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Champions League Performance Insights: Arsenals Standardstärke gegen Atlético de Madrid

Die UEFA-Analyseabteilung wirft einen genaueren Blick auf Arsenals überzeugenden Sieg gegen Atlético de Madrid am 3. Spieltag.

Arsenal zeigte beim 4:0-Sieg gegen Atlético de Madrid eine rundum beeindruckende Vorstellung
Arsenal zeigte beim 4:0-Sieg gegen Atlético de Madrid eine rundum beeindruckende Vorstellung Arsenal FC via Getty Images

Einer der beeindruckendsten Siege in dieser Woche der UEFA Champions League war Arsenals 4:0-Erfolg gegen Atlético de Madrid.

Ein Spiel, das aus mehreren Gründen die Aufmerksamkeit der UEFA-Analyseabteilung auf sich zog – insbesondere wegen der Art und Weise, wie Arsenal zwischen der 57. und 70. Minute mit vier Treffern innerhalb kürzester Zeit über Atleti hinwegfegte und dabei mit ihrer Stärke bei Standards glänzte, die zu zwei dieser Tore führte.

Liveblog zum Spiel: Arsenal - Atleti 4:0

Atletis defensive Kontrolle

Bevor wir uns diesen Aspekten von Arsenals Auftritt widmen, verdient auch Atleti eine Erwähnung – für die Herausforderung, die sie ihrem Gegner mit ihrer kompakten, tiefstehenden Abwehr stellten.

In der ersten Halbzeit war das Bollwerk der Gäste kaum zu knacken: Wie die Videoclips zeigen, schlossen sie die Räume im Zentrum konsequent, verschoben diszipliniert im tiefen Block und zwangen Arsenal, das Spiel über die Außenbahnen aufzuziehen.

Taktische Analyse in der Champions League: Atletis Flexibilität

Wie im obigen Video zu sehen ist, agierte Atlético de Madrid flexibel in der Formation, wechselte zwischen einem 4-4-2 und einem 5-3-2. Nach Ansicht des Technischen Beobachters der UEFA, Pål Arne Johansen, spielte dabei besonders Rechtsaußen Giuliano Simeone eine wichtige Rolle: Er ließ sich in die letzte Linie zurückfallen, wenn Arsenals Linksverteidiger Myles Lewis-Skelly nach vorne stieß, und tat dasselbe, wenn Flanken von der Gegenseite verteidigt werden mussten – so wie Nicolás González auf der linken Seite, wenn die Hereingaben von rechts kamen.

Aus Trainersicht, so Johansen, sei Atletis taktische Fluidität zwar erkennbar, ihre Identität bleibe jedoch unverändert: "Ein zentrales Element ihrer Identität war und ist seit vielen Jahren defensive Kontrolle", erklärte er. "Wenn du Simeone bist, hat defensive Kontrolle oberste Priorität – und dann musst du das System finden, das dir genau das ermöglicht."

Dies führe, so Johansen, zu einem grundsätzlichen Punkt für Trainerinnen und Trainer: Identität stehe auf dem Trainingsplatz meist an erster Stelle. "Eigentlich trainierst du immer nur mit zwei Zielen", erläuterte er. "Erstens, um deine eigene Identität und deren mögliche Variationen zu stärken. Und zweitens, um gezielt das zu schärfen, was deine Siegchancen im nächsten Spiel maximiert."

Arsenal übernimmt die Kontrolle

Wie die Grafik zeigt, hielt Atletis Defensivarbeit Arsenal in der ersten Halbzeit bei einem Expected Goals-Wert von lediglich 0,51. Nach dem Seitenwechsel aber änderte sich das Bild komplett: Gabriels Führungstreffer löste eine kleine Torlawine aus.

"Sobald wir das Spiel geöffnet hatten, konnten wir mehr Räume und Chancen kreieren, um ihnen wehzutun", erklärte Arsenal-Trainer Mikel Arteta – und das folgende Video zeigt die volle Offensivpower seiner Mannschaft.

Champions League tactical insight: Arsenal penetration

Die zweite Halbzeit war geprägt von vertikalerem Spiel, mehr direkten Duellen und größerer Durchschlagskraft der Gunners. Das erste Videobeispiel zeigt eine Szene, in der Martín Zubimendi mit einer feinen Einzelaktion den entscheidenden Raum öffnet. Der zweite Clip verdeutlicht einen taktischen Aspekt, den Pål Arne Johansen besonders hervorhob: Arsenal rotierte nach der Pause häufiger und schneller, was dem tiefstehenden Mittelfeldspieler mehr Zugriff auf den Ball verschaffte.

In dieser Sequenz führte genau das dazu, dass Lewis-Skelly den Ball nach vorne trug und Gabriel Martinelli mustergültig zum Tor auflegte. "Man sieht es beim zweiten Tor: Lewis-Skelly zieht nach innen, tauscht die Position mit Declan Rice – und genau das stiftet Verwirrung", beobachtete Johansen.

Arteta wiederum lobte die Reife seines jungen Außenverteidigers: "Die Art, wie er den Ball führt, Gegenspieler auf sich zieht und ihn im richtigen Moment wieder abgibt – das ist außergewöhnlich."

Nebenbei setzte Arsenal mit seinem Sturmlauf ein weiteres Muster fort: Von den bisher 200 Toren in der Liga wurden 32 innerhalb von fünf Minuten durch ein weiteres Tor ergänzt – 19-mal vom Team, das gerade getroffen hatte, 13-mal vom Gegner. Ist diese Häufung eher psychologisch als taktisch zu erklären? Eine Frage, die im weiteren Saisonverlauf noch vertieft werden soll.

