2010/11: Eine wahrhaft grandiose Champions-League-Saison
Montag, 30. Mai 2011
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Die UEFA Champions League geht nach einem atemberaubenden Endspurt in die Sommerpause. UEFA.com lässt die vergangenen Monate Revue passieren und bringt Ihnen die elf besten Momente der Königsklasse 2010/11.
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Eine denkwürdige UEFA-Champions-League-Saison ist vorbei und UEFA.com blickt auf elf der größten Ereignisse zurück - angefangen mit dem rasanten Aufstieg eines Gareth Bale, bis hinzu dem bemerkenswerten Comeback von Raúl González mit dem FC Schalke 04.
Bale spielt Inter schwindelig
Bestimmt konnte nicht jeder Fan vom FC Internazionale Milano vor der Saison etwas mit dem Namen Gareth Bale anfangen, doch vergessen werden sie ihn sicherlich nie. Der Champions-League-Neuling erzielte am zweiten Spieltag gegen den FC Twente sein erstes Tor, jedoch war es sein Auftritt im San Siro, der die wahre Ankunft von Bale auf Europas großer Bühne einläutete. Tottenham Hotspur FC und Bale lagen bereits mit 0:4 hinten, ehe der 21-jährige mit einem sensationellen Hattrick eine atemberaubende Aufholjagd startete. Letztendlich reichte es aber nicht, Inter den Sieg noch zu nehmen, doch Bale bestätigte seine Leistung im Rückspiel an der White Hart Lane, indem er beim 3:1-Sieg der Spurs den erfahrenden Maicon das ein oder andere Mal schwindelig spielte.
Messi: Eine Klasse für sich
Bereits in vergangenen Saison besiegelte Lionel Messi mit vier Treffern das Schicksal von Arsenal FC in der UEFA Champions League und als die Mannschaft von Arsène Wenger im diesjährigen Achtelfinale einen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel ins Camp Nou mitnahm, hatten sie sicher einen Plan, den quirligen Argentinier in den Griff zu bekommen. Jedoch ist gegen Messi noch kein Kraut gewachsen. Mit zwei Treffern trug er abermals maßgeblich zum 3:1-Sieg und dadurch auch zum Viertelfinaleinzug des FC Barcelona bei. "Messi ist unser Genie. Er ist derjenige, der uns in schwierigen Spielen auf die Siegerstrasse bringt", schwärmte Daniel Alves. Im Viertelfinale bekam der FC Shakhtar Donetsk die Klasse von Messis zu spüren, als Barça mit einem 5:1-Hinspielsieg bereits alles unter Dach und Fach brachte. "Unser größtes Defizit heute war die Tatsache, dass Lionel Messi nicht für uns gespielt hat. Hätte er bei uns gespielt, bin ich mir sicher, dass wir Barcelona geschlagen hätten", sagte Trainer Mircea Lucescu über den Stürmer, der diese Saison 56 Pflichtspieltore erzielt hat und mit zwölf Treffern auch erfolgreichster Goalgetter in der UEFA Champions League war.
Marseille stellt neuen Rekord auf
Mit dem höchsten Auswärtssieg in der Geschichte der UEFA Champions League knüpfte der ehemalige Titelträger Olympique de Marseille im November gegen den MŠK Žilina an alte Zeiten an. Der 7:0-Kantersieg in der Slowakei kam jedoch etwas überraschend, hatte OM doch zuvor in den ersten beiden Gruppenspielen kein Tor erzielen können und am dritten Spieltag reichte im Stade Vélodrome ein 1:0, um die Mannschaft von Pavel Hapal zu bezwingen. "Es kommt nicht oft vor, dass eine Mannschaft in der Champions League mit sieben Toren gewinnt. Deshalb glaube ich, dass wir viel Selbstvertrauen durch dieses Spiel erhalten werden", erklärte Spielmacher Mathieu Valbuena und er sollte Recht behalten. Zum ersten Mal in diesem Jahrhundert sicherte sich Marseille einen Platz in der K.o.-Phase.
Uniteds (fast) unbezwingbare Abwehr
Eigentlich steht Manchester United FC für Offensivfußball, in dieser Saison ist ihr Erfolg jedoch direkt auf die schier unüberwindbare Abwehr zurückzuführen - jedenfalls konnte man dies bis zum Endspiel behaupten. Das Weltklasse-Abwehrduo Nemanja Vidić und Rio Ferdinand heimst dabei oft alle Lorbeeren ein, in dieser Spielzeit waren es aber Chris Smalling und Patrice Evra, die am häufigsten auf dem Platz standen. Ganze vier Treffer ließ United auf dem Weg zum Finale in zwölf Partien zu. Sir Alex Ferguson lobte den 21-jährigen Smalling für seine "beeindruckende Vorstellung" nach dem torlosen Unentschieden bei Olympique de Marseille. In der Geschichte haben es zuvor Arsenal FC und AFC Ajax geschafft, mit bloß zwei Gegentreffern in das Finale einzuziehen. Bei Ajax stand in der Saison 1995/96 übrigens ein gewisser Edwin van der Sar im Tor.
Zahavis Kunstschuss aus dem Nichts
Ohne jeden Zweifel beschrieb Eran Zahavi sein Traumtor gegen Olympique Lyonnais als "schönsten Treffer" seiner Karriere. Sein sagenhafter Fallrückzieher im Stade de Gerland brachte nicht nur die mitgereisten Fans zur Ekstase, auch ehemalige Lyon-Stürmerlegenden wie Bernard Lacombe und Sonny Anderson staunten nicht schlecht. Hapoel Trainer Eli Gutman stufte den Treffer sogar als "eines der schönsten Tore, das die UEFA Champions League je gesehen hat" ein.
