Champions League Performance Insights: Die defensive Glanzleistung von Paris
Samstag, 15. März 2025
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Steve Cooper, Technischer Beobachter der UEFA, und Champions-League-Sieger Henning Berg analysieren den Sieg von Paris gegen Liverpool in Anfield.
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Was braucht es, um in Anfield mit einem 1:0-Sieg nach Hause zu fahren?
Wie der Erfolg von Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Rückspiel bei Premier-League-Tabellenführer Liverpool gezeigt hat, ist dafür eine defensive Meisterleistung erforderlich.
Im folgenden Artikel, der von der UEFA-Abteilung für Leistungsanalyse in Zusammenarbeit mit dem Technischen Beobachter der UEFA, Steve Cooper, und dem ehemaligen Champions-League-Sieger Henning Berg erstellt wurde, gehen wir genauer auf die Abwehr von Paris ein und zeigen auf, was Trainer und junge Spieler daraus lernen können.
Nach Ansicht von Berg, der 1999 mit Manchester United das Triple gewann, vereinte die Pariser Viererkette alle Schlüsselkomponenten, die ein guter Verteidiger heutzutage braucht. "Das Beeindruckendste für mich war die Beweglichkeit der Verteidiger und die Stärke im Eins-gegen-Eins, und auch, dass sie im Strafraum sehr gut positioniert waren."
Wie kam es zum Tor?
Bevor wir uns auf die hervorragende Defensivleistung konzentrieren, sollten wir uns noch einmal kurz damit beschäftigen, wie Paris an diesem Abend in Führung gegangen ist. Nach Liverpools frühem Sturmlauf hatten die Franzosen in der ersten Halbzeit eine Phase, in der sie die Abwehrreihe der Reds mehrmals vor Probleme stellen konnten.
Das Video oben beginnt mit dem Spielzug, der zum Tor von Ousmane Dembélé führte. Es zeigt die Rotationen zwischen Khvicha Kvaratskhelia und Vitinha sowie die Läufe von Dembélé und Bradley Barcola zwischen den Linien und in die Tiefe. Es zeigt ihre tollen Bewegungen, die meist mit perfektem Timing ausgeführt werden.
Dank ihrer geschickten Bewegungsabläufe gelang es Paris immer wieder, ihre Offensivspieler zwischen den Linien zu finden - wie die Grafik mit den Ballannahmen zwischen den Linien in Liverpools Hälfte zwischen der 15. Minute und dem Ende der ersten Halbzeit zeigen. Dembélé steht mit vier Ballkontakten an der Spitze, was sich mit der Einschätzung des Technischen Beobachters der UEFA, Gareth Southgate, in unserer ersten Analyse nach dem Spiel deckt, der feststellte, dass sie "intelligente hohe Positionen eingenommen haben, die Liverpools Verteidigern Probleme bereitet haben, vor allem, weil Dembélé sich tief fallen ließ, um den Ball abzuholen."
Die zweite Grafik zeigt die Läufe von Paris hinter die Abwehrkette in denselben 30 Minuten der ersten Halbzeit. Wie im zweiten Clip des Videos zu sehen ist, taten sie dies auch mit hoher Geschwindigkeit - siehe die acht Sekunden zwischen dem Ballgewinn in der eigenen Hälfte und Barcolas Versuch im Liverpooler Strafraum.
Verteidigen im Strafraum
Bei allen Offensivqualitäten der Mannschaft von Luis Enrique liegt das Hauptaugenmerk dieser Analyse auf ihrer hervorragenden Defensivleistung. Das zweite Video unten ist eine Zusammenstellung von Momenten aus der Abwehr, die veranschaulichen, wie Paris bei den Reds die Null halten konnte.
Das Video beginnt damit, dass sie Räume zumachen. In diesem ersten Clip sehen wir, wie Willian Pacho die Situation sehr gut einschätzt, als Trent Alexander-Arnold in den Strafraum eindringt.
Als Nächstes folgt eine fantastische Eins-gegen-Eins-Situation von Nuno Mendes gegen Mohamed Salah. Es gibt eine Reihe von Details, die hier hervorzuheben sind, wie Steve Cooper erklärt: "Mendes hatte in einem gefährlichen Moment alles unter Kontrolle. Er traf eine gute Entscheidung, wo er Salah haben wollte, und sobald Salah sich darauf einließ, nutzte er seine körperlichen Eigenschaften - er hatte die richtige Fußstellung, um sich vor Salah zu positionieren, und hatte dann die Kraft, ihn zu stoppen."
Ein weiteres Indiz für die starke Leistung von Nuno Mendes in Anfield ist diese Tabelle, die zeigt, dass er bei den Ballgewinnen von Pariser Spielern im defensiven Drittel gemeinsam mit seinem Teamkollegen Achraf Hakimi (jeweils 28) an erster Stelle steht.
