In the Zone: Liverpool - Real Madrid 0:1 Leistungsanalyse
Dienstag, 31. Mai 2022
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Die Technischen Beobachter der UEFA analysieren den Sieg von Real Madrid gegen Liverpool im Finale von Paris.
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Die Basis von Real Madrids 14. Triumph in der Königsklasse war das Tor von Vinícius Júnior und eine herausragende Leistung von Torhüter Thibaut Courtois.
In diesem Artikel, präsentiert von FedEx, haben die Technischen Beobachter der UEFA den Sieg der Spanier näher unter die Lupe genommen.
Tor
0:1: Vinícius Júnior (59.)
Ausgangspunkt des Treffers von Vinícius Júnior war Luka Modrić. Bedrängt von Andrew Robertson spielte der Kroate einen herrlichen Pass in die Füße von Dani Carvajal, der sofort auf Casemiro ablegte.
Der spielte auf Fede Valverde auf dem rechten Flügel, der das Leder flach in die Mitte schlug, wo Alexander-Arnold Vinícius aus den Augen ließ und der Brasilianer hatte keine Mühe, zum goldenen Treffer abzustauben.
Spieler des Spiels: Thibaut Courtois
Zwischen September und Mai hatte der Belgier die meisten Paraden (50) aller Torhüter in der Champions League gezeigt, nun kamen im Finale gegen Liverpool noch einmal neun hinzu, fünf davon innerhalb von nur fünf Minuten rund um die 16. Spielminute. Vor allem beim Schuss von Sadio Mané, den er noch an den Innenpfosten lenken konnte, zeigte er seine ganze Klasse.
In der 83. Minute gelang Courtois dann gegen Mohamed Salah eine weitere spielentscheidende Parade, diesmal mit dem rechten Unterarm. David James, ehemaliger Keeper von Liverpool und beim Finale Mitglied der Technischen Beobachter-Gruppe, meinte dazu: "Wenn er diese zwei unglaublichen Paraden nicht gezeigt hätte, hätte Liverpool das Spiel gewonnen und wir würden hier eine ganz andere Diskussion führen."
Teamformationen
Liverpool
Liverpool setzte auf ein 1-4-3-3 mit Thiago Alcántara (Nr. 6), der erst wenige Minuten vor Anpfiff grünes Licht für seinen Einsatz gab. In der Innenverteidigung lief Konaté (5) neben Virgil van Dijk (4) auf, er sollte mit seiner Schnelligkeit auch die rechte Seite mit absichern, da Real immer wieder versuchte, mit langen Pässen den extrem offensiv ausgerichteten Alexander-Arnold (66) zu überspielen.
Wenn Liverpool presste, wechselte die Formation in ein 1-3-1-4-2, angeführt durch Mané (10) und Salah (11). Hinter den beiden folgten vier Spieler, Luis Díaz (23), Thiago (6), Henderson (14) und Alexander-Arnold (66), die im Mittelfeld Druck machten. Wenn Madrid im Ballbesitz war, waren es Salah, Mané und Diaz, die die Zentrale dicht machten, um Real auf die Flügel zu zwingen.
Real Madrid
Madrid baute auf ein 1-4-3-3, wenn Liverpool in Ballbesitz war, wechselte diese Formation in ein 1-4-4-2, bei dem sich Valverde (15) auf dem rechten Flügel etwas fallen ließ.
Trainer Carlo Ancelotti stellte seine Mannschaft sehr defensiv ein, vor allem hinter der Viererkette sollte den Liverpool-Stürmern keinerlei Raum angeboten werden. Casemiro (14), rückte dann zurück in die Viererkette zwischen die Innenverteidiger. Modrić (10) blieb immer in der Nähe von Thiago, um den Spanier nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, dafür hatte Fabinho mehr Ballkontakte.
Sonstiges
Liverpool hatte mehr Ballbesitz (54%) und schoss 24 Mal auf das Tor von Real, doch am Ende ging Madrid mit dem Pokal nach Hause. Real riskierte nichts und wenn man mal den Ball verlor, passierte dies meist weit weg vom eigenen Tor und die Abwehrspieler hatten genügend Zeit, sich wieder zu positionieren.
David James lobte in der Anfangsphase den Einfluss von Thiago auf das Liverpool-Spiel, von ihm ging nahezu jede gefährliche Szene aus. Doch als Thiago zunehmend untertauchte, wurde auch das Spiel der Engländer weniger zwingend. Dennoch brachte er es auf eine Quote von 94.4% angekommenen Pässen, ehe er in der 77. Minute für Naby Keïta Platz machte.
Liverpool, das in Paris sein 63. Pflichtspiel in dieser Saison absolvierte, wirkte vor allem im zweiten Durchgang nicht mehr so schnell und spritzig wie zuvor. Ganz anders Real, bei dem Modrić, der in der ersten Hälfte überhaupt nicht stattfand, zunehmend besser ins Spiel kam und immer wieder die Bälle geschickt verteilte.
Immer stärker wurde auf der rechten Abwehrseite auch Carvajal, der einige wichtige Tacklings ansetzen konnte. Wenig zur Geltung kam Liverpool mit seinen ansonsten so guten Standards, mit denen man auf dem Weg ins Finale schon acht Tore vorbereitet hatte. So folgte aus sechs Ecken nur ein Torschuss, den Henderson aber deutlich verzog. Die flachen Ecken von Alexander-Arnold (3 von 5) verpufften völlig wirkungslos, ganz anders als 2019, als er so einen Treffer von Divock Origi gegen Barcelona vorbereitet hatte.
Überhaupt gelang Liverpool in den 90 Minuten kein einziger gefährlicher Kopfball auf das Tor von Courtois, extrem ungewöhnlich für die Reds.
Die Trainer
Jürgen Klopp, Liverpool
"Wenn du gegen Real Madrid spielst und sie sich so weit zurückziehen, ist die Gefahr, in einen Konter zu laufen, enorm groß. Wir haben eine ganze Menge richtig gemacht, aber es hat nicht gereicht. Das müssen wir akzeptieren. Sie haben ein Tor geschossen und wir nicht – das ist die einfachste Erklärung in der Fußballwelt."
Carlo Ancelotti, Real Madrid
"Liverpool war sehr stark, aber man darf ihnen einfach keinen Platz im Angriff lassen, sonst bekommst du Probleme. Unsere Abwehrspieler haben diese Lücken extrem gut zugestellt. Geholfen hat uns, dass man das Spiel von Liverpool leichter entziffern kann als das von anderen Teams, weil sie eine sehr klare Spielidentität haben und wir uns darauf gut vorbereitet haben. Ästhetisch gesehen, war unser Spiel heute nicht besonders attraktiv, aber ihnen ins offene Messer zu laufen, wäre keine gute Idee gewesen."