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Champions League Performance Insights: Die Wichtigkeit von In-Game Management

Die technischen Beobachter der UEFA haben sich die taktischen Feinheiten der Viertelfinal-Erfolge von Dortmund und Real Madrid angeschaut.

Niclas Füllkrug und Edin Terzić bejubeln Dortmunds dritten Treffer gegen Atlético de Madrid
Niclas Füllkrug und Edin Terzić bejubeln Dortmunds dritten Treffer gegen Atlético de Madrid AFP via Getty Images

Borussia Dortmunds Fähigkeit, Räume zu finden, war ein entscheidender Faktor bei ihrem Sieg im Viertelfinale der UEFA Champions League gegen Atlético Madrid. Raum ist im Spitzenfußball ein wertvolles und manchmal schwer zu findendes Gut. Die Art und Weise, wie sich Dortmund anpasste, um Räume zu schaffen, fiel Ole Gunnar Solskjær und den technischen Beobachtern der UEFA besonders auf.

In diesem Artikel wird beleuchtet, wie Edin Terzić nach einem schwierigen Start im Hinspiel das Offensivspiel seiner Elf umbaute. Atlético Madrid konnte zuvor durch intensives Pressing den Spielaufbau der Schwarz-Gelben stören und daraus resultierend den Führungstreffer erzielen.

Atlético profitierte vom Dortmunder Spielaufbau im 3-2-2-3

Im Hinspiel im Estadio Wanda Metropolitano begann Dortmund mit dem Aufbau seiner Angriffe in einer 3-2-2-3-Formation. Diese bestand aus einer Dreierkette mit Nico Schlotterbeck (4), Emre Can (23) und Mats Hummels (15), wobei der linke Verteidiger Ian Maatsen (22) zusammen mit Marcel Sabitzer (20) eine Doppel-Sechs bildete, wie im ersten Video zu sehen ist. Weiter vorne setzte Terzić Jadon Sancho (10) und Felix Nmecha (8) als invertierte Flügelspieler ein, die als hochstehende Zehner agierten. Ihre klare Absicht war es, die außen positionierten Innenverteidiger von Atlético aus der Grundordnung zu locken.

Vor den genannten Spielern bildeten der rechte Verteidiger Julian Ryerson (26) und der linke Flügelspieler Karim Adeyemi (27) zusammen mit Stürmer Niclas Füllkrug (14) ein Dreiersturm, der versuchte, die Abwehrreihe von Atlético zu überwinden.

Champions League Performance Insight: Dortmunds Spielaufbau im 3-2-2-3

Wie die offiziellen Tracking-Daten der UEFA zeigen, betrug die durchschnittliche Angriffsbreite von Dortmund in den ersten 27 Minuten 37,8 Meter, mit kurzen Abständen zwischen der Dreierkette und der Doppel-Sechs.

Die obige Grafik unterstreicht, wie eng Dortmund in dieser frühen Phase stand. Laut dem Team der Technischen Beobachter der UEFA gibt es hier eine mögliche Lektion für Trainer: "Der Aufbau von Angriffen in einem engen 3-2-2-3 gegen ein 5-3-2, das auf Pressing ausgerichtet ist, kann Probleme verursachen, da aufgrund der kurzen Abstände zum ballführenden Team gute Positionen entstehen können, um Druck auszuüben."

Dieser Punkt wird von Solskjær eingehender erläutert: "Der Aufbau im 3-2-2-3 kam Atlético entgegen, da Antoine Griezmann (7) und Álvaro Morata (19) die Doppel-Sechs von Dortmund abschirmen und nah genug dran waren, um deren Dreierkette unter Druck zu setzen. Darüber hinaus waren Marcos Llorente (14), Koke (6) und Rodrigo De Paul (5) aufgrund der oben beschriebenen kurzen Abstände ständig in der richtigen Position, um Maatsen (22) und Sabitzer (20) unter Druck zu setzen. Es war ein Paradebeispiel dafür, wie ein 5-3-2, das auf Pressing ausgerichtet ist, ein 3-2-2-3 im Aufbauspiel zunichtemachen und stören kann."

Dortmunds taktische Umstellung auf ein 4-1-2-3 gegen das 5-3-2 von Atlético

Als Schlotterbeck in der 27. Minute behandelt werden musste, gab dies Dortmunds Cheftrainer Terzić die Chance, seinen Spielern neue taktische Anweisungen mit auf den Weg zu geben. Wie sowohl Solskjær als auch das Team der technischen Beobachter der UEFA feststellten, zeigte der Trainer während dieser Spielunterbrechung seinem erfahrenen Innenverteidiger Hummels per Handzeichen, dass er auf eine Viererkette umstellen möchte.

Wie aus den offiziellen Tracking-Daten der UEFA unten ersichtlich ist, agierten die Dortmunder anschließend im Spielaufbau in einer breiten Viererkette, mit Emre Can (23) leicht davor und mit Sabitzer (20) und Nmecha (8) als Achter. Maatsen (22) bekleidetet nun seine gewohnte Rolle als linker Außenverteidiger.

Solskjær beschrieb die Auswirkungen der taktischen Änderung von Dortmund wie folgt: "Es ist schwierig für eine Mannschaft im 5-3-2, die gesamte Breite des Spielfelds gegen ein Team abzudecken, das aus einer Viererkette heraus aufbaut. Man muss sich jetzt über die gesamte Länge des Spielfelds bewegen, wenn man ein hohes Pressing anwendet."

