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Griechenland steht im Finale der EURO 2004

Griechenland - Tschechische Republik 1:0 n.V.
Traianos Dellas macht per "Silver Goal" die Glückseeligkeit der Mannschaft von "König" Otto perfekt.

Traianos Dellas (links) jubelt mit Konstantinos Katsouranis über sein Siegtor
Traianos Dellas (links) jubelt mit Konstantinos Katsouranis über sein Siegtor ©AFP

"König Otto" wird in Griechenland unsterblich. Das Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2004 ist zugleich das Endspiel. Die Griechen bezwangen in einer von Dramatik nicht zu übertreffenden Verlängerung die Tschechen im zweiten Halbfinale mit 1:0 und stehen im Finale.

Abwehrchef Traianos Dellas köpfte in der 105. Minute das "Silver Goal" und avancierte damit zum Mann des Abends. Die Tschechen hatten in Portos Estádio do Dragão keine Zeit mehr, um den Rückstand aufzuholen. Griechenland trifft am Sonntag im Lissaboner Estádio da Luz auf Gastgeber Portugal.

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"Wir haben nichts zu verlieren und wollen den Tschechen einen schweren Abend bereiten", erklärte Rehhagel unmittelbar vor dem zweiten EURO-Halbfinale. Entsprechend unbekümmert gingen die Griechen mit einem 4-3-3-System in die Partie. Konstantinos Katsouranis bekam im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor dem erfahreneren Stylianos Giannakopoulos. Der eher kleingewachsene Mihalis Kapsis sollte sich überraschend um den tschechischen Sturmhühnen Jan Koller kümmern.

Brückner ließ seine sich bei dieser EURO erstmals in der Favoritenrolle befindlichen Tschechen mit Mittfeld-Motor Pavel Nedved auflaufen, obwohl dieser mit Gelb vorbelastet war und möglicherweise einen Ausfall im Finale riskieren musste. Der wiedergenesene René Bolf kehrte neben Tomáš Ujfaluši in die Innenverteidigung zurück, Zdenek Grygera ersetzte den an einer Muskelverletzung laborierenden Martin Jiránek.

Vom Druck auf die Tschechen war jedoch von Beginn an keine Spur. Im überwiegend von griechischen Fans belagerten "Drachen-Stadion" setzte Tomáš Rosický gleich ein erstes Ausrufezeichen, als er nach drei Minuten einen Volleyschuss aus 17 Metern an die Querlatte setzte. Weitere drei Minuten später zeigte Marek Jankulovski ein sehenswertes Solo über die linke Seite, zog aus spitzem Winkel und acht Metern Tordistanz ab, doch Griechenlands Schlussmann Antonios Nikopolidis parierte glänzend.

Griechenlands Siegtreffer im Halbfinale der EURO 2004

Fortan bekamen die Griechen die tschechischen Individualisten besser in den Griff und gewannen die Mehrzahl der Zweikämpfe. Dennoch sollte es bis zur 29. Minute andauern, ehe die Rehhagel-Elf zur ersten gefährlichen Einschussmöglichkeit kam: Panagiotis Fyssas tauchte im gegnerischen Strafraum auf, gab das Leder in die Mitte und Torhüter Peter Cech sowie Ujfaluši konnten den heranstürmenden Angelos Charisteas nur mit Mühe am Einschuss hindern.

Vier Minuten später sah das Publikum dann eine folgenschwere Szene. Nach einer Hereingabe von Karel Poborský verpassten zunächst Nedved und Konstantinos Katsouranis den Ball, ehe erneut Jankulovski, stärkster Tscheche der ersten 45 Minuten, mit einer Direktabnahme aus elf Metern in Nikopolidis seinen Meister fand. Doch viel schlimmer: Kapitän Nedved verletzte sich im Zweikampf mit seinem Gegenspieler derart schlimm am Knie, dass er in der 40. Minute unter Tränen für Vladimír Šmicer ausgewechselt werden musste.

Das Konzept Rehhagels ging in der ersten Hälfte einmal mehr voll auf: Die Griechen zermürbten ihren Gegner mit rigoroser Disziplin und starkem Zweikampfverhalten. Wenn sie schließlich die Chance zum Angriff hatten, erwiesen sie sich aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten als durchaus gefährlich. Der Favorit aus Tschechien kam nur sporadisch zur Entfaltung seines Offensiv-Fußballs.

