Gibt es gegen Bayern die nächste Icardi-Gala?

Wenn der FC Bayern am Dienstagabend mit einem Sieg gegen Galatasaray seinen dritten Sieg in der Gruppe A der UEFA Champions League unter Dach und Fach bringen möchte, müssen die Münchner vor allem auf einen Spieler aufpassen, der die Türken zuletzt fast im Alleingang von Sieg zu Sieg geschossen hat: Mauro Icardi. Allerdings ist der Einsatz des Argentinier fraglich, er hat am Wochenende nach zwei Toren gegen Beşiktaş einen Schlag auf den Knöchel bekommen.

Mauro Icardi scheint im Old Trafford den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzenGetty Images

Mit acht Treffern in acht Spielen führt der Argentinier die Torschützenliste der türkischen Süper Lig an, hinzu kommt noch ein nicht ganz unwichtiger Treffer am 2. Spieltag der Champions League im Old Trafford, der den sensationellen 3:2-Erfolg von Galatasaray bei Manchester United besiegelte. Nur drei Minuten nach einem verschossenen Elfmeter lupfte der 30-Jährige das Leder rotzfrech über Keeper André Onana zum 3:2 ins Netz. Abgezockter geht es kaum...

"Das ist ein Teil von mir. Außerhalb des Platzes mache ich gerne Witze und lache viel, aber auf dem Platz bin ich ein echter Profi und sehr seriös", erläutert Icardi im Gespräch mit UEFA.com seine Abgeklärtheit. "Ich glaube, dass ich damit für einige meiner Teamkollegen ein gutes Beispiel bin. Manche Leute glauben ja, wenn man in der Türkei spielt, kann man das etwas entspannter angehen, weil man ja nicht in einer absoluten Topliga spielt, aber ich finde, dass genau das Gegenteil der Fall sein sollte. Ich setze meine Messlatte hier noch höher und will wichtige Titel gewinnen."

Den ersten Titel in Istanbul hat er im Sommer schon bejubeln dürfen, als er nur wenige Monate nach seinem Wechsel von Paris St.Germain zu Galatasaray entscheidenden Anteil am Gewinn der türkischen Meisterschaft hatte. "Letzte Saison lief es hier wirklich gut, ich habe in 25 oder 26 Spielen 23 Tore geschossen und mitgeholfen, die Meisterschaft zu gewinnen, was man hier drei oder vier Jahre nicht geschafft hatte", so Icardi mit Blick auf die Saison 2022/23.

So ausgelassen feierte Mauro Icardi Ende letzter Saison den Gewinn der Meisterschaft mit Galatasaray Getty Images

Diesmal würde er zu gerne auch in der Champions League für Furore sorgen, so wie 2020 bei Paris, als er dem Titelgewinn in der Königsklasse schon ganz nah war und mit seinem Team erst im Finale an Bayern scheiterte. "Nach der Pandemie lief es dann nicht mehr so rund", erinnert sich der Argentinier. "Wir hatten einen neuen Trainer, es gab einige Veränderungen im Klub und ich habe meinen Stammplatz verloren. Nach einem sehr guten Jahr lief es plötzlich gar nicht mehr, es war ein sehr enttäuschendes Jahr für mich."

Plötzlich war Icardi in Paris nicht mehr erste Wahl, an Superstars wie Neymar, Kylian Mbappé und Lionel Messi war für ihn kein Vorbeikommen, also nutzte er die Gelegenheit, in Istanbul einen Neuanfang zu riskieren. "Dann bekam ich die Chance, bei Galatasaray zu beweisen, dass ich nichts verlernt hatte, dass ich noch so spielen konnte wie in meiner Zeit bei Barcelona oder bei Sampdoria oder bei Inter. Ich wollte es mir selbst beweisen und hier habe ich mich von der ersten Minute an wirklich gut gefühlt."

Geboren in Rosario, der Heimatstadt von Messi, zog Icardi als Sechsjähriger mit seiner Familie nach Spanien, als 15-Jähriger heuerte er beim FC Barcelona an, passte dort aber trotz einer enormen Torquote nicht in Pep Guardiolas Tiki-Taka-Konzept. Es folgten Engagements in Genua, Mailand und Paris, ehe er – wie es scheint – in Istanbul sein Glück gefunden hat. "Abgesehen vom Fußball und dem Leben hier genieße ich vor allem die Leidenschaft und Hingabe der Fans. Die Liebe, die sie uns Spielern entgegen bringen, im Stadion, wenn sie 90 Minuten ununterbrochen singen, das ist einfach wunderbar."

Icardi und die Gala-Fans - das passt! AFP via Getty Images

Grund zum Singen hatten die Gala-Fans diese Saison reichlich, auch nach 17 Pflichtspielen ist der türkische Meister noch ungeschlagen. Kein Wunder, dass im traditionell leicht entflammbaren Istanbul die Erwartungen der Fans schon durch die Decke gehen. "Natürlich setzt man sich Ziele, die man erreichen kann", versucht Icardi etwas zu bremsen. "Jetzt spielen wir in der Champions League und unser erstes Ziel ist es, in der Gruppenphase gut zu spielen, so viele Punkte wie möglich zu holen und das Achtelfinale zu erreichen."

Beziehung mit Höhen und Tiefen: Mauro Icardi und Thomas Tuchel in ParisAFP via Getty Images

Und als ob dies noch nicht genug der Motivation wäre, wartet nun am Dienstag im restlos ausverkauften Ali Sami Yen Stadion ein Duell mit einem Trainer, mit dem Icardi schon in Paris seine Erfahrungen gemacht hat: Thomas Tuchel, seines Zeichens heute Coach des FC Bayern München…