"Die Spieler, die die Kopfballduelle gewinnen, sind Spezialisten – und die, die die Standards ausführen, sind ebenfalls Spezialisten. Ihr Trainerteam arbeitet daran ganz sicher sehr gezielt. Das hat in jedem Spiel enormen Wert."

Atleti-Trainer Diego Simeone über Arsenals Standards

Gunners glänzen bei Standardsituationen

Nach dem Spiel lobte Mikel Arteta die Effektivität seiner Mannschaft bei ruhenden Bällen: "Standards sind eines der Mittel, um gegen einen Block zu bestehen, der so kompakt und gut organisiert ist", sagte er. "Wir wussten, dass wir das für uns nutzen können – und wir waren dabei äußerst effizient."

Und das waren sie tatsächlich – für Arsenal ist diese Qualität längst kein Zufall. Schon in der vergangenen Saison gehörten die Gunners mit fünf Treffern zu den besten Teams bei Standards in der Champions League. Ihre beiden Tore nach ruhenden Bällen gegen Atlético de MAdrid, zu sehen im dritten Video unten, unterstrichen einmal mehr, welche Gefahr sie in dieser Disziplin darstellen.

Champions League tactical insight: Arsenal set pieces

Der erste Clip zeigt die Eckballvariante, die zum vierten Tor führte. Atleti verteidigte dabei in Manndeckung, doch die Bewegung eines Blocks roter Trikots zog mehrere Gegenspieler aus der Zone und öffnete den Raum am langen Pfosten. Gabriel Martinelli übernahm eine Schlüsselfunktion, indem er den Gegenspieler blockte, der eigentlich Gabriel decken sollte – so kam dieser frei zum Kopfball.

Der zweite Clip zeigt Gabriels Führungstor – erneut nach einer herausragenden Hereingabe von Declan Rice und mehreren tiefen Läufen, die Atletis Abwehr in Bewegung brachten.

Im folgenden Abschnitt erläutert Davide Ancelotti, der während seiner Zeit bei Real Madrid gemeinsam mit seinem Vater Carlo die Standardsituationen der Königlichen coachte, seine eigene Philosophie zu diesem Thema. Für ihn steht ihre Bedeutung außer Frage – und sie erklärt, warum Klubs wie Arsenal mit einem eigenen Standardtrainer arbeiten (im Fall der Gunners ist das Nicolas Jover). "Standards sind enorm wichtig",sagt Ancelotti, inzwischen Cheftrainer von Botafogo in Brasilien. "Die Zahlen belegen das – und ein Spezialist kann dabei enorm helfen."

Coaching Überlegungen: Davide Ancelotti über das Training von Standardsituationen

"Zunächst musst du eine Kultur schaffen – und deine Spieler davon überzeugen, dass Standards wichtig sind", erklärt Davide Ancelotti. "Ich spreche das gleich zu Beginn an und frage sie, wie oft sie schon ein Spiel durch eine Standardsituation gewonnen oder verloren haben. Das Wichtigste ist, ihnen klarzumachen: Offensive Standards können Spiele entscheiden."

Danach gehe es darum, die Einstellung und Eignung jedes Spielers im Strafraum zu verstehen – und daraus klare Rollen abzuleiten: "Neben dem Standardschützen musst du wissen, wer den richtigen Instinkt hat, wer blocken kann, wer die Läufe in den Raum macht, wer an der Strafraumkante wach bleibt und wer die Absicherung für mögliche Konter übernimmt."

"Du musst Zeit in Standards investieren – und du musst konsequent bleiben. Ich arbeite fast jeden Tag daran, aber in kleinen Dosen – vielleicht zehn Minuten pro Einheit. Am liebsten mache ich das zu Beginn des Trainings, wenn die Spieler frisch und konzentriert sind."

"Ich kann die Mannschaft in Gruppen aufteilen und unterschiedliche Übungen machen – eine davon sind Standards. Es kann eine kleine Gruppe sein, oder drei Teams: eines verteidigt, zwei greifen an. Manchmal baue ich es auch in ein Elf-gegen-elf ein – das hängt immer vom Zeitpunkt in der Woche ab."

"Man muss das Trainingspensum im Blick behalten – ob man mit oder ohne Gegnerdruck arbeitet, ob man viele zweite Bälle zulässt oder das Spiel nach der Standardsituation weiterlaufen lässt, hängt davon ab, wie weit man vom nächsten Spiel entfernt ist."

"Wir zeichnen alles auf und zeigen es den Spielern – im Kraftraum oder in der Kantine. Sie bekommen immer Videos unserer offensiven Standards: wie wir sie trainieren und wie sie im Spiel aussehen."

"Die Analyse der Spiele ist entscheidend, weil man immer Dinge findet, die man verbessern kann. Und wenn die Spieler sehen, dass wir regelmäßig gefährliche Situationen kreieren, dann beginnen sie zu glauben. Genau das ist der Anfang einer Kultur – am Ende geht es immer darum, dass sie überzeugt sind von dem, was sie tun."

"Ich gestalte das Training auf verschiedene Arten – manchmal ohne Gegner, manchmal mit teilweisem Gegnerdruck oder mit voller Gegenwehr gegen ein sogenanntes Sparring-Team. Oder ich baue es als Wettbewerb ein, bei dem zwei Teams abwechselnd gegen dasselbe Sparring-Team angreifen."

Davide Ancelotti über seine Trainingseinheiten zu Standardsituationen