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Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Die Mannschaft von Trainer Brückner hatte zwar mehr Spielanteile, kam aber nur ganz selten in Tornähe. Erst in der 57. Minute sorgte Poborský für den nächsten Aufschrei im Stadion, doch sein 27-Meter-Freistoß verfehlte das Tor um mehrere Meter. Drei Minuten später hätte der nach einer Poborský-Ecke am langen Pfosten lauernde Koller für die Führung sorgen können, hätte der Angreifer von Borussia Dortmund nicht aus vier Metern seinen Sturmpartner Milan Baroš angeköpft.

Apropos Baroš: Der Jungstar, der bislang schon fünf Treffer bei diesem Turnier verzeichnen konnte, ging ihm zwangsläufig zu statischen Spiel der Tschechen völlig unter. Und immer dann, wenn der Mann vom Liverpool FC einmal seine Klasse aufblitzen lassen wollte, wurde er per Foul gestoppt. Schiedsrichter Pierluigi Collina hatte in seinem letzten Spiel in einem internationalen Turnier aufgrund der zweikampfbetonten Gangart der Griechen einen arbeitsreichen Abend.

Nach einem schönen Charisteas-Kopfball (67.) nach einem Freistoß von Georgios Karagounis, den Cech aber sicher parierte, witterte Griechenland Morgenluft. Fünf Minuten später brachte Rehhagel für den eigentlich stark aufspielenden Angelos Basinas den offensiveren Stylianos Giannakopoulos.

Kostas Katsouranis nach dem Schlusspfiff
Kostas Katsouranis nach dem SchlusspfiffIcon Sport via Getty Images

Doch der griechische Mut zur Offensive wäre fast nach hinten losgegangen. In der 80. Minute bot sich Koller die bis dahin beste Chance des Spiels, als der Angreifer nach doppeltem Doppelpass mit seinem Dortmunder Klubkollegen Rosický aus 14 Metern freistehend zum Schuss kam. Kollers Abschluss zischte aber haarscharf am rechten Torpfosten vorbei. Ebenso wie bei Baroš' Linksschuss nach sehenswertem Solo drei Minuten später. Doch mit einer ebenso konzentrierten wie disziplinierten Leistung retteten sich die Griechen in die Verlängerung.

Um ein Haar wäre die griechische Glückseeligkeit perfekt gewesen, als Giannakopoulos gleich zweimal aussichtsreich vor dem orientierungslos wirkenden Cech an den Ball kam. Doch der quirlige Mittelfeldspieler konnte den Ball nicht zum "Silver Goal" im Tor der Tschechen unterbringen. Ebenso scheiterte Abwehrhühne Traianos Dellas in der 103. Minute per Kopf am tschechischen Keeper. Erstaunlich: Das eher triste Spiel verwandelte sich plötzlich in einen spannenden Fight.

Es sollte eben diesem Dellas gelingen, die Griechen dennoch ins Finale zu bringen. Der Chef der Defensive drückte ausgerechnet in der 105. Minute nach einer Ecke das Leder per Kopf am kurzen Pfosten ins Netz. Die Tschechen hatten keine Zeit mehr, das "Silver Goal" auszugleichen. Die Sensation war perfekt, "König" Otto wird in Griechenland unsterblich.

EURO 2004: Team des Turniers

Aufstellungen

Die Teams vor dem Halbfinale in Porto
Die Teams vor dem Halbfinale in PortoIcon Sport via Getty Images

Griechenland: Nikopolidis; Fyssas, Dellas, Kapsis, Seitaridis; Basinas (72. Giannakopoulos), Katsouranis, Zagorakis (K); Karagounis, Vryzas (91. Tsiartas), Charisteas
Bank
: Chalkias, Katergiannakis, Venetidis, Dabizas, Nikolaidis, Kafes, Georgiadis, Goumas, Papadopoulous, Lakis
Trainer: Otto Rehhagel

Tschechische Republik: Čech; Jankulovski, Ujfaluši, Bolf, Grygera; Nedvĕd (K) (40. Šmícer), Galásek, Rosický, Poborský; Baroš, Koller
Bank: Blažek, Kinský, Mareš, Lokvenc, Jiránek, Vachoušek, Hübschman, Heinz, Týce, Plašil, Rozenhal
Trainer: Karel Brückner

Schiedsrichter: Pierluigi Collina (Italien)

Man of the Match: Traianos Dellas (Griechenland)