Champions-League-Klassiker: Manchester United - Bayern 2:1
Montag, 1. Juni 2020
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Zum unglaublichen Endspiel von 1998/99 ist eigentlich alles gesagt - nur noch nicht von jedem. Bayern-Fans dürfen bei der Partie, die wir in voller Länge zeigen, in der 90. Minute abschalten.
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Das Comeback aller Comebacks, oder, zumindest aus Sicht des FC Bayern, "die Mutter aller Niederlagen": Wir stimmen auf das Endspiel von 1999 ein, dass es in voller Länge auf UEFA.tv gibt.
Hintergrund
Bis zur Gruppenphase jener Saison hatten United und Bayern in Pflichtspielen noch nie das Vergnügen miteinander gehabt. Bei den Partien in Manchester und München gab es keine Sieger, doch beide schafften es in die nächste Runde. Einige Monate später hatte United die Premier League sowie den FA Cup gewonnen und schickte sich nun an, das Triple zu holen.
Der FC Bayern schnupperte ebenfalls an einer denkwürdigen Saison. Ottmar Hitzfelds Truppe war bereits Meister und sollte zwei Wochen nach dem Finale der Königsklasse das Endspiel im DFB-Pokal bestreiten.
In seinem letzten Spiel für die Red Devils übernahm Peter Schmeichel die Kapitänsbinde des gesperrten Roy Keane, außerdem musste United auch auf Paul Scholes (ebenfalls Sperre) verzichten. Auf der Gegenseite fehlten ebenfalls zwei absolute Leistungsträger, denn der FC Bayern musste auf Linksverteidiger Bixente Lizarazu sowie Giovane Élber verzeichten.
Schlüsselspieler
Mario Basler: Der unkonventionelle Standardspezialist hatte mit einem Traumtor im Halbfinale den Weg ins Camp Nou geebnet. Auch gegen United schlug das Schlitzohr wieder zu. Als er in der 89. Minute ausgewechselt wurde, wähnte er sich bereits auf dem Champions-League-Thron...
Ole Gunnar Solskjær: Hatte im Old Trafford zu diesem Zeitpunkt bereits den Ruf des Edeljokers. Der norwegische Stürmer, der die meiste Zeit hinter dem Sturmduo Andy Cole und Dwight Yorke nur zweite Geige spielte, hatte im Februar 1999 als eingewechselter Spieler vier Tore in den letzten zwölf Minuten gegen Nottingham Forest erzielt.
Teddy Sheringham: Ähnlich wie Solskjær fand sich auch der englische Nationalspieler in jener Saison meist auf der Bank wieder. Mit dem Gewinn der Premier League hatte Sheringham erstmals in seiner Karriere einen großen Titel geholt und anschließend mit einem Tor gegen Newcastle zum Triumph im FA-Cup-Finale beigetragen.
So lief das Spiel
Bayern erwischte den besseren Start und ging durch ein Freistoßtor von Basler früh in Führung. Danach ging es fast nur in eine Richtung und es schien nur eine Frage der Zeit, ehe der FCB auf 2:0 erhöhen würde. Mehmet Scholl scheiterte mit einem Heber am Aluminium und Carsten Jancker traf nach einer akrobatischen Einlage nur die Latte. Die Hitzfeld-Elf hatte mehrere gute Chancen liegen gelassen und ging nur mit einem Tor Vorsprung in die Schlussphase.
United-Trainer Sir Alex Ferguson hatte mit Sheringham bereits eine frische Offensivkraft gebracht und spielte weniger als zehn Minuten vor Schluss mit Solskjær seine letzte Trumpfkarte. In der Nachspielzeit gab es dann zwei folgenschwere Ecken, an denen beide Joker entscheidend beteiligt waren...
Stimmen
Sir Alex Ferguson, Trainer United: "Football, bloody hell" [übersetzt etwa: Fußball, du heilige Sch****!]
Lothar Matthäus, Bayern: "Es kommt nicht oft vor, dass eine Mannschaft ein Endspiel auf so unverdiente Art und Weise verliert. Wir haben das Spiel 89. Minuten lang dominiert."
Ole Gunnar Solskjær, United: "Als Teddy das Tor gemacht hat, habe ich vor Freude laut geschrien. Ich war einfach nur happy, dass ich noch 30 weitere Minuten eines Champions-League-Endspiels mitmachen durfte. Dazu kam es allerdings nicht und Schuld daran bin einzig und allein ich selbst."
Stefan Effenberg, Bayern: "Es gibt keine Worte für so einen üblen Moment. Das war zu brutal."
Was passierte danach?
Manchester feierte innerhalb von zehn Tagen drei Titel und blieb auf nationaler Ebene für die nächsten Jahre das Maß aller Dinge. In der UEFA Champions League gelang der nächste Triumph erst 2008 mit einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Chelsea.
Bayern kassierte zwei Wochen nach der Kernschmelze in Barcelona auch im Endspiel des DFB-Pokals gegen Werder Bremen eine unnötige Niederlage. Der Kader blieb größtenteils zusammen und konnte 2001, als die Mannschaft eigentlich den Zenit schon überschritten hatte, mit purer Willenskraft den Titel in der Königsklasse holen.