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De Ligt über die Kunst des Verteidigens

Im Februar hat sich UEFA.com mit dem Innenverteidiger von Juventus über seine Zeit bei Ajax und die Kunst des Abwehrspiels unterhalten.

 Matthijs de Ligt wechselte im Sommer von Ajax zu Juventus
Matthijs de Ligt wechselte im Sommer von Ajax zu Juventus Getty Images

Der niederländische Abwehrspieler Matthijs de Ligt ist zwar erst 20 Jahre alt, aber als Ex-Kapitän von Ajax und Innenverteidiger bei Juventus hat er schon reichlich Erfahrungen sammeln können.

UEFA.com: Sie haben Ihre Karriere bei Ajax in einem extrem offensiv ausgerichteten Team begonnen. Hat das Ihre Arbeit erschwert?

Matthijs de Ligt im Ajax-Trikot
Matthijs de Ligt im Ajax-TrikotAFP via Getty Images

Matthijs de Ligt: Es war ganz schön schwer. Oft spielte ich alleine gegen einen gegnerischen Stürmer. In Italien hast du immer noch einige Mitspieler um dich, die dir dabei helfen, das ist schon etwas ganz anderes. Andererseits hat mich das zu dem Verteidiger gemacht, der ich heute bin. Ich habe keine Angst vor einem Eins-gegen-Eins und ich habe auch keine Probleme damit, sehr hoch zu stehen, denn das habe ich ja schon in der Ajax-Schule gelernt.

Stimmt es, dass Sie in der Ajax-Jugend auf verschiedenen Positionen gespielt haben, um Ihre technischen Fähigkeiten zu verbessern?

Ja, das stimmt. Bis ich 15 war, habe ich als offensiver Mittelfeldspieler gespielt und habe dabei auch einige Tore erzielt und auch Tore vorbereitet. Dann haben sie mir gesagt, es wäre besser für meine Karriere, wenn ich eine Position nach hinten rücken würde, auf den Posten des Innenverteidigers. Anfangs dachte ich mir: "Ich möchte kein Verteidiger sein", aber heute habe ich realisiert, dass mir meine Zeit als Mittelfeldspieler sehr geholfen hat. Inzwischen bin ich mit meiner Entwicklung sehr glücklich.

Wie entscheiden Sie, ob Sie eine Grätsche ansetzen oder sich zurückhalten?

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Letzte Saison bei Ajax habe ich nicht so viele Grätschen gezeigt. Denn wenn du eine Grätsche machst, hast du vorher entweder einen Fehler im Stellungsspiel gemacht oder du warst nicht nah genug an deinem Gegenspieler. Bei Ajax habe ich vielleicht alle drei Spiele mal gegrätscht, doch diese Saison bei Juventus habe ich gemerkt, dass ich wieder öfter grätsche und ich habe mich gefragt: "Hmm, warum mache ich das?" Dann habe ich begonnen, mein Spiel zu analysieren und bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser für mich wäre, mehr auf den Beinen zu bleiben und neben meinem Gegenspieler zu laufen als zu viel zu grätschen.

Klar mögen die Fans Grätschen, es sieht einfach spektakulär aus. Im Augenblick ist Virgil van Dijk für mich einer der besten Abwehrspieler der Welt, aber man sieht ihn praktisch nie eine Grätsche ansetzen; er steht immer zur richtigen Zeit am richtigen Fleck. Wo der Ball auch hinkommt, er ist schon da. Das ist das Wichtigste; die Fans sehen das nicht so, weil sie spektakuläre und harte Grätschen lieben, aber eigentlich ist eine Grätsche nur die allerletzte Option.

Hat sich die Kunst des Verteidigens in den letzten Jahren verändert?

Matthijs de Ligt kann auch grätschen
Matthijs de Ligt kann auch grätschenAFP via Getty Images

Ja, absolut. Auch die Rolle der Abwehrspieler hat sich entscheidend verändert. Anfangs hatte man einen großen Innenverteidiger, der die Kopfbälle gewinnen sollte und der den Ball nach vorne drosch und ihm gute Wünsche hinterher schickte. Jetzt läuft das ganz anders ab, schnelle Tacklings sind schon wegen VAR nahezu unmöglich. Man muss sauberer spielen: es ist wichtiger, ein gutes Auge zu haben und den Ball antizipieren zu können.

Juventus peilt den Gewinn der Champions League an
Juventus peilt den Gewinn der Champions League anAFP via Getty Images

Letzte Saison haben Sie mit Ajax das Finale der Champions League nur hauchdünn verpasst. Träumen Sie jetzt davon, mit Juve den Titel zu holen?

Man muss immer daran glauben. Jede Mannschaft, die noch im Rennen ist, träumt doch davon, den Titel zu gewinnen, weil alle ganz dicht beisammen sind. Es gibt so viele gute Mannschaften, man kann also nicht sagen, der oder der muss den Titel holen. Wir werden unser Bestes geben und wir wissen, dass wir eine Mannschaft haben, die es schaffen kann. Wir müssen an den entscheidenden Abenden aber auch zeigen, dass wir diesen Titel wirklich wollen. Und natürlich brauchen wir auch ein bisschen Glück. Wir haben die Qualität, aber man muss abwarten, ob wir den Titel auch wirklich holen können.