel attackiert, da hatten sie sich bereits ihre Chancen erspielt und getroffen. Solche Fehler wollen wir nicht noch einmal machen, und wir werden natürlich in der Abwehr besser stehen."
Trotz der Niederlage geht das Team von Michal Bílek nur mit einem Punkt Rückstand auf ihre nächsten Gegner in das zweite Gruppenspiel am Dienstag. Griechenland muss außerdem auf die beiden etatmäßigen Innenverteidiger verzichten, die im ersten Spiel in der Startformation standen. Sokratis Papastathopoulos und Avraam Papadopoulos fallen nach dem dramatischen 1:1 gegen Polen gesperrt beziehungsweise verletzt aus. Der Sieger der UEFA EURO 2004 hätte noch zwei Punkte mehr haben können, hätte Giorgos Karagounis nicht den Elfmeter in der zweiten Halbzeit verschossen. Čech erwartet indes nicht, dass Griechenlands Trainer Fernando Santos grundlegend von seiner Taktik abweichen wird.
"Ich denke, Griechenland wird genau so spielen wie in der ersten Partie. Sie werden verteidigen und auf Konter warten", sagte er. "Nach dem Ergebnis aus dem ersten Spiel müssen wir nun auf Angriff setzen. Wir werden aber nicht auf Teufel komm' raus stürmen, weil wir dadurch unsere Abwehr entblößen und die Griechen zum Kontern einladen würden."
Eine weitere Niederlage würde bei den Tschechen zweifellos noch mehr Ärger über die eigenen Unzulänglichkeiten hervorrufen. Diese würde jedoch mit Sicherheit bald nicht Entschlossenheit, sondern der Tristesse über die Gewissheit weichen, nach dem letzten Gruppenspiel gegen Polen die kurze Heimreise antreten zu müssen. Beim letzten Spiel des Turniers in Wroclaw werden wohl auch die Einwohner der malerischen Hauptstadt von Niederschlesien gespalten sein.
"Wir fühlen uns hier in Wroclaw wirklich zu Hause. Die Polen haben uns hier praktisch so begrüßt, als ob wir ihre Mannschaft wären", sagte Čech. "Die Leute hier sind uns so warmherzig begegnet. Es ist sehr schön, wenn die Menschen ins Stadion strömen, nur um uns trainieren zu sehen. Sie applaudieren bei jedem Tor und jedem schönen Spielzug. So sollte die Europameisterschaft sein."