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In the Zone: Ole Gunnar Solskjær über Dortmunds 4:2 gegen Atlético de Madrid

Die Technischen Beobachter der UEFA analysieren Dortmunds Sieg im Viertelfinale der UEFA Champions League gegen Atlético.

Marcel Sabitzer, Ian Maatsen und Jadon Sancho bejubeln Dortmunds Tor
Marcel Sabitzer, Ian Maatsen und Jadon Sancho bejubeln Dortmunds Tor Getty Images

Borussia Dortmund ist nach einem torreichen und abwechslungsreichen Viertelfinal-Rückspiel gegen Atlético de Madrid ins Halbfinale der UEFA Champions League eingezogen.

In diesem Artikel, präsentiert von FedEx, zeigt UEFA-Spielebeobachter Ole Gunnar Solskjær in Zusammenarbeit mit der UEFA-Analyseabteilung die wichtigsten taktischen Aspekte des spannenden 4:2-Sieges der Mannschaft von Edin Terzić auf, die sich nach Hin- und Rückspiel mit 5:4 durchsetzte.

Taktische Formationen der Teams

Merkmale

Atléticos Erfolg zu Beginn mit hohem Pressing

Aus Trainersicht war es sehr interessant zu sehen, wie Dortmund gegen das Pressing von Atlético das Spiel aufbaute. In den 27 Minuten des Hinspiels, bevor Trainer Edin Terzić mit einer 4+1-Formation aufbaute hatten sie versucht, in einem 3+2 aufzubauen, einer engen Formation mit drei Verteidigern. Davor agierten Linksverteidiger Ian Maatsen und Marcel Sabitzer.

In the Zone: Atléticos hohes Pressing im Hinspiel

Wie das Video zeigt, war Atlético in der Lage, Dortmund in der Anfangsphase unter Druck zu setzen, was mit dem Tor von Rodrigo De Paul beim 2:1-Heimsieg der Spanier belohnt wurde.

Dortmunds 4+1 sorgt für mehr Breite

Gestern Abend begannen die Dortmunder so, wie sie das Hinspiel beendet hatten, mit dem oben erwähnten 4+1 im Aufbauspiel. Dabei standen die beiden Außenverteidiger tief auf einer Höhe mit den Innenverteidigern. Davor war nur Emre Can positioniert.

In the Zone: Dortmunds Spiel in die Breite

Wie das zweite Video zeigt, verschaffte dies den Dortmundern mehr Breite im Spielaufbau und machte es Atlético (in einer 5-3-2-Formation) schwerer, sie in der Spitze unter Druck zu setzen. In Clip eins sehen wir, wie César Azpilicueta, der linke Außenverteidiger von Atlético, überlegt, ob er auf Julian Ryerson, den Dortmunder Rechtsverteidiger, zugehen soll, bevor er sich in Richtung Jadon Sancho zurückfallen lässt. Denn ihm wird die mögliche Gefahr bewusst, die durch einen Pass von Mats Hummels auf den Flügelspieler ausgehen sollte (was dann auch geschieht).

"Azpilicueta musste sich überlegen, ob er in einem 4-4-2 als vierter Mann anlaufen oder in einem 5-3-2 hinten bleiben sollte", sagte Solskjær, der das Spiel beobachtete. "Im ersten Spiel konnte man sehen, wie Dortmund das Spiel mit der Viererkette und Emre Can in der Mitte breit machte. Das haben sie wieder gut gemacht. Einmal hätte Antoine Griezmann in der ersten Halbzeit Hummels fast den Ball abgenommen. Ansonsten aber waren sie sehr präzise. Mit ihren guten Pässen habe sie die Breite des Spielfelds voll ausgenutzt."

Dortmunds Tiefenläufe

Das zweite Thema, das Solskjær hervorhob, war die Bedeutung von Dortmunds hervorragenden Läufen hinter die Abwehr. Für alle Trainer, die darüber nachdenken, wie man eine tief stehende Fünferkette aushebeln kann, waren die ständigen Läufe von Julian Brandt und Marcel Sabitzer eine wertvolle Lektion.

In the Zone: Dortmunds Tiefenläufe

Die Heimmannschaft überlud zeitweise die linke Seite und suchte den Raum zwischen Innenverteidiger und Außenverteidiger - wie in Clip eins des obigen Videos zu sehen ist. Da startet Sabitzer seinen Lauf und bindet somit Axel Witsel. In den entstehenden Freiraum startet Maatsen.

