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Gutes Turnier, keine Belohnung

Deutschland war beim 0:2 gegen Frankreich dominant und hatte auch die richtige Taktik gewählt. Warum geht es nun trotzdem nach Hause? Ein paar Erklärungsversuche.

Mehr Frust als Enttäuschung: Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger
Mehr Frust als Enttäuschung: Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger ©AFP/Getty Images

Unnötige Niederlagen sind Teil des Fußballgeschäfts. Während Frankreich feiert und gar nicht so richtig weiß, wie man es ins Finale geschafft hat, wird Deutschland nach der besten Turnierleistung eine schlaflose Nacht hinter sich haben.

Der feine Unterschied
"Wir hatten den Franzosen Vieles voraus, außer den Toren", analysierte Bundestrainer Joachim Löw nach Schlusspfiff. In der Tat wirkte Deutschland taktisch reifer, ging aggressiver ins Gegenpressing und lag auch in den meisten Statistiken klar vorne.

Als Manuel Neuer davon sprach, dass ein 0:2 "kein faires Ergebnis" sei, meinte er damit sicher auch die eher mittelgefährlichen Situationen, aus denen die Gegentore entstanden. Auch Deutschland hatte eine Vielzahl solcher Momente, ließ diese aber ungenutzt- Frankreich dagegen schlug zweimal eiskalt zu.

Risse im Grundgerüst
Sami Khedira, Mats Hummels, Mario Gomez und im Verlauf der Partie auch Jérôme Boateng - vielleicht war es für Deutschland am Ende ein Ausfall zu viel. Die Leistung war eigentlich trotzdem top, aber wer weiß, was in Bestbesetzung nach oben hin noch möglich gewesen wäre.

Gomez hätte der französischen Abwehr möglicherweise noch andere Aufgaben gestellt. Aber unabhängig davon muss man einfach feststellen, dass Deutschland in den letzten Wochen mehrfach eiskalte Vollstreckerqualitäten gefehlt haben.

Zwei Fehler…
…die richtig teuer waren. Bastian Schweinsteiger, von Natur aus ein eher hinterfragender und kritischer Spieler, haderte nach der Partie sehr mit sich selbst. "Die Hand hat da einfach nichts zu suchen", beschrieb er die Szene, die kurz vor der Halbzeit zum Elfmeterpfiff geführt hatte.

Beim zweiten Tor der Franzosen wollte es Deutschland unter Druck im eigenen Strafraum unbedingt spielerisch lösen. Joshua Kimmich, der sonst ein nahezu blitzsauberes Turnier gespielt hatte, gab die Kugel leichtfertig her und auch auf Manuel Neuer war dieses eine Mal nicht Verlass.

Fazit
"Für mich ist das Allerwichtigste, dass man Chancen herausspielt", betonte ein recht aufgeräumter Bundestrainer wenige Minuten nach dem Spiel. "Das haben wir heute getan." Irgendwie erinnerte Löw damit an die Aussagen von Pep Guardiola nach Bayerns Halbfinalpleite in der UEFA Champions League. Auch da war die bessere Mannschaft ausgeschieden und der Trainer konnte seinem Team eigentlich keine Vorwürfe machen.

Es ist bitter für Löw, dass seine Philosophie nicht belohnt wird. In einem Turnier geprägt von Defensivkultur lässt er den mutigsten Fußball spielen. Dieses Mal hat es sich nicht ausgezahlt, aber dies sollte kein Anlass für grundlegende Veränderungen sein. Deutschland hat sich im Vergleich zur WM vor zwei Jahren nicht verschlechtert. Bleibt diese Mannschaft weiterhin so hungrig und lernfähig, gibt es 2018 in Russland den nächsten Titelanlauf.