Vincent Kompany über Führungsqualitäten, seinen Werdegang und seine Arbeit als Bayern-Trainer
Montag, 16. September 2024
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Als aktiver Spieler hat Vincent Kompany große Erfolge feiern dürfen. Nun möchte er als Bayern-Trainer weitere Titel holen.
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Vincent Kompany ist an Erfolg gewöhnt. Schon in jungen Jahren galt er in Belgien als Ausnahmetalent und gewann dort mit Anderlecht zwei Meistertitel. Bei Manchester City reifte er anschließend zum wichtigen Führungsspieler. Mit den Skyblues holte er nicht nur vier Meisterschaften, sondern auch zweimal den FA-Cup.
Nach Trainerstationen bei Anderlecht und Burnley kehrt der 38-Jährige nun auf die große Bühne der UEFA Champions League zurück – einer der wenigen Titel, die ihm als Spieler verwehrt blieben. Mit Bayern München strebt er den siebten Königsklassen-Triumph des Vereins an.
Darüber, was einen großartigen Leader ausmacht
Es geht darum, das Team über sich selbst zu stellen. Das klingt einfach, ist aber schwer umzusetzen. Ich hatte das Glück, in einem Umfeld mit vielen Vorbildern und Führungspersönlichkeiten zu sein. Ich durfte mit Patrick Vieira und Frank Lampard spielen, die jahrelang Führungsrollen in ihren Vereinen innehatten. Zudem hatte ich Trainer, die ebenfalls wussten, wie sie eine Mannschaft zu führen haben. Nicht zuletzt prägten mich meine Eltern. Man nimmt von allem etwas mit, aber die wichtigsten Einflüsse kommen aus dem engsten Umfeld. Das spiegelt sich in allem wider, was ich versuche zu tun.
Vertrauen und Respekt gewinnt man durch Ehrlichkeit und indem man seine Meinung offen äußert. Es geht darum, zu sagen, was man meint, und zu meinen, was man sagt. Als Trainer ist es nicht immer möglich, beliebt zu sein, zumindest nicht kurzfristig.
Über seine Entwicklung zum Führungsspieler bei Manchester City
Der ganze Prozess durchläuft verschiedene Phasen. Während meiner Zeit als Kapitän bei Manchester City habe ich mich stetig weiterentwickelt. Der Kapitän, der ich zu Beginn war, unterschied sich von dem am Ende meiner Zeit. Mit dem Alter kommt auch die Reife. Man durchläuft einen Wandel: Zunächst will man selbst der Stärkste, Schnellste und Wichtigste im Team sein. Mit der Zeit möchte man jedoch andere besser machen, beruhigend oder motivierend wirken. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der eigenen Rolle als Führungsspieler wider.
Über seinen Werdegang als Trainer
Die beste Entscheidung war, meine Komfortzone zu verlassen. Ich hätte bei großen Vereinen bleiben und eine Karriere im Jugendbereich verfolgen können, in der Hoffnung, irgendwann in den Profibereich aufzusteigen. Stattdessen wollte ich sofort durchstarten. Ich habe gelernt, mit wechselnden Kadern, jungen und älteren Spielern umzugehen, sowie mit Spielern, die bestimmte Dinge gut können, aber nicht alles beherrschen. Ich habe schwierige, aber auch sehr erfolgreiche Phasen erleben dürfen – und ich bin erst 38 Jahre alt. Es fühlt sich an, als wäre ich schon sehr lange in diesem Job, und das ist eine Erfahrung, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Es war eine fantastische Lernzeit.
Wie sich das Training seit seiner Zeit als Spieler weiterentwickelt hat
Das Training und der Fußball entwickeln sich ständig weiter. Als ich meine Karriere begann, hatten wir deutlich weniger taktische Informationen zur Verfügung. Heute findet man auf allen Ebenen des Fußballs taktische Details und umfangreiche Analysen, sowohl des Gegners als auch des eigenen Teams. Das war zu Beginn meiner Karriere noch nicht der Fall, änderte sich aber gegen Ende. Wir versuchen stets, die Grenzen zu erweitern. Wir prüfen, ob wir individuell mit den Spielern arbeiten oder etwas auf dem Platz ergänzen können. Jeder versucht, die Entwicklung voranzutreiben und herauszufinden, was als Nächstes kommt. Das macht den Job so spannend.
Darüber, wie wichtig es ist, eine klare Philosophie zu haben und diese auch nach außen zu kommunizieren
Das Wichtigste ist: Klarheit und Deutlichkeit. Man vermittelt sie jeden Tag – und zwar nicht nur taktisch, sondern auch in Bezug darauf, wer man als Team und als Gruppe ist. Den Rest kommuniziert man auf verschiedene Weise. Manchmal geschieht das über einen Videobildschirm oder auf dem Platz, aber auch durch Körpersprache und das allgemeine Gefühl.
Ich komme aus Brüssel, wo wir viele verschiedene Sprachen sprechen. Französisch, Niederländisch, etwas Arabisch oder Lingala aus dem Kongo, Italienisch und Spanisch – die Vielfalt in Brüssel ist riesig. Man lernt, dass niemand das tut, was man möchte, wenn die Kommunikation nicht stimmt. Das ist eine wichtige Erfahrung, die ich in die Kommunikation mit der Gruppe einbringe.
Kommunikation ist außerdem sehr individuell. Manche Botschaften können nur auf eine bestimmte Art und Weise an bestimmte Personen vermittelt werden. Es gibt aber auch Kernbotschaften, bei denen alle akzeptieren müssen, dass man sie auf die notwendige Weise kommuniziert, um das Ziel zu erreichen. Das ist entscheidend und wird in Zukunft nicht weniger wichtig werden. Wir versuchen, diesem Ansatz treu zu bleiben.
Über die Bedeutung der Bayern und die Ziele des Vereins
Gegen Bayern zu spielen, sollte sich wie eine nahezu unmögliche Mission anfühlen. Ich sage nicht, dass es sofort so sein wird oder wir schon jetzt auf diesem Niveau sind. Aber als ich gegen die Bayern gespielt habe, konnten sie genau dieses Gefühl vermitteln. Es war nicht jedes Jahr so, doch manche Teams haben genau diesen Eindruck hinterlassen, und das bleibt in Erinnerung. Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich dahin zurückzukehren, um vielen Gegnern exakt dieses Gefühl zu geben.
Unsere Ziele sind einfach: Wir streben immer nach dem Höchsten. Egal, ob es sich um ein Spiel oder einen gesamten Wettbewerb handelt, wir wollen immer gewinnen. Die Champions League stellt dabei die größte Herausforderung dar. Es gibt einige Teams, die in den letzten Jahren die Königsklasse gewonnen haben und natürlich das gleiche Ziel verfolgen. Der Austragungsort des Finales ist etwas Besonderes, und es herrscht hier eine einzigartige Stimmung in Bezug auf die Champions League.