Italien und Deutschland: Eine einseitige Beziehung
Dienstag, 28. Juni 2016
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Italien hat den Klassiker gegen Deutschland im Viertelfinale perfekt gemacht. Doch den Deutschen dürfte schon bei der puren Nennung der Paarung der Angstschweiß auf der Stirn stehen.
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Für die italienischen Fans ist die Begegnung mit den Deutschen der vorläufige Höhepunkt des Turniers in Frankreich. Acht Mal standen sich beide Nationalmannschaften in Pflichtspielen bislang gegenüber. Noch nie konnte das DFB-Team gegen den Angstgegner gewinnen.
EURO2016.com blickt auf die vier wichtigsten Duelle der beiden viermaligen Weltmeister zurück - darunter "das Jahrhundertspiel" -, hat aber auch für die Deutschen noch einen Mutmacher dabei.
Italien - Bundesrepublik Deutschland 4:3 n.V.
FIFA-Weltmeisterschaft, Halbfinale, 17. Juni 1970
Italien und die Bundesrepublik Deutschland trugen im Aztekenstadion in Mexico City das bekannte "Jahrhundertspiel" aus, ein legendäres Spiel, in dem in 30 Minuten Verlängerung fünf Tore fielen. Roberto Boninsegna schoss Italien in Führung, doch Karl-Heinz Schnellinger konnte kurz vor dem Ende ausgleichen und Franz Beckenbauer spielte mit einer Armschlinge.
In der Verlängerung waren dann Gerd Müller, Tarcisio Burgnich, Luigi Riva und nochmals Müller erfolgreich, ehe Gianni Rivera die Azzurri neun Minuten vor dem Ende zum Sieg schoss. "So ein Spiel, das kriegt man nie mehr aus dem Kopf", erinnert sich Müller. "Ich könnte heute noch wahnsinnig werden. Von der Schlappe erhole ich mich nie." Wenige Tage später verlor Italien das Finale mit 1:4 gegen Brasilien.
Italien - Bundesrepublik Deutschland 3:1
FIFA-Weltmeisterschaft, Finale, 11. Juli 1982
Ähnliches widerfuhr der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1982, wo man zunächst Frankreich in einem epischen Halbfinale im Elfmeterschießen schlagen konnte, ehe man im Finale mit 1:3 gegen Italien verlor. "Das Halbfinale war ein echtes Drama", so Deutschlands Torhüter Toni Schumacher. "Als wir dann auf die Italiener trafen, waren wir platt. Die hatten eine Riesentruppe und wir hatten dem nichts mehr entgegenzusetzen."
Die Italiener vergaben in der ersten Halbzeit noch einen Elfmeter durch Antonio Cabrini, doch Paolo Rossi brachte die Azzurri schließlich mit seinem sechsten Treffer im Turnier in Führung. Marco Tardelli und Alessandro Altobelli bauten die Führung weiter aus, ehe Paul Breitner noch einen späten Ehrentreffer erzielte. Am Ende durfte Italiens Kapitän Dino Zoff den Pokal im Alter von 40 Jahren in die Höhe recken. "Ich bin nach dem Sieg in meinen Hotelzimmer geblieben", erinnert sich der Schlussmann. "Jeder wollte, dass ich rausgehe und feiere. Aber glauben Sie wirklich, ich gehe mit 40 noch raus und fange an zu tanzen?"
Italien - Deutschland 2:0 n.V.
FIFA-Weltmeisterschaft, Halbfinale, 4. Juli 2006
Deutschland hoffte als Gastgeber der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 dieses Mal auf ein besseres Ende, aber wieder unterlag man den Azzurri – dieses Mal im Halbfinale in Dortmund. Nach 90 torlosen Minuten hatten in der Verlängerung beide Mannschaften die Chance, in Führung zu gehen. Gianluigi Buffon rettete stark gegen Bernd Schneider und Lukas Podolski, während Italien in Person von Alberto Gilardino und Gianluca Zambrotta zweimal Aluminium traf. Als bereits alles auf ein Elfmeterschießen hinauslief, schlenzte Fabio Grosso das Ding in die linke Ecke und jubelte danach ähnlich wie Tardelli nach seinem Treffer im Endspiel 1982. Wenig später war auch noch Alessandro Del Piero erfolgreich und schoss Italien somit ins Finale, wo man sich im Elfmeterschießen gegen Frankreich durchsetzen konnte.
"Es ist natürlich eine Pille, die man erstmal schlucken muss", gab DFB-Trainer Jürgen Klinsmann nach der Partie zu. "Mir läuft es immer noch kalt den Rücken hinunter, wenn ich an dieses Spiel denke", so Grosso einige Jahre später.
Italien - Deutschland 2:1
UEFA EURO 2012, Halbfinale, 28. Juni 2012
Sechs Jahre später standen sich Italien und Deutschland erneut in einem Halbfinale gegenüber, dieses Mal bei der UEFA EURO 2012. Mario Balotelli erwies sich mit seinen zwei Toren in der ersten Halbzeit dabei als Held für die Azzurri, als er einmal nach einer Flanke von Antonio Cassano und das zweite Mal mit einem Distanzschuss zur Stelle war – sein berühmter Jubel mit nacktem Oberkörper ist dabei fast so legendär wie Tardellis Schrei. Mesut Özil verwandelte kurz vor Schluss noch einen Foulelfmeter, doch das war letztlich nicht genug für das Team von Joachim Löw, welches nach den starken Leistungen zuvor als Favorit in diese Partie gegangen war.
"Es gibt keine unschlagbaren Teams", warnte Italiens Trainer Cesare Prandelli noch am Vorabend des Spiels. Ein Satz, den sich vielleicht auch Deutschland mal zu Herzen nehmen sollte, wenn man den Azzurri das nächste Mal in einem Pflichtspiel gegenübersteht.
Deutschland - Italien 4:1
Testspiel, 29. März 2016
Deutschland beendete mit einem grandiosen Sieg in München die 21 Jahre und sieben Spiele dauernde Durststrecke gegen Italien. Nachdem sie ein paar Tage zuvor noch nach einem 2:0-Vorsprung gegen England mit 2:3 unterlagen, führten die Jungs von Joachim Löw gegen Italien schon zur Pause mit 2:0 nach Toren von Toni Kroos und Mario Götze. In der zweiten Halbzeit trafen auch noch Jonas Hector und Mesut Özil.
"Wir brauchen diese Spiele gegen große Gegner, um uns selbst einschätzen zu können", sagte Antonio Conte, dessen Mannschaft durch Stephan El Shaarawy noch zum Ehrentreffer kam. "Wir wussten, dass zwischen beiden Teams noch eine Lücke klafft, die wir überwinden müssen. Wir werden sehen." Sie scheinen auf einem guten Weg zu sein.