Um auf das obige Video zurückzukommen: Der Clip, in dem Marquinhos eine Flanke im Strafraum abwehrt - das Abtasten, die Positionierung und die Gelassenheit bei seinem Kopfball zu einem Mitspieler - war eine weitere Aktion, die Cooper beeindruckte. Er sagte: "Man kann über die Technik des Kopfballs diskutieren, aber schaut euch seine Körperhaltung, seinen Blick, seine Fußstellung an. Das ist ein brillantes Beispiel für Aufmerksamkeit, Intelligenz und Instinkt bei der Positionierung, aber auch für die Technik, um seinen Körper in die richtige Position zu bringen.
"Solche Spieler geraten nur sehr selten in Panik und das liegt an der Spielintelligenz, an einer kontrollierten und gelassenen Denkweise."
Die Mentalität, unbedingt zu Null spielen zu wollen
In der zweiten Halbzeit, als Liverpool den Druck erhöhte, sieht man Beispiele für das Verteidigen von Paris im eigenen Strafraum. Laut Henning Berg zeigt Pachos Block des Schusses von Dominik Szoboszlai einen Verteidiger, der sich auf einer ungewohnten Position auszeichnet. Obwohl er Jota deckt, sieht er die Gefahr und greift rechtzeitig ein. "Es geht darum, das Spiel zu lesen, zu antizipieren und die Einstellung zu haben, niemals ein Tor kassieren zu wollen", so Berg.
Im folgenden Clip sehen wir, wie Pacho und Marquinhos Salah nach einem Liverpooler Konter abwechselnd verteidigen, um den Ägypter aufzuhalten und ihren Mitspielern Zeit zu geben, sich wieder im Strafraum zu formieren.
Es gibt zahlreiche Daten, die die starke Vorstellung von Pacho untermauern, darunter die obige Grafik, die zeigt, dass er fünf Mal im eigenen Strafraum geklärt hat. Eine Zahl, die nur von Nuno Mendes und Vitinha übertroffen wird.
Was die Balleroberungen vor dem eigenen Strafraum anbelangt, so bringt es Pacho gemeinsam mit Hakimi auf 17 - nur Nuno Mendes (21) übertrifft diesen Wert.
Tipps für den modernen Verteidiger
Steve Cooper, Technischer Beobachter der UEFA
"Auf diesem Niveau muss man ein kompletter Sportler sein und in jeder körperlichen Eigenschaft ein bestimmtes Niveau haben. Ein Verteidiger kann zum Beispiel körperlich stark sein und Zweikämpfe dominieren, aber wenn er nicht schnell und beweglich genug ist, kann er Probleme bekommen.
"Der Zweikampf von Nuno Mendes gegen Salah ist auch ein Beispiel für die Mentalität. Die besten Verteidiger haben die Mentalität, dass 'der Angreifer das Problem hat'. Nuno Mendes ist in einer Verteidigungssituation gegen einen der besten Spieler der Welt im Strafraum und dennoch lässt er es so aussehen, als ob Salah das Problem hat und nicht er.
"Hervorzuheben ist auch die Verteidigung in Notsituationen, wie z. B. bei dem Block von Pacho. Es ist mutig, zu blocken, aber es ist auch gar nicht so einfach. Man sollte sich nicht mit dem Rücken oder dem Kopf abwenden oder den Körper in eine schwierige Position bringen. Auch wenn ein Trainer vielleicht sagt: "Sei mutig", geht es auch um die Technik. Es geht darum, mutig zu sein, aber eine Vorstellung davon zu haben, wie man seinen Körper am besten positioniert, um den Gegner zu stoppen.
"Was das Training an der Abwehrarbeit betrifft, so sind Übungen mit Angreifern und Verteidigern sehr wichtig. Das Naheliegendste ist, die Spieler so oft wie möglich in Verteidigungssituationen zu bringen. Ich halte auch technisches und taktisches Training für wichtig und würde vorschlagen, die Spieler in Eins-gegen-Eins-Situationen auf der Außenbahn und im Zentrum zu bringen.
"Ein letzter Punkt in Bezug auf die Entwicklung von Verteidigern ist, dass man, wenn man einen Spieler sieht, der natürliche Führungsqualitäten hat - sei es durch Kommunikation, Verantwortungsbewusstsein, Konzentration oder die Fähigkeit, trotz Fehlern weiterzumachen - dann sollte man mit den Spielern weiter daran arbeiten. Führungsqualitäten und Charakter sind in der Verteidigung sehr wichtig und werden manchmal unterschätzt."
Henning Berg, Champions-League-Sieger mit Manchester United
"Die Anforderungen an die Verteidiger werden immer höher, da viele Mannschaften hoch pressen. Aber wenn junge Spieler nur im Eins-gegen-Eins verteidigen können, bekommen sie Probleme. Das Verständnis dafür, wie man zusammenarbeitet, sich bewegt, läuft und gemeinsam verteidigt, ist ebenfalls enorm wichtig. Nicht nur, dass man auf seiner Position bleibt, sondern auch, wann man einen bestimmten Bereich abdeckt. Aspekte wie Zusammenarbeit im Team und Abstand zwischen den Linien sind wichtig."