"Mr. Champions League" bringt den Pott zum Kochen
Als eine lebende Legende mit 33 Jahren von den Königlichen aus Madrid in den Ruhrpott wechselte, war die Sensation perfekt. Nicht wenige wunderten sich über die Entscheidung von Raúl González, bei den Königsblauen anzuheuern. Jegliche Zweifler wurden jedoch schnell eines Besseren belehrt. Angetrieben von dem spanischen Matador erreichte der FC Schalke 04 erstmals in der Klubgeschichte das Halbfinale der Königsklasse. Nach dem historischen Sieg über den FC Internazionale Milano feierten ihn die Schalker-Fans zurecht noch lange in die Nacht hinein. Bei den Teamkollegen unglaublich beliebt, erhielt der Goalgetter von Christoph Metzelder den passenden Spitznamen "Mr. Champions League". Mit nun 71 Treffern führt Raúl die ewige Torschützenliste der UEFA Champions League an. "Raúl ist einfach unfassbar. Er trifft im Training, er trifft in Spielen ... Er kann für uns jederzeit den Unterschied ausmachen", beschreibt Edu seinen Stürmerkollegen.
Wie ein alter Wein
Gleich zweimal wurde der Rekord des ältesten Torschützen in der UEFA Champions League diese Saison geknackt. In seiner 16. Spielzeit beim FC Internazionale Milano schrieb Javier Zanetti mit seinem Tor gegen Tottenham Hotspur FC Geschichte. Mit 37 Jahren und 71 Tagen war er der älteste Torschütze der Champions-League-Historie. Der Argentinier wurde aber noch einmal übertrumpft, denn bloß sechs Monate später netzte Ryan Giggs mit 37 Jahren und 148 Tagen gegen den FC Schalke 04 ein und übernahm somit den Titel des ältesten Torschützen der Königsklasse.
Körperbetonte Dänen messen sich mit den Besten
Einen Riesenerfolg verbuchte der FC København, nachdem sich der Hauptstadtklub als erster dänischer Verein überhaupt für die K.o.-Phase qualifizieren konnte. Die Mannschaft von Ståle Solbakken legte in den ersten beiden Gruppenspielen mit Siegen über FC Rubin Kazan und Panathinaikos FC den Grundstein für den historischen Erfolg. Hinzu kam ein denkwürdiges 1:1 gegen den späteren Titelträger FC Barcelona. "Wir haben mit der besten Mannschaft der Welt für weite Teile des Spiels mithalten können", erzählte Solbakken. "Das Unentschieden gegen eine Mannschaft gespickt von Weltstars war zumal nicht unverdient." Sein Gegenüber, Josep Guardiola, war beeindruckt: "Noch nie habe ich gegen so eine starke, körperbetonte Mannschaft gespielt." Im Achtelfinale mussten sich die Dänen aber Chelsea FC geschlagen geben.
Shakhtar schafft die Sensation
Obwohl FC Shakhtar Donetsk im Viertelfinale mit 6:1 gegen den FC Barcelona unterging, war Vereinspräsident Rinat Akhmetov voller Euphorie: "Ich glaube an ein stetigen Prozess, Schritt für Schritt. Eines Tages werden wir die Champions League gewinnen." Die Leistungen der Ukrainer waren durchaus beeindruckend. Die Gruppenphase haben sie vor Arsenal FC als Gruppensieger beendet und im Achtelfinale beseitigten sie auf sensationelle Art und Weise die AS Roma. Deshalb fand auch Roma-Trainer Claudio Raniere Worte, die Akhmetov in seiner Theorie beflügeln sollten: "Sie haben junge, talentierte Spieler. Sie spielen einen sehr ansehnlichen Fußball, der vom Ballbesitz geprägt ist und finden stets eine Anspielstation. Sie erinnern mich an die Spielweise vom FC Barcelona." Und zu was Barça in der Endstufe der Entwicklung fähig ist, konnte Akhmetov ja im Viertelfinale am eigenen Leibe erfahren.
Der ewig junge Holländer setzt weiterhin die Maßstäbe
Vor siebzehn Jahren gewann Edwin van der Sar die UEFA Champions League. Ein dritter Titel sollte folgen, doch im Finale von Wembley war die Barça-Offensivpower zu übermächtig. Mit einem Sieg hätte der frühere Torhüter vom AFC Ajax und Juventus Turin den Rekord des ältesten Champions-League-Siegers von Paolo Maldini übernommen. Viele halten den heutzutage 40-Jährigen noch immer für einen der besten Keeper der Welt. Doch dies war nicht genug, um in seinem letzten Spiel als Profifußballer die Übermacht aus Barcelona aufzuhalten. Trotzdem kann der frühere Elftal-Schlussman auf eine einzigartig erfolgreiche Karriere zurückblicken.
London muss sich weiter gedulden
Es ist schon kurios, dass es noch nie eine Mannschaft aus der Hauptstadt Englands geschafft hat, sich zum König Europas zu krönen. Dabei hätte in diesem Jahr sogar ein Heimspiel gewunken, allerdings brachten es Arsenal, Chelsea und Tottenham nicht fertig, das Finale im Wembley-Stadion zu erreichen. Lediglich Manchester United hielt die englischen Fahnen hoch, was für die Fans der Londoner Teams aber kein wirklicher Trost sein dürfte.