Im zweiten und dritten Clip sehen wir, wie Brandt in den gleichen Raum startet und jedes Mal von einem großartigen Pass profitiert, erst von Hummels, dann von Emre Can. Die Qualität des Passspiels ist entscheidend, aber auch die Art und Weise, wie Dortmund die gegnerischen Außenverteidiger zurückdrängt, sie in die flache Fünferkette zwingt und dann den Ball gut zwischen Innen- und Außenverteidiger laufen lässt.

Bei der Analyse der Offensivbemühungen der Gastgeber hob Solskjær auch den Einsatz von Mittelstürmer Niclas Füllkrug hervor, der im Zusammenspiel mit den offensiven Mittelfeldspielern agierte. Er sagte: "Füllkrugs Präsenz und sein Einfluss auf das Spiel waren immens, da er direkt angespielt werden konnte und er den Ball für Brandt und Sabitzer weiterleiten konnte. Er braucht Spieler um sich herum, er bildete mit Sabitzer und Brandt ein Trio, das Atlético vor allem auf der linken Seite Probleme bereitet hat."

Bei Brandt, dem Spieler des Spiels, lobte Solskjær die unermüdliche Laufarbeit und den Einsatz: "Er war auch im Spielaufbau sehr wichtig und fand oft den Raum zwischen den Linien."

Atlético findet den nächsten Gang

"Sie haben mit Ángel Correa und Rodrigo Riquelme zwei schnelle Stürmer gebracht, die mit ihrer Schnelligkeit, ihrem Passspiel und ihrer Bewegung dem Spiel eine andere Richtung gegeben haben." So erklärte Solskjær die Reaktion der Gäste in der zweiten Halbzeit, als sie sich nach einem 0:2-Rückstand zur Pause zurückkämpften und bis zur 64. Minute zum 2:2 ausglichen.

In the Zone: Atléticos Aufbäumen nach der Pause

Die beiden schnellen Einwechselspieler trugen ihren Teil dazu bei. Aber, wie Solskjær anmerkte, ging es auch um eine aggressivere Herangehensweise. Atlético war plötzlich wie ausgewechselt, gewann zweite Bälle und spielte mit Tempo und Zielstrebigkeit. "Sie änderten ihre Einstellung hin zu 'Lasst uns ein Tor schießen' und fanden viel Platz in den Zwischenräumen. Sie haben den Ball gut laufen lassen, schnell gespielt und sich Chancen erarbeitet. Correa hatte eine große Chance, bevor er nach einem Pass von Koke das Tor erzielte."

Der erste Clip des letzten Videos veranschaulicht seinen Standpunkt. Denn es zeigt den erwähnten Pass von Koke, der Correa in der 57. Minute den Weg zum Tor ebnete. Das vielleicht deutlichste Beispiel findet sich in Clip drei, in dem die Mannschaft von Diego Simeone den Ball zurückerobert und das zweite Tor erzielt.

Der menschliche Faktor

Was dann beim Stand von 2:2 geschah, war eine weitere Wendung an einem Abend, der deutlich machte, dass bei allen sorgfältig vorbereiteten Plänen eines Trainerteams auch andere Faktoren in einem Fußballspiel eine Rolle spielen. Atlético hatte nun etwas zu verlieren und, so Solskjær, "ließ sich zurückfallen, und dann hat sich das Momentum wieder verschoben. Das zeigt, was Tore in Fußballspielen für die Mentalität bedeuten. Fußball ist nicht nur ein Computerspiel – es ist mehr als das. Es geht um Menschen, Überzeugung und die Fans."

"Plötzlich denkt man sich: 'Jetzt haben wir was zu verlieren.' Im Gegensatz dazu sagen sich die Dortmunder: 'Jetzt müssen wir ein Tor schießen', und sie gehen mehr Risiken ein. Das ist der lustige Teil des Fußballs. Als Trainer muss man einfach für verschiedene Szenarien trainieren und positiv bleiben."

Letztlich war es Dortmund, das sich durchsetzte, beflügelt von der Energie des Heimpublikums und belohnt, nach Ansicht von Simeone, für seine Abschlussqualitäten, denn sie erzielten vier Tore an einem Abend, an dem ihr xG-Wert von 1,48 niedriger war als der von Atlético (1,96).

Füllkrug fasste die Bemühungen der Heimmannschaft so zusammen: "Heute war einfach eine Energie auf dem Platz, die extrem war. Das Stadion hat heute gebrannt. Es ging hin und her. Man hat gesehen, dass jeder unfassbare Bereitschaft an den Tag gelegt hat, keinen Meter gespart hat. Wir sind immer sofort wieder hinter den Ball gekommen. Das war der Schlüssel." Was dazu führte, dass Dortmund erstmals seit 2012/13 wieder das Halbfinale in der UEFA Champions League erreicht hat.

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