Klassiker der Champions League: Manchester United - Real Madrid 4:3
Mittwoch, 8. April 2020
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Dieses Spiel hatte alles zu bieten: Das dramatische Viertelfinale von 2003 gibt es bei UEFA.tv auf Abruf in voller Länge. Hier ein kleiner Appetithappen.
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Real Madrid reiste nach einem 3:1-Erfolg im Hinspiel mit breiter Brust ins Old Trafford, geriet dort aber in der Schlussphase noch ins Schwitzen, ehe der Halbfinal-Einzug unter Dach und Fach war.
Hintergrund
Die "Galácticos" hatten mit dem Triumph in der Königsklasse 2001/02 ihren Zenit erreicht und danach an Konstanz verloren. Dennoch war Real Madrids All-Star-Truppe an einem guten Tag weiter in der Lage, jede andere Mannschaft der Welt in ihre Einzelteile zu zerlegen. Vor allem der Sturm war herausragend besetzt: Neuzugang Ronaldo traf in der spanischen Liga wie am Fließband und im Hinspiel gegen United zeigte Raúl González seine ganze Klasse. Beim 3:1-Sieg gelang ihm ein Doppelpack, allerdings musste er das Rückspiel krankheitsbedingt aussetzen. Bestand also noch Hoffnung für Sir Alex Ferguson und United?
Schlüsselspieler
• Ronaldo: "El Fenomeno" hatte Brasilien mit acht Treffern zum Titel bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2002 geschossen, musste danach aber immer wieder verletzungsbedingt kürzer treten. In seiner ersten Saison bei Real hatte er bis zum Rückspiel lediglich zwei Treffer in der UEFA Champions League markiert. In Abwesenheit von Sturmpartner Raúl stand er im Old Trafford besonders im Rampenlicht...
• Ruud van Nistelrooy: Der Niederländer hatte die UEFA Champions League 2001/02 als Toptorjäger abgeschlossen (10 Treffer) und war auch 2002/03 bis zu diesem Zeitpunkt mit elf Treffern stark unterwegs.
• David Beckham: Der langjährige Superstar der Red Devils war auf die Bank verbannt worden, nachdem es in der Kabine zu einem Disput mit Sir Alex gekommen war. Der Trainer hatte bei einer FA-Cup-Niederlage gegen Arsenal auch einen Schuh in Richtung Beckham getreten. Ein Abgang schien zu diesem Zeitpunkt mehr als wahrscheinlich, aber konnte er der Mannschaft noch etwas geben?
Was dann passierte
Bei toller Atmosphäre im "Theatre of Dreams" hatte Van Nistelrooy das 1:0 für die Hausherren auf dem Fuß, doch die Führung fiel nach zwölf Minuten auf der Gegenseite durch Ronaldo. Van Nistelrooy glich kurz vor der Pause aus, doch wieder war es Ronaldo, der nach dem Seitenwechsel die Hoffnungen der Red Devils ausbremste.
Es ging weiter hin und her: Iván Helguera fälschte einen Schuss von Juan Sebastian Verón ins eigene Netzt ab, ehe Ronaldo sein drittes Tor markierte und Real nach Hin- und Rückspiel jetzt mit 6:3 in Führung brachte. Alles vorbei? Aufgeben kommt in der DNA von United nicht vor und so erlebte das Old Trafford eine denkwürdige Schlussphase. Der eingewechselte Beckham zirkelte erst einen Freistoß zum Ausgleich ins Tor und machte fünf Minuten vor Schluss das 4:3. Mehr war für die Engländer aber nicht drin.
Den letzten Höhepunkt lieferten die Zuschauer: Als Ronaldo kurz vor Schluss ausgewechselt wurde, erhielt er von allen Fans im Stadion Standing Ovations.
Reaktionen
David Beckham, United: "Ronaldo hat uns zerstört. Die Fans in Manchester haben ein feines Gespür und haben gemerkt, dass es ein Privileg war, solch ein Fußballspiel live miterleben zu dürfen. Ronaldo hat so viel Applaus erhalten, als wäre er ein United-Spieler."
Ronaldo, Madrid: "Diesen Abend werde ich nie vergessen."
Vicente Del Bosque, Trainer von Madrid: "Das Spiel hätte in beide Richtungen gehen können. Die Zuschauer haben sich vorbildlich verhalten, die Spieler ebenso. Es war ein fantastischer Abend."
Sir Alex Ferguson, Trainer von United: "Es war eine Ehre, bei solch einem Spiel dabei zu sein. Es war Fußball von unglaublicher Vorstellungskraft."
Außerdem an diesem Abend
Der AC Milan stand im Heimspiel gegen Ajax kurz vor dem Aus. Nach einem torlosen Hinspiel stand es im San Siro in der Nachspielzeit 2:2, ehe Jon Dahl Tomasson die Elf von Carlo Ancelotti ins Halbfinale gegen Stadtrivale Inter schoss.
Was danach passierte
Real schied im Halbfinale gegen Juventus und musste den Traum von "La Décima" – dem zehnten Triumph in der Königsklasse – begraben. Erst 2014 sollte der große Wurf erneut gelingen. Im Sommer trennten sich die Königlichen von Del Bosque und stellten Carlos Queiroz als seinen Nachfolger vor. Dieser erhielt mit Beckham einen weiteren Superstar hinzu, die folgende Spielzeit wurde gemessen an den hohen Erwartungen aber ein Desaster.
Real verlor das Endspiel im Copa del Rey, schied in der UEFA Champions League im Viertelfinale gegen Monaco aus und kassierte in der Liga zum Abschluss fünf Pleiten in Folge, so dass Valencia noch an den Madrilenen vorbeiziehen konnte
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