Gianluigi Buffon: "Schicksal machte aus mir einen Torwart"
Dienstag, 17. November 2015
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"Das Schicksal machte aus mir einen Torwart" - es ist 20 Jahre her, dass Gianluigi Buffon sein Profidebüt gab und UEFA.com blickt zurück auf die Karriere des großen italienischen Schlussmannes.
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"Wir hätten den Sieg verdient gehabt, haben die drei Punkte aber nicht, weil Buffon im Tor Parmas stand." Das waren die Worte von Milan-Coach Fabio Capello, nachdem seine starke Rossoneri-Mannschaft am 19. November 1995 im Tardini-Stadion nur ein torloses Remis erreicht hatte.
Zwanzig Jahre sind seit dem spektakulären Debüt von Gianluigi Buffon in der Serie A vergangen. Da Luca Bucci verletzt war, entschied sich Parmas Trainer Nevio Scala dazu, den 17-Jährigen gegen eine Milan-Elf aufzustellen, welche die ganze Saison dominieren würde. Doch dies sollte ein Spiel werden, das der spätere Meister nicht gewinnen konnte, denn Buffon zeigte, warum ihm Scala das Vertrauen zurecht gegeben hatte. Der Teenager kam zwei Mal von der Linie und parierte im Eins-gegen-Eins Chancen von Roberto Baggio und George Weah – beide gewannen in ihrer Karriere den FIFA Ballon d'Or – ehe er aus kurzer Distanz auch noch gegen den eingewechselten Marco Simone rettete.
Der Rest ist Geschichte. Buffon gewann 1999 mit Parma den UEFA-Pokal und wurde zum teuersten Torwart der Fußballgeschichte, als er 2001 für 52 Millionen Euro zu Juventus wechselte. 14 Jahre später hat er mehr Minuten für die Bianconeri gespielt als jeder andere Spieler in ihrer Geschichte und dabei sechs Scudettos gewonnen.
Die Karriere des heute 37-jährigen hätte aber auch anders verlaufen können, hätte er nicht auf den Ratschlag seines Vaters gehört. "Ich habe wie alle Kinder mit dem Fußball angefangen, nicht im Tor, sondern als Feldspieler", sagte Buffon zu UEFA.com. "Ich habe gerne Tore geschossen, letztendlich geht es bei diesem Sport ja darum, Tore zu schießen. Im Alter von sechs, sieben Jahren habe ich im Mittelfeld oder als Libero gespielt, und um ehrlich zu sein hat mir das sehr gut gefallen. Ich war ein sehr aktives Kind."
Selbst 1988, als er zum ersten Mal im San Siro auflief, war er noch ein Mittelfeldspieler. Es war damals ein Spiel zwischen zwei Kinder-Auswahlmannschaften aus seiner Heimat Toskana und der Region Veneto. "Aber das Schicksal hat mich zum Torwart gemacht", fügte Buffon hinzu. "Mein Vater schlug vor, dass ich mal versuchen sollte, im Tor zu spielen. Ich wollte eigentlich immer im Zentrum des Geschehens stehen, verschiedene Situationen erfahren und verschiedene Herausforderungen ausprobieren. Ein Jahr lang wollte ich es mal im Tor probieren, um danach wieder als Feldspieler zu spielen."
Dazu sollte es nicht kommen.
"Ich denke, nach rund fünf oder sechs Monaten wurde ich ein ziemlich guter Torwart, da ich dazu wohl Talent hatte, sofort wurde mir eine Menge Aufmerksamkeit zuteil", so Buffon. "Ein Jahr später spielte ich auf diesem komplett neuen Weg bereits für Parma."
Erfolge hat es seitdem reichlich gegeben, auch wenn der Sieg in der UEFA Champions League in seinem Lebenslauf noch fehlt. Er kam dem allerdings schon sehr nahe, zwei Mal stand er mit Juve im Endspiel und konnte sich dort jeweils auszeichnen. "Ich weiß heute noch nicht, wie er an diesen Kopfball rankam", sagte Filippo Inzaghi gegenüber UEFA.com, nachdem Buffon ihm im Finale 2003 den Torerfolg versagt hatte, doch letztendlich gewann Milan im Elfmeterschießen.
Zwölf Jahre später stand Buffon erneut im Endspiel, doch Juve musste sich Barcelona mit 1:3 geschlagen geben. Erneut präsentierte sich die Nummer eins der italienischen Nationalmannschaft in starker Form, rettete sensationell gegen Dani Alves und hielt damit seine Mannschaft bis fast zum Ende im Spiel.
Buffon, mit 153 Einsätzen (und ein Ende ist noch nicht absehbar) Italiens Rekordnationalspieler, unterlag auch im Endspiel der UEFA EURO 2012 gegen Spanien. Kommenden Sommer hat er jedoch eine weitere Gelegenheit, dem Gewinn der FIFA-WM 2006 mit Italien auch den Triumph bei einer UEFA-Europameisterschaft folgen zu lassen. In Berlin siegten die Azzurri damals auch dank einer Parade Buffons gegen Zinédine Zidane.
"Meine erste Erinnerung an die Nationalmannschaft ist die WM 1982", erinnerte sich Italiens Kapitän. "Ich erinnere mich an die Tage bei uns zuhause oder bei meinem Onkel, als die ganze Familie zu langen Abendessen zusammenkam und dann die Spiele anschaute. Aber ich erinnere mich auch daran, dass ich während der Spiele auf den Balkon oder nach draußen ging, um zu spielen."
"Es ist schön, sich daran zu erinnern, wie ich auf dem Balkon all die Freudenschreie oder die der Enttäuschung meiner Familie hörte." Davon dürfte es weitere geben, sollte Buffon im kommenden Sommer – dann wird er 38 sein – die torhungrigen Stürmer Europas wieder leer ausgehen lassen.