Lilles Jonathan David: Von Haiti in die UEFA Champions League
Freitag, 18. Februar 2022
Artikel-Zusammenfassung
Lilles kanadischer Nationalspieler spricht im Interview mit UEFA.com über seine Entwicklung und über das, was ihm im Leben wichtig ist.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Jedes Mal, wenn Lille-Stürmer Jonathan David die Hymne der UEFA Champions League hört, wird er ganz kribbelig. "Ich bekomme dann eine Gänsehaut. Man realisiert dann, dass man es im Fußball ganz an die Spitze geschafft hat", erklärt der 22-Jährige in einem Interview für Next In Line, präsentiert von FedEx.
Der Kanadier musste auf dem Weg an die Spitze allerdings einige Umwege nehmen. In New York geboren, wanderte er als Baby mit seiner Familie nach Haiti aus, ehe er im Alter von sechs Jahren nach Kanada weiterzog. Seinen ersten Kontakt mit 'Soccer' hatte er erst einige Jahre später. "Wir haben bis dahin nur American Football gespielt", erinnert er sich. "Mit dem Fußball spielen habe ich mit zehn begonnen, als mein Vater mich in einer Mannschaft angemeldet hat."
David begeisterte sich schnell für Spieler wie Ronaldinho, Didier Drogba, Samuel Eto'o und Thierry Henry. Einen großen Verdienst an seiner Karriere hat vor allem sein damaliger Coach bei Ottawa Gloucester, Hanny El-Magraby. "Als ich dort mit elf angefangen habe, hat er uns gleich erklärt, dass er uns dabei helfen wolle, eines Tages einen Vertrag in Europa zu bekommen. Statt in die MLS-Akademie sollten wir nach Europa gehen, um dort Karriere zu machen."
Magraby schickte Video-Clips seiner Spieler an europäische Vereine und so hatte David Probetrainings in Salzburg und Stuttgart, ehe er mit 18 beim belgischen Klub Gent anheuerte. Nach nur sieben Monaten schaffte er dort den Sprung in die Profitruppe und traf bei seinem Debüt im August 2018 prompt gegen Zulte Waregem. "Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was mir damals durch den Kopf ging, aber es war einfach Freude pur."
David erzielte in 60 Ligaspielen 30 Treffer für Gent, ehe LOSC ihn im Sommer 2020 nach Lille lockte. Gleich in seiner ersten Saison in Frankreich traf er 13 Mal und hatte damit großen Anteil am sensationellen Meistertitel seines neuen Teams.
Eine erfolgreiche Titelverteidigung ist inzwischen in weite Ferne gerückt, aber immerhin lief es in der Champions League ziemlich gut für Lille und dessen neuen Torjäger, der drei Treffer erzielen konnte. Jetzt geht es im Achtelfinale gegen Chelsea.
Trotz seines komentenhaften Aufstiegs hat er seine Wurzeln in Haiti nicht vergessen. "Ich denke, es liegt daran, was mir mein Trainer damals mit auf den Weg gegeben hat. Fußball ist wichtig, aber er hat mir immer gesagt: 'Ein guter Mensch zu sein, ist das Wichtigste überhaupt. Die Leute werden sich immer daran erinnern, wie du als Mensch gewesen bist und wie du dich verhalten hast, nicht unbedingt, wie du Fußball gespielt hast.'"