Wie im zweiten Video zu sehen ist, fiel es Atlético nun schwerer, das hohe Pressing gegen Dortmunds 4-1-2-3 anzuwenden. Ein deutliches Beispiel ist Atlético-Mittelfeldspieler De Paul (5), der dadurch eine Lücke von 24,9 Metern überbrücken musste, wenn er Dortmunds rechten Verteidiger Ryerson unter Druck setzen wollte.

Laut dem Team der technischen Beobachter der UEFA "führten die kleinen, aber bedeutsamen Details in diesen Positionsänderungen dazu, dass Atlético sich in eine flache Fünferkette mit einer Mittelfeldraute davor zurückfallen ließ. Das bedeutet, dass auf den Außenseiten der Mittelfeldraute Räume entstanden, in die der Gegner vorstoßen konnte." Dies ist im folgenden Video zu sehen.

Dortmund drängte Atlético folglich in eine flache Fünferkette zurück und schaffte es, Räume auf den Flügeln zu finden, die letztendlich für den ersten Halbfinal-Einzug der Schwarz-Gelben seit 2012/13 sorgten.

Champions League Performance Insight: Dortmunds Wechsel zu einem 4-1-2-3

Citys Spielaufbau gegen Ancelottis 4-4-2

Im Viertelfinal-Rückspiel zwischen Manchester City und Real Madrid stand Pep Guardiola vor der Herausforderung, eine Lösung gegen Madrids Pressing im 4-4-2 zu finden. Das Team der technischen Beobachter der UEFA nutzte diese Gelegenheit, um eine Analyse des Spielaufbaus von City durchzuführen.

Guardiola entschied sich für eine 3-2-2-3-Formation gegen Ancelottis 4-4-2. Wie im Video zu sehen ist, hatte City den klaren Plan, einen von Madrids Stürmern in Richtung der eigenen Dreierkette zu ziehen und den Ball dann entweder zu Rodri (16) oder Manuel Akanji (25) zu spielen.

Der Clip zeigt, wie: Da Bernardo Silva (20) und Kevin De Bruyne (17) als Zweierreihe hinter dem zentralen Mittelfeldduo Eduardo Camavinga (12) und Toni Kroos (8) von Madrid agierten, bestand immer die Möglichkeit, einen der beiden von seiner Position zu lösen, so dass entweder Rodri oder Akanji als zusätzlicher Mann im letzten Drittel hinter der spanischen Mittelfeldreihe eingesetzt werden konnte.

Champions League Performance Insight: Man City im Aufbau – 3-2-2-3 im Gegensatz zu 4-4-2

Diese verschiedenen Konzepte zeigen den hohen Standard an taktischen Details, die Trainer und Spieler in den UEFA-Wettbewerben auf höchstem Niveau nutzen. Für das technische Entwicklungsteam der UEFA ist es wichtig, dies allen Interessenvertretern, die sich mit diesen Inhalten beschäftigen, zu zeigen.

Darüber hinaus haben die beiden Viertelfinalspiele auch gezeigt, wie wichtig In-Game Management ist. Hier ist besonders die Umstellung von Dortmunds Trainer Terzić ab der 28. Minute des Hinspiels in Madrid zu nennen.

Außerdem haben die Partien demonstriert, dass es auch auf eine gute Abwehr ankommt. Wie Thierry Henry in der Diskussion nach dem Spiel Manchester City gegen Real Madrid bei CBS Sports sagte: „Man kann ein Spiel auch ohne Ball kontrollieren, und Real Madrid hat genau das getan. Deshalb stehen sie im Halbfinale.“

Kontersituationen

Ein letzter Aspekt, den es hervorzuheben gilt, ist ein Element, das Solskjær und die technischen Beobachter der UEFA bereits in ihrem Rückblick auf die Gruppenphase berücksichtigt hatten, nämlich die Fähigkeit der Mannschaften, proaktiv zu verteidigen, während sie im Angriff sind. Schließlich war dies sowohl für Man City als auch für Dortmund eine Schlüsselkomponente.

Champions League Performance Insight: Kontersituationen

In beiden Clips ist zu sehen, dass City-Außenverteidiger Kyle Walker (2) eng an Vinícius Júnior (7) dran ist, während seine Mitspieler angreifen, und sich so eine optimale Position verschafft, um den Ball abzufangen, wenn Madrid zum Gegenangriff ansetzt.

Diese Eigenschaft war auch im Spiel des BVB gegen Atlético erkennbar, und zwar in dem Clip, in dem Emre Can (23) und Ryerson (26), wie auch Walker, es schaffen, eine gute Position zu finden, wenn ihre Teamkollegen angreifen. So können sie den Ball abfangen und Druck ausüben, wenn Atlético versucht zu kontern.

Im oben bereits erwähnten Rückblick auf die Gruppenphase äußerte sich Solskjær zu diesem taktischen Aspekt wie folgt: „Ein Verteidiger sollte eng am gegnerischen Angreifer dran sein, während seine Mannschaft angreift. Das ist proaktives Verteidigen. Je kürzer die Abstände zwischen den Angreifern und Verteidigern sind, desto größer ist die Chance für die Mannschaft, guten Gegendruck auszuüben und in Ballbesitz zu